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Schon lange gibt es Theorien, die besagen, dass der King of Rock ’n’ Roll, Elvis Presley, noch am Leben ist. Dem ist tatsächlich so, allerdings ruft seine Lage kaum noch Erinnerungen an den Glanz vergangener Tage zurück. Der King (Bruce Campbell) ist mittlerweile stark in die Jahre gekommen und fristet seine Tage in einem trostlosen Altersheim in Texas. Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen? Einst engagierte Elvis den Imitator Sebastian Haff, der ihn eine Zeit lang vertreten sollte, um etwas Abstand vom Showbussines bekommen zu können. Haff, der jedoch schwer drogenabhängig war, starb eines Tages unerwartet in der Öffentlichkeit und nun stand der King ganz schön blöd da, hielt ihn doch alle Welt für tot. Er machte jedoch das beste daraus und trat fortan selbst gelegentlich als Elvis-Imitator auf, bis ein Sturz von der Bühne ihn eines Tages zu einem Pflegefall machte.

Das jetzige Leben des King's ist geprägt von Langeweile und Resignation. Natürlich glaubt ihm niemand, dass er der wirkliche Elvis ist, seine Pflegerin (Ella Joyce) behandelt ihn wie ein Baby und an seinem besten Stück macht sich eine eitrige Krankheit breit. Elvis' einziger Freund ist der anscheinend verrückte, schwarze Jack (Ossie Davis), der sich selbst für den ehemaligen Präsidenten John F. Kennedy hält. Als Elvis ihn darauf hinweist, dass JFK ein weißer war und schon lange tot ist, meint dieser nur, dass hinter alledem eine Verschwörung der Regierung steckt, die ihn schwarz eingefärbt hätte. Eines Tages wird Jack, bzw. JFK auf ägyptische Schriftzeichen auf der Toilette aufmerksam, die er mit den gehäuften Todesfällen der letzten Zeit in Verbindung bringt. Er vermutet, dass eine Mumie in dem Altenheim ihr Unwesen treibt, die ihren hilflosen Opfern die Seele stiehlt. Als Elvis kurz darauf von einem Skarabäus angegriffen wird, sieht auch er ein, dass irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugeht. JFK soll mit seinen Vermutungen recht liegen, denn das Altenheim wird des Nachts tatsächlich von einer Cowboyhut-tragenden Mumie heimgesucht. Aus diesem Grund entschließen sich die beiden alten Männer dazu, sich noch ein letztes Mal nützlich zu machen und das Monster zu bekämpfen..



Dass der B-Movie Sektor eine weitaus zuverlässigere Anlaufquelle für verrückte Ideen und Kreativität als der gemeine Hollywoodmainstream darstellt, ist hinlänglich bekannt und kein Geheimnis. Was Horror-Urgestein Don Coscarelli, der schon für die bekannte "Phantasm" Reihe, hier zumeist als "Das Böse" bekannt, verantwortlich war, aber mit "Bubba Ho-tep" ablieferte, das ist selbst für B-Verhältnisse mehr als skurill. Ein alternder Elvis, gespielt von Bruce Campbell, kämpft in einem Altenheim gemeinsam mit dem schwarzen John F. Kennedy gegen eine Mumie mit Cowboyhut. Um eine derartige Idee, die auf auf einer gleichnamigen Kurzgeschichte von Joe R. Lansdale basierte, zu verfilmen, gehört eine ordentlche Portion Mut. So hatte Coscarelli auch lange Zeit Probleme damit, Geldgeber für das Projekt zu finden, da kaum jemand dem Ganzen Erfolgschancen zutraute. Schließlich wurde der Streifen für gut 500.000 Dollar in Szene gesetzt. Hätten die Macher einen Original Elvis Song in den Film einbauen wollen, hätte dies alleine schon mehr als die Produktion selbst gekostet.

