Review

"Planet of the Apes" besitzt schon längst den Status eines bedeutenden Science Fiction Klassikers: formal anständig (besonders die Maskenbildner haben gute Arbeit geleistet, ohne die der Film sicherlich ungleich weniger verdaulich geraten wäre), mit löblicher Botschaft und teilweise treffenden satirischen Seitenhieben ausgestattet und zudem ein grandioser Kassenerfolg, dem 1970 bis 1973 jedes Jahr eine Fortsetzung folgte, die 1974 als TV-Serie fortgesetzt und 2001 schließlich von Tim Burton etwas uninspiriert zum Remake verarbeitet worden ist (das weder als Beispiel Burtonscher Ästhetik überzeugt, noch als satirisch-kritisch angelegte Sci-Fi-Story).

Seinen Status als Genreklassiker wird "Planet of the Apes" damit sicherlich nicht mehr verlieren; doch dieser Status sagt in erster Linie etwas über die Bedeutung des Films aus und stützt sich vor allem auf den ungeheuren Erfolg - was jedoch seine Qualität betrifft gibt es - trotz unbestreitbar souveräner handwerklicher Leistungen und lobenswerten ideologischen Ansätzen, die 1968 genau den Zeitgeist getroffen haben müssen - einiges zu bekritteln.

Der Film beginnt [Achtung: Spoiler!] mit mit der Bruchlandung des Astronauten Taylor und seiner Kollegen auf einem vermeintlich fremden Planeten. Was zu diesem Zeitpunkt keiner von ihnen weiß: sie sind längst schon wieder auf der Erde, auf der allerdings etliche Jahrhunderte vergangen sind. Schlimmer noch: die Menschheit hat sich mittlerweile selbst vernichtet, die Affen haben sich sprunghaft weiterentwickelt und deren Stellung übernommen.
Taylor macht ihre Bekanntschaft, als er zusammen mit seinen Kollegen erst auf eine Gruppe von Urmenschen trifft und dann zusammen mit diesen von Affen gejagt, eingefangen und verschleppt wird. Im Gegensatz zu seinen Kameraden (der eine wird präpariert und im Museum ausgestellt, der andere einer Lobotomie unterzogen, nach der er bloß dahinvegetiert) kann sich Taylor vergleichsweise behaupten: als Versuchsobjekt der Schimpansen-Wissenschaftler Cornelius und Zira macht er schnell deutlich, dass er sowohl sprechen, als auch schreiben, lesen und selbstständig denken kann. Während die Schimpansen, die aus dem rassistischen Blickwinkel der anderen Affenarten heraus eine eher minderwertige Stellung einnehmen, Taylor nun nicht wie einen bloßen Menschen behandeln und zudem als Beweis für ihren umstrittene Evolutionstheorie anführen wollen, stößt Taylor bei den Orang Utans gelinde gesagt auf wenig Gegenliebe. Für sie, allen voran Dr. Zaius, ist er die personifizierte Gefährung der religiösen Schöpfungsgeschichte, die dem Affen eine Sonderrolle zuschreibt.
Kurzerhand wird Taylor quasi der Prozess gemacht und ihm droht - sollte er nicht mit den religiösen Führern kooperieren - Kastration und Lobotomie.
Dieser Prozess ist freilich eine Farce, in der es bloß darum geht Vorurteile und Machtpositionen gleichermaßen zu festigen - er ist genauer gesagt eine Parodie auf den 1925er Affenprozess, der 1960 von Stanley Kramer recht populär als "Inherit the Wind" verfilmt worden ist (mit Spencer Tracy und Frederic Marsh): die drei vorsitzenden Orang Utans nehmen sogar die bekannte "Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen"-Position ein.
Die offenbare Ungerechtigkeit des Verfahrens führt dazu, dass Taylor mit Cornelius, Zira und einem weiteren Schimpansen in eine verbotene Zone flieht, wo man schließlich den Verfolgern gegenüber mit Relikten der alten Menschheit die Richtigkeit der Theorie von Cornelius und Zira beweisen kann.

