"Und auf diese Weise wirst du sie machen: dreihundert Ellen die Länge der Arche, fünfzig Ellen ihre Breite und dreißig Ellen ihre Höhe."
Feuer, Wasser, Erde, Luft. Elemente der Natur und Auswahl der Möglichkeiten, sich gegen den Raubbau des Menschen und seinem unverantwortlichen und nicht an später denkenden Handeln, der fehlenden Nachhaltigkeit zu wehren. In der Gattung Katastrophenfilm, einer Mischung aus Action, Abenteuer, Drama wird gerade auch das Wasser als auf seine Art und Weise zerstörerische, und eben nicht nur lebensnotwendige Kraft eingesetzt, als sich auftretende Massen, die alles im Weg stehende um- und wegreißen, bei Schiffsunglücken unter sich begraben oder in Form von Eis zum Unterkühlen und Absterben bringen. Letzteres gerade in der Neuzeit und diversen preiswerten Kabelsendern ein beliebtes filmisches Sujet wurde früher eher auf die Überschwemmungen und die Gefahr des Todes durch Ertrinken gesetzt:
Als der nach vier Wochen Regen zum Platzen gefüllte Stausee des kleinen Städtchens Brownsville zusenden Touristen ordentlich was für's Auge bietet, aber auch mehr und mehr am Lecken ist, helfen bald auch notdürftige Sanierungsmassnahmen nicht mehr. Spätestens nachdem sein 13jähriger Sohn von einem dieser plötzlichen Drucklöcher und den weggesprengten Geröll am Kopf getroffen und leicht verletzt wird, ergreift Paul Burke [ Martin Milner ] Notfallhandlungen. Mithilfe eines seiner Piloten, Steve Branagan [ Robert Culp ], der kurz zuvor noch den Städter [ Roddy McDowell ] zu seinem Angelstützpunkt per Hubschrauber gebracht hat, lässt er unter Aufsicht des örtlichen Krankenhausarztes Dr. Ted Horne [ Whit Bissell ] schon mal die transportfähigen Intensivpatienten verlegen und das Hospital, darunter auch die Belegschaft wie die Krankenschwestern [ u.a. Barbara Hershey ] auf den Notfall einstellen. Zwar tut der zuständige Bauleiter Sam Adams [ Cameron Mitchell ] – dessen hochschwangere Frau auch gerade bei einem Arzttermin ist – am Damm selber alles, um diesen zu kitten, kann er aber aufgrund der Weigerung der Stadtoberen, v.a. des Bürgermeisters John Cutler [ Richard Basehart ] das brüchige Mauerwerk per Ablassen des Wassers zu entlassen, die Katastrophe nicht mehr aufhalten.
Hier wie auch folgend in Fire! - Horizont in Flammen a.k.a. Blutiger Horizont führt Irwin Allen als Zampano das Zepter des Produzenten und überlässt Earl Bellamy die Regie; womit er wohl zufrieden war, wenn man sich die Weiterbeschäftigung ansieht. Bellamy ist ein kleines Rädchen, ein Mann mit Erfahrung und Routine zwar, die aber vermehrt vom Fernsehen und seiner bis dato als anspruchslos geltenden Abfertigung von Massengeschmack in Dauerschleife her kommt. Ein Profi zwar, ein Handwerker aber, der zur gewünschten Zeit und dem vereinbarten Preis die besprochene und versprochene Leistung, das Produkt abliefert und dann zur nächsten Werksherstellung in der Tretmühle der Unterhaltung, dem Hamsterrad der Ablenkung übergeht.
