kurz angerissen*
erstmals veröffentlicht: 11.05.2014
Beliebte bzw. massentaugliche Themen haben die Coens längst nicht mehr nötig. Mit einem Film über die New Yorker Folkszene der 60er kann man die Leute eigentlich jagen, aber „Inside Llewyn Davis“ bezieht seine ungeahnten Stärken gerade daraus, dass man ihn so gnadenlos unterschätzt. Mit der fiktionalen Doku um Llewyn Davis (Oscar Isaac), der dem Bob-Dylan-Förderer Dave Van Ronk nachempfunden ist, schöpft das Bruderpaar quasi aus dem Nichts die Magie der Komödie, aus einem Stoff, der eigentlich gar nicht zum Lachen geeignet ist, einem Stoff, der bei genauer Betrachtung nicht einmal unbedingt einer Erzählung würdig ist (wenigstens nicht würdiger als die Geschichte eines jeden anderen Straßenmusikers). Die Erzählung verläuft scheinbar linear, um sich dann immer an den Moment der Gelegenheit zu haften und Zufälle oder Möglichkeiten bestimmen zu lassen, was als nächstes geschieht. Wenn die Coens später die Heringe wieder einfangen, die sie schon früh ausgeworfen haben, wird dem einfachen Leben des Musikers auf beispiellos unaufdringliche Art und Weise eine Poesie verliehen, die hier eindeutig nicht nur von den Szenen ausgeht, in denen musiziert wird. Doch selbst diese Szenen atmen nicht das Showflair von „Ray“ und „Walk The Line“, sondern sind angenehm schlicht angelegt, eingefangen wie von einem unlackierten Rahmen aus Eichenholz. Ein wunderbares Roadmovie, das quasi im Vorbeigehen ein Szenepanoptikum des 60er New Yorks portraitiert und Isaac in der Hauptrolle die Aufgabe gibt, die Stimmung zu prägen, was ihm mit der perfekt getimten Comedy eines Mannes, der unter einem Scheißhaufen begraben steht und darüber nur noch die Schultern zucken kann, hervorragend gelingt. Ebenso wie der Katze.
*weitere Informationen: siehe Profil