Nun stellt sich heraus, dass diese Beweise Dr. Zaius keinesfalls eine neue Erkenntnis liefern. Tatsächlich weiß er mehr, als er zuvor behauptet hat: Dr. Zaius kennt und fürchtet die zerstörerische Kraft der Menschen, die es fertig gebracht haben, sich selbst  nahezu auszuradieren. Auf die schreckliche Wahrheit der Geschichte des Menschen lässt er schließlich auch Taylor stoßen, der in die Freiheit reitet (zusammen mit einer anhänglichen Urmenschenfrau), nur um anhand der Ruine der Freiheitsstatue zu erkennen, dass er nicht auf einem fernen Planeten, sondern auf der Erde der Zukunft gestrandet ist, auf der die Menschen den eigenen Untergang herbeigeführt haben.

"Planet of the Apes" ist insgesamt Kritik an vielem: an der Tierquälerei von Tierversuchen (die hier umgekehrt am Menschen ausgeübt wird) bzw. dem, was den Begriff des Speziesismus geprägt hat, an religiösem Fanatismus (über eine Parodie des Affenprozesses), an Rassismus (der minderwertige Status der Schimpansen) und Militarismus (der Menschen, die sich selbst vernichten, aber auch der Gorillas, die hier größtenteils als Jäger bzw. Soldaten auftreten).
Dadurch, dass die Affen des Films keinesfalls Tiere sind, sondern ebensolche Wesen wie Taylor und seine Kollegen sind (während die Urmenschen hier von der Gestalt abgesehen tatsächlich etwas tierisches an sich haben), lässt sich im Film die Speziesismus-Thematik nicht immer klar von der Rassismus-Thematik trennen.
Hier genau liegt schon eines der Probleme der Aussage des Films, die auf den ersten Blick löblich, wenngleich naiv und plakativ ausfällt, sich bei genauerer Betrachtung jedoch als unhaltbar entpuppt: Gemahnt die noch nicht völlig gefestigte soziale Position der Schimpansen etwa noch an die Behandlung Farbiger (1968, im Todesjahr von Martin Luther King und in den ersten Lebensjahren der frisch entstandenen Black Power Bewegung, ein heißes Thema, das der vierte Teil ganz konkret ausformuliert), wird dieses Bild gleich wieder verworfen, wenn man sich anschaut, dass Schimpansen, Orang Utans und Gorillas (in dem ersten Serquel sogar deutlich stärker) tatsächlich anders, voneinander verschieden sind: die drei Gruppen nehmen völlig unterschiedliche Ideologien ein, die im dritten Teil der Reihe von Zira ganz direkt ausformuliert werden. "Planet of the Apes" zeigt artenbedingte Unterschiede (die den tatsächlichen Arten Schimpanse, Orang Utan, Gorilla freilich nicht entsprechen) im Mantel des Menschseins. Die jeweiligen Ideologien (nicht bloß Äußerlichkeiten) werden hier durch die unterschiedlichen Zugehörigkeiten zu einer anderen Affenart bedingt, womit sich das Bild vom Rassismus unter den Affen nicht halten lässt.
Ganz davon abgesehen ist die angestrebte Anti-Rassismus-Aussage sowieso schon etwas unglaubwürdig, bedenkt man, dass im Hollywood-System zu dieser Zeit außerhalb von Filmen mit Rassismus-Thematik (Sidney Poitier wäre hier zu nennen) kaum jemals ein farbiger Protagonist auftritt: so ist hier freilich auch der Star Charlton Heston der Protagonist des Films und nicht etwa sein farbiger Kollege Jeff Burton, der als erster sehr früh sein Leben lässt. Romeros zeitgleich herausgekommene Independent-Produktion "Night of the Living Dead" (1968) wird (trotz oder wegen der nicht explizit thematisierten Rassismusschilderung) u. a. mit dem Entschluss zur farbigen Hauptfigur, die am Ende von einer Bürgerwehr abgeknallt wird, einer antirassistischen Aussage eher gerecht als "Planet of the Apes", der solch eine Aussage zwar anstrebt, aber dennoch in einem künstlerischen Umfeld angesiedelt ist, das über den Quotenneger noch immer nicht ganz hinweg ist.

