Bella Martha ist ein Film über eine Köchin und dementsprechend wird auch viel gegessen und gekocht. Für meinen Geschmack ist das sogar schon ein bisschen zu viel, denn es lenkt von der überraschend guten anderen Geschichte und den grandiosen Darstellern ab.
Allen voran muss man dabei natürlich Martina Gedeck erwähnen, die für ihre eigenwillige Darstellung der Martha, zu recht den Deutschen Filmpreis 2002 bekommen hat.
Gedeck spielt diese wirklich seltsam-unterkühlte Frau sehr schlüssig. Martha kennt nur Rezepte und das richtige Timing am Herd – aber ansonsten versteht sie nicht viel vom Leben.
Doch genau das muss sich schlagartig ändern, als sie unerwartet für die Tochter ihrer Schwester sorgen soll. Ganz ohne Mann und mit einer Arbeit, die stets spät beginnt und noch später endet, versucht sie plötzlich Verantwortung für ein zweites Leben zu übernehmen. Natürlich ist das nicht die einzige Herausforderung für Martha. Es gibt einen neuen Nachbarn und zu allem Ärger – wegen ihrer Ausfälle im Restaurant auch einen neuen Koch. Gleichzeitig häufen sich Probleme mit der Schule der Kleinen.
Das hört sich fast so an, als wenn der Film hektisch oder turbulent wäre – aber das Gegenteil ist der Fall. Wenn die Geschichte nicht gerade in der Küche spielt, überwiegen die ruhigen Momente. Die Schwierigkeiten wirken dadurch realistisch und doch wirkt der Film nie deprimierend – das ist wohl das größte Kunststück von Regisseurin Sandra Nettelbeck – stattdessen erzeugt der Film sehr häufig schöne Gefühle. Der einzige Kritikpunkt ist, dass das Ende zu abrupt erreicht ist.
Sehr gelungen sind bei „Bella Martha“ hingegen die witzigen Szenen mit Kunden im Restaurant. Das ewige Rezepteerzählen dürfte dagegen nicht jeden ansprechen. Grandios sind übrigens neben der Gedeck auch die anderen Darsteller, die dem Film seine große Glaub- und Liebenswürdigkeit verleihen.
Insgesamt ist der Film eine sehr schöne und angenehme Überraschung. Weil er trotz seines Anspruchs ein Unterhaltungsfilm bleibt und nie langweilig ist. Hinterher hat man sogar richtig gute Gedanken. So etwas kennt man sonst eher von großen Hollywoodfilmen, die mit riesigem Aufwand und viel Pathos arbeiten – aber … scheinbar geht es auch anders.
Nicht ganz verständlich ist deshalb, dass Hollywood trotzdem angeklopft hat und diesen ruhigen Film mit Catherina Zeta-Jones als Martha unter dem Titel „Spice of Life“ im März 2007 in die Kinos bringen will. Schließlich ist Zeta-Jones mit ihrer nahezu unglaublichen Präsenz und Ausstrahlung eine Ikone des Hochglanzkinos. Wohingegen die Martha von Gedeck nur in der Küche ein Derwisch ist und ansonsten eher unscheinbar und unsicher ist. Genau das ist auch der Schlüssel zur Beziehung mit der Tochter, was die eigentlich wichtigere Geschichte ist – aber kann Zeta-Jones über längere Strecken leise Töne spielen?