Gemessen an diesen Maßstäben, die gleichzeitig Ein- und Beschränkung sind, ist Flood! genau das Erzeugnis, dass der Zuschauer erwartet und mit all den Vorzügen und den Klischees als Anhaltspunkte) derlei Geschichten bestückt. Man bekommt seine Stars, zwar zweiter Wahl eher und auch die von der kleinen Mattscheibe sind und nicht der großen Kinoleinwand herunter und in das heimische Wohnzimmer hereinspaziert, aber solide sind die hier Gebotenen auch und mit selbstklebender Zugkraft versehen, und überhaupt, woher nehmen und nicht stehlen. Die Geschichte von Don Ingalls, der bspw. auch Airport 2 - Giganten am Himmel geschrieben hat, sonst aber wie Bellamy selber auch vermehrt für das Fernsehen tätig war, vertraut leider ein wenig zu sehr auf der alten Mär' von den ungehörten Vorwarnungen, die der sachkundige Einzelgänger den Politikern und anderweitig Verantwortlichen da oben schon seit langem ausspricht, aber auf Granit stößt und so der Katastrophe sehenden Auges entgegengeht. Ein alter Hut von Plot, dass dem nachfolgenden Fire! bspw. gottseidank abgeht, hier aber die Gier und den Drang nach Kommerz – es ist Angelsaison und der Damm bzw. der See und seine Fische sind die touristische Haupteinnahmequelle – stellvertretend für die übliche Ausbeutung des Umweltsystem durch den kurzfristig denkenden Menschen in den Raum zur Diskussion und Überlegung stellt.
Wenigstens gibt es einige wache Personen, die in weiser Voraussicht schon mal Maßnahmen ergreifen, kurz bevor hier die biblische Strafe für all das Fehlverhalten hereinbricht; manche aus Selbstnutz und manche für den guten Zweck, was mehrerlei Personenkonstellation, vor allem bestehend aus drei Pärchen und ihre Handlungsweisen und Erlebnissen dem Film quasi die narrative Rückendeckung gibt. Im direkten Zentrum ist es eine eventuell bestehende, nun analog zum Damm auseinander zu brechen drohende Familie (Vater, Ehefrau, Tochter, Schwiegersohn), von denen jeder eine andere Meinung zur Debatte hat, und die Frauen auch schon aufgrund der Verwandtschaft zum alten Patriarchen gehalten haben, während der Neuankömmling plötzlich Rabatz macht und Alarm schlägt, und die angekündigte Flut in dieser Variante auch nur das Gimmick stellt.
Angenehm an dieser Art von (durchaus gescheit formulierten, verbalisierten,virtualisierten) Erzählung im Vergleich zu später gigantomanischen bzw. megalomanischen Filmen vor allem der jüngeren Art ist die Beschränktheit auf das Einfache, es steht ein überschaubarer Ort im Mittelpunkt und im Grunde ganz normale Personen, die nicht anschließend noch um die halbe Welt jetten und dort von einer Katastrophe in die nächste hineingehen [ siehe 2012, oder auch Day of Tomorrow und neuerdings San Andreas, der auch keine Pause zum Innehalten und Ausatmen lässt ]. Das porträtierte Brownsville, Linn County, Oregon existiert sogar und ist kein Phantasieort, sondern ein überaus normales, ländliches, bescheidenes, konservatives 'Kaff' inmmitten in der Weite Amerikas, dass keine Bewandtnis hat – mal abgesehen davon, dass später dort Stand by Me gedreht wurde und man für das fiktive Castle Rock herhielt – und keine eigene Lobby.
Wie für das Medium Fernsehen und den als Sparfuchs bekannten Allen, der berüchtigt auch für die Doppelt- und Dreifachverwendung von Kulissen und dem Recycling von Stock Footage war, ist die ab der Minute 60 einsetzende Flut dann eher der Anti-Höhepunkt, vor allem angesichts des vorherigen Geweses. Hier und da gibt es einige richtige Stuntaufnahmen, besonders Helikopterszenen – ursprünglich war eine entsprechende Serie über die Berufsgruppe angedacht , so à la Notruf California, bei dessen Ursprungsserie Adam-12 Martin Milner einer der beiden Hauptdarsteller war – , der Rest sind Miniaturbauten, die eher schlecht als recht sind und eben 'Dokumentarbilder' von tatsächlichen Überschwemmungen, die allerdings eher störend auffallen und sich nicht wirklich in das Inszenatorische integrieren. Wenn die Studiobauten für Detailaufnahmen geflutet werden, sieht es tatsächlich manierlich aus.