Auch das pazifistische Anliegen ist nicht immer ganz gelungen: für die neuartige, langhaarige Jugendkultur der Zeit, deren Mitglieder sich selbst als "Freaks" bezeichneten und zwei Jahre später "Apeman" von den Kinks erfolgreich werden ließen, mögen die zotteligen Urmenschen, von äffischen, uniformierten Autoritätspersonen eingesperrt und gegängelt, zwar durchaus Identifikationspotential geboten haben - bedenkt man jedoch, dass die Urmenschen des Films im Prinzip die Rolle eines gemeinen Affen einnehmen, während die Affen quasi Menschen abgeben, wird das Bild von Polizeigewalt auf die Ebene der womöglich etwas fragwürdigen Tierhaltung runtergebrochen.

Dass der Orang Utan Dr. Zaius die Gefährlichkeit der Menschen kennt und letztlich weise eine Wiederholung der Dinge abwenden will, eröffnet sogar die Möglichkeit, die vorherigen Kastrations- und Lobotomiedrohungen bzw. -ausübungen als über den Utilitarismus zu rechtfertigende Notwendigkeit zu betrachten. So beeindruckend die Pointe auch ist, stellt der sie begleitende Wechsel der Charakterisierung von Dr. Zaius aber auch vorherige Aussagen wieder in Frage.
Das bekommt dem Film ebensowenig wie die Überlappung von Rassismus und Speziesismus bzw. die Übertragung von Artenunterschiede in die menschliche Form, die dann auch Pazifismus und Tierschutz durcheinanderwürfelt. Man muss dem Film jedoch zugutehalten, dass der Begriff des Spezieismus zu diesem Zeitpunkt noch nicht existierte und eine Reflexion über die Eignung seiner Bilder von daher noch nicht ganz so selbstverständlich gewesen ist.

Auch das Frauenbild ist zwar löblich, verkommt jedoch dann in der konkreten Umsetzung etwas. Dass Zira sehr selbstsicher, gescheit und gerecht auftritt ist erstaunlich, dass sie Charlton Hestons blankem Hinterteil während des Prozesses verfällt und ihm nahezu durchgängig gehorcht - wie auch die anhängliche Urmenschenfrau, über die er quasi freie Verfügungsgewalt hat - ist letztlich nicht ganz frei von chauvinistischen Anflügen, die um den harten, gut gebauten Charlton Heston kreisen, der mehrfach in der Rolle des Machos brilliert hat und auch hier phasenweise entsprechende Sprüche klopft, soweit ihm die Handlung dazu überhaupt Gelegenheit lässt.

Insgesamt weiß der Film als naiv-plakatives Sci-Fi-Märchen über Vorurteile und Gewaltbereitschaft sicherlich zu gefallen, eine adäquate Übertragbarkeit auf tatsächliche Missstände, die er dann nicht sofort selbst wieder unterläuft, kann er jedoch nicht liefern.

"Planet of the Apes" funktioniert als anspielungsreiches Sci-Fi-Abenteuer mit Witz in rasanter Inszenierung und ist in seinem löblichen Anliegen sicherlich auch nicht zu verachten. Ein wahrer Meilenstein ist dieser Genreklassiker jedoch nicht: Ihm geht sowohl die herausragende, unkonventionelle Form ab, die ebenfalls 1968 Stanley Kubrick mit "2001: A Space Odyssey" im Science Fiction Film abgeliefert hat, als auch die treffsichere Gesellschaftskritik, wie sie etwa George A. Romero 1968 mit "Night of the Living Dead" im phantastischen Film etablieren konnte. "Planet of the Apes" ist sicherlich noch ein guter Film, aber kein herausragender. Zumal die Warnung vom selbstverschuldeten Ende der Menschheit zwar eine glückliche Pointe abgibt, aber - zumindest aus der zeitlichen Distanz betrachtet, bei veränderter weltpolitischer Lage - keinesfalls eindringlich oder ernsthaft anmutet.

7/10

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