Musik voller Gefühl, Film voller Außenseiter-Charme
Die Coens sind Genies & mit Niemandem in Hollywood zu vergleichen. Sie machen intelligentes Kino für anspruchsvolle Menschen mit Geschmack - sind dabei aber cool genug um zumindest ab & zu den Geschmack größerer Massen zu treffen. Preise & Kultstatus erlangen ihre Filme eh im Alleingang. Genauso wie ihre Werke, immer etwas neben der Spur & gerade deswegen so auf den Punkt. Fast schon ein eigenes Genre, an dem sich die Schreiber-Konkurrenz immer noch die Zähne ausbeißt. Unkopierbar!
Die wunderschöne Retro-Folk-Dramödie "Inside Llewyn Davis" ist eine ihrer kleineren Perlen, die eher ein spezielleres Publikum anspricht. Neben den eingefleischten Coen-Fans natürlich, die sich alles der Brüder zu Gemüte führen. Es geht um einen erfolglosen Landstreicher/Folk-Talent, der sich mit seiner gefühlvollen Musik & ein paar Club-Gigs über Wasser hält. Er schläft meist bei Freunden & Bekannten, er schlägt sich mit entlaufenen Katzen, dem alltäglichen Frust & Fast-Vaterschaften herum... halt eine ganz normale Woche als Folk-Musiker & Bodensatz der Gesellschaft Anfang der 60s, kurz bevor der Pop so richtig Fahrt aufnahm. Und auch bevor Erfolg das Nonplusultra wurde.
Für mich ist "Inside Llewyn Davis" ein unheimlich gefühlvoller Film. Nicht nur während der erhabenen Folk-Einlagen in den verrauchten Clubs, auch während den langen Gängen durch die Straßen New Yorks & den grauen Wohnungen dieser Zeit legt sich eine Melancholie & Schönheit über d en Film, wie man sie nur selten sieht. Auch die durch die Bank grandiosen Schauspieler tragen den Film & lassen kaum Wünsche offen. Allen voran Oscar Isaac, der den abgehalvterte Verlierer absolut überzeugend spielt. Sicher eines der größten Talente der Traumfabrik, spielt er Llewyn zugleich verletztlich & unsympathisch, talentiert & doch verloren.
Natürlich kommt auch der Coen-Humor & das ganz spezielle Feeling nicht zu kurz. Unterschwellig, clever & nie zu abgehoben entstehen ganz natürlich Pointen, Situationskomik & satirische Momente - nicht nur durch die entlaufene Katze. Für Fans & Leute die Kunst zu schätzen wissen, ist der Film ein weiteres Fest. Für Skeptiker & Hater sicher der letzte Film, der sie nun endlich überzeugt. Der Zugang bleibt mühsam & langatmig. Auch wenn Folk so ziemlich die letzte Musikrichtung ist, die mich interessiert, war ich zeitweise gebannt & berührt. Ehrlich Texte, einfache Alltags-Geschichten, massig Gefühl - und nicht vergleichbar mit deutscher Volksmusik! Teilweise fühlt man sich wie in einer Zeitkapsel oder gar einer Zeitschleife - in eine so oft übersehene Epoche...
Fazit: intelligent, belanglos, intim, kräftig, lustig - irgendwo zwischen all diesen Stühlen & voller Folk-Magie! Eine einfühlsame Geschichte über das Scheitern & Künstler am Rande der Gesellschaft. Die Coens mit ihrem vielleicht kleinsten & zugleich einem ihrer raffiniertesten Werken!