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Der liebe Normalbürger kann schon so seine Probleme bekommen, wenn ein psychopathischer Cop eine „Fatale Begierde“ für die Gattin hegt – wie uns dieser Film zeigt.
Es beginnt eher harmlos für das Ehepaar Karen (Madeleine Stowe) und Michael Carr (Kurt Russell) als ein Einbrecher in das Haus des Architekten und der Lehrerin einbricht. Er bedroht Karen mit einem Messer, doch flieht schlussendlich doch ohne sie zu verletzen. Doch für die recht biederen Normalbürger ist selbst das bereits ein großer Schock, wie man schnell merkt – und unrealistisch ist es auch nicht mal, sogar glaubwürdiger als viele Thriller, deren Protagonisten scheinbar erst nach exzessiven Gewalttaten geschockt sind.
Der nette Cop Pete Davis (Ray Liotta) und sein Partner untersuchen den Fall und Pete freundet sich ein wenig mit dem Ehepaar an. Doch bald merkt Michael, dass Pete einige psychische Probleme hat. Er will die Freundschaft beenden, doch Pete reagiert bedrohlich darauf. Bald stellt Michael fest, dass Pete zudem Interesse an Karen zu haben scheint…

„Fatale Begierde“ erfindet das Genre des Psychothrillers sicherlich neu, doch gelungene Genreunterhaltung liefert er doch, was zum Großteil an der Schauspielerriege liegt. Madeleine Stowe und Kurt Russell liefern ein überzeugendes Ehepaar ab und selbst Kurt Russell wirkt nie zu cool oder zu abgeklärt, sondern stets wie ein Normalbürger. Ray Liotta ist als psychopathischer Bulle sogar noch eine Spur besser, während die Nebendarstellerriege Solides leistet, aber kaum auffällt.
Erfreulich ist auch die Tatsache, dass Regisseur Jonathan Kaplan den Ball vergleichsweise flach hält und nie übertreibt oder auf Effekthascherei aus ist. Das Ehepaar wirkt nie übertrieben tough, stattdessen weisen sie sogar die Eigenschaft auf aus jeder Mücke einen Elefanten zu machen. Herrlich auch die kleinbürgerliche Ungläubigkeit mit der Karen und diverse Bekannte auf Michaels Beteuerungen reagieren, dass mit Pete etwas nicht stimmt. Ein psychopathischer Cop? Das passt nicht so recht in das Bild des braven Vorstädters, teilweise wird es auch totgeschwiegen und kommt erst ans Licht, wenn es fast zu spät ist.

Doch trotz dieser interessanten, wenig effekthascherischen Art hat „Fatale Begierde“ den Schönheitsfehler etwas sehr schleppend in Fahrt zu kommen. So zieht sich die erste Hälfte, in der man Pete und die Carrs kennen lernt doch ein wenig in die Länge und könnte ruhig etwas kürzer gefasst sein. Auch der Verlauf der Geschichte ist nichts unbedingt Neues, doch obwohl man das Ende bereits absehen kann, so ist der Weg dahin doch recht spannend gemacht.
Dies merkt man vor allem im Hälfte zwei, in der „Fatale Begierde“ erst so richtig Fahrt aufnimmt: Michael gerät zunehmend in Bedrängnis, da Pete am längeren Hebel sitzt und die Ereignisse überschlagen sich. Zudem geht es auch etwas deftiger zur Sache, denn Petes Psychopathentum zeigt immer extreme Auswüchse, was einige Charaktere schmerzlich erfahren müssen. Doch trotzdem wirkt die Gewalt nie selbstzweckhaft oder wie oberflächliche Action (noch nicht mal die Verfolgung eines flüchtigen Dealers), sondern passt zum Gut zum Kontext. Interessant auch der Ansatz, dass „Fatale Begierde“ zeigt, dass auch für die Carrs sich etwas im Leben verändert, sobald sie sich entscheiden ebenfalls gewalttätig zur Selbstverteidigung zu schreiten.

So bleibt unterm Strich ein gelungener Vertreter der Thrillergenres, dessen Einführung etwas zu lange dauert, der aber mit einem ordentlich aufgebauten Spannungsbogen und einer erfreulich wenig effekthascherischen Inszenierung überzeugt.

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