Die junge Effi wird verheiratet mit dem mindestens doppelt so alten Baron von Innstetten, der sie in die Provinz schleppt, wo er Landrat in dem verschlafenen Städtchen Kessin ist. Spukgeschichten über ihr Wohnhaus und die langen Geschäftsreisen ihres Mannes setzen Effi zu, weder der Apotheker Gieshübler noch die Sängerin Trippelli helfen ihr über Einsamkeit und Langeweile hinweg und auch mit der Geburt ihrer Tochter wird es nicht besser. Es passiert, was passieren muss: Mit Major Crampas tritt ein charmanter, schneidiger junger Herr in ihr Leben, in den sie sich natürlich verguckt. Die Begegnung kann nur katastrophal enden...
Der Film hält sich sehr nahe an der Romanvorlage von Theodor Fontane, wobei die Geschichte mehr oder weniger in Episoden erzählt wird (die durch „überbelichtete" Szenenübergänge voneinander streng getrennt werden), dazwischen gibt es öfters Zeitsprünge, Teile der Handlungen werden auch bloss per Zwischentitel oder von einem Erzähler (Fassbinder selbst) vermittelt (wobei man sich an den Text von Fontane hält. Sätze wie ). Diese episodische Erzählweise lässt die Geschehnisse ähnlich wie in einem Zeitraffer vorübergehen. Davon abgesehen hält sich die Inszenierung zurück und bleibt unauffällig, Fassbinder liebt lange Einstellungen und einfache Kamerabewegungen; die Bildkomposition ist allerdings wohlüberlegt; das schwarzweisse Filmmaterial steht dem Werk erstaunlich gut.
Auch die Schauspieler halten sich zurück und spielen unterkühlt, was im Zusammenhang mit den altertümlichen Dialogen ("Sie legte den Kopf in ihre Arme und weinte bitterlich") oftmals sehr gestelzt wirkt. Ab und zu schaffen sie es aber, trotz ihrer eingeschränkten Möglichkeiten mit einer subtilen Darstellung maximalen Effekt zu erzielen. Besonders Wolfgang Schenck als zugeknöpfter, emotional kühler und karrieresüchtiger von Innstetten beherrscht dies, aber auch die anderen Beteiligten stehen gar nicht mal so schlecht da (das gilt sogar für Uli Lommel als der gesellschaftskritische und freiheitsliebende Hallodri Major Crampas - wer hätte gedacht, dass der dreissig Jahre später unterirdisch miese Filme mit deutschen Möchtegern-Singstars dreht).
Hanna Schygulla in der Hauptrolle hat allerdings den Nachteil, mit ihren damals dreissig Jahren erheblich zu alt für die Rolle zu sein (keine Sekunde lang nimmt man ihr die teils noch Minderjährige ab - das wirkt ja bereits schon wie in alten amerikanischen B-Filmen wie DIE RACHE DER SCHWARZEN SPINNE, wo Teenager von Vierzigjährigen gespielt werden). Ausserdem ist es schwierig, bei der reservierten Schauspielerführung ein lebenslustiges, stürmisches junges Ding darzustellen, wenn der der Gipfel der erlaubten Ausgelassenheit etwas Schaukeln und ein wenig Herumhüpfen ist (da gewinnt der Ausspruch "Nicht so stürmisch, Effi!" doch was unfreiwillig Komisches).
Rainer Werner Fassbinder macht seinem Ruf alle Ehre und setzt dem Zuschauer hier ein recht sperriges Stück Film vor, das teils sehr theatralisch und gekünstelt rüberkommt, teils aber tatsächlich auch berührt, emotional packt und traurig stimmt (die Geschichte um die lebensfrohe junge Frau, die an den verknöcherten gesellschaftlichen Zwängen zerbricht, ist schon sehr tragisch, erst recht durch die „was kann man schon dagegen tun"-Attitüde selbst der Beteiligten, welche die Ungerechtigkeit eigentlich erkennen). An die ungewöhnliche Inszenierung muss man sich erst gewöhnen, aber das passiert schneller, als man glaubt, und schlussendlich gehen die monumentalen 140 Minuten Laufzeit trotz einiger Längen erstaunlich schnell und dabei doch unterhaltsam vorbei.