Als vor einigen Jahren die ersten Gerüchte über den Film kursierten, war die Rede davon, dass sich bei dem Ganzen um eine Splatterkomödie à la "Bad Taste" handeln würde, doch dem war letztendlich (zum Glück) doch nicht so. "Bubba Ho-tep" kommt beinahe ohne Blut aus und dürfte daher bei vielen Horrorfans, die mit falschen Erwartungen an den Film herangehen, möglicherweise für lange Gesichter sorgen. Bei dem Streifen handelt es sich nicht um bloßen Horror, wie der Subplot um die umhergeisternde Mumie glauben machen könnte, sondern vielmehr um einen Geniestreich eines Genremixes, der sowohl Elemente der schwarzen Komödie, des Dramas, und ja, auch des Horrors verknüpft. Das Ergebnis ist ein beschwinglicher, unterhaltsamer, gute Laune erzeugender Film voller denkwürdiger Momente, der trotz der verrückten Story mit so etwas wie Tiefgang daherkommt. Das Ganze ist dabei nicht unbedingt für hollywoodverwöhnte Zuschauer geeignet, sondern vielmehr für ein ausgewähltes Publikum, das weiß, welche Perle es hier in Händen hält und diesem Streifen auch zurecht Kultstatus zusprechen wird.

Der Film begeistert vor allem deshalb, weil er auf vielen Ebenen gleichermaßen Etwas bietet und auf allen durch die richtige Portionierung zu gefallen weiß. "Bubba Ho-tep" hat seine schaurigen Momente, ist aber meilenweit von einem Horrorfilm entfernt, bietet traurige oder rührende Szenen, ist aber kein Drama, sondern passt letzten Endes am Ehesten noch in die Sparte der Komödie - dürfte aber nicht jeden zum Lachen animieren. Der Humor des Films entsteht nämlich nicht durch Situationskomik (die Szenen, die die Krankheit an Elvis' Penis in den Vordergrund stellen mal ausgenommen) oder Slapstick, sondern vielmehr durch die exzellenten Dialoge, die aber durch eine ausgeprägte Fäkalsprache nicht jedem unbedingt zusagen werden. Bei Gesprächen darüber, dass man die Seele aus jeder Körperöffnung stehlen könnte und deshalb selbstverständlich auch das Arschloch in Frage käme (um der Sprache des Films treu zu bleiben), weiß man schnell, woran man ist. Wer sich jedoch für humorvolle Filmdialoge begeistern kann, wird "Bubba Ho-tep" schnell ins Herz schließen, da bei all den wahnwitzigen, geistigen Ergüssen von Elvis und dem schwarzen John F. Kennedy auf Dauer kein Auge trocken bleibt.

"JFK: Would you like a Ding-Dong? Oh, I don't mean mine! I mean a chocolate ding-dong. Of course mine would be chocolate now that I've been dyed"

Der Humor des Films geht zumeist aus den genialen Dialogen, wie auch dem Running Gag zweier Leichenwagenfahrer hervor, die immer wieder die Toten abholen dürfen und dabei auch so manch interessantes Gespräch führen. Natürlich kommt die Action zwischen alledem etwas kurz, doch das hier ernsthaft als negativ anzuführen, wäre vermessen, da "Bubba Ho-tep" seinen Unterhaltungsfaktor garnicht aus Spannungsmomenten ziehen will. So ist selbst der finale Kampf gegen die Mumie wenig actionreich angelegt. Kein Wunder, Elvis und JFK sind alte Männer, die ihrerseits mit der Welt abgeschlossen haben, einer Welt, die sie abgeschoben hat und nicht ernst nimmt. An dieser Stelle bringt "Bubba Ho-tep" dann sogar einen leisen, sozialkritischen Unterton ein, denn wie die alten Menschen lieblos in ein Heim gebracht werden und dort vor sich hinvegitieren, wird in dem Film fast schon bedrückend rübergebracht. Elvis sieht keinen wirklichen Sinn mehr in seinem Leben, trauert seiner Tochter und seiner ehemaligen Frau hinterher, denen er nicht offenbaren kann, dass er noch lebt. Angesichts der Tatsache, dass er von seiner Pflegerin wie ein Baby behandelt wird und ihm niemand glaubt, denkt Elvis darüber nach, was er in seinem Leben falsch gemacht hat, so dass hin und wieder kleinere Teile des Films lediglich aus Monologen des Kings bestehen, die seine gedrückte Stimmung wiedergeben. Dennoch passt diese tragische Note perfekt in den Gesamtkontext des Films, macht sie doch nur noch klarer, wieso die beiden alten Männer gemeinsam gegen die Mumie antreten.

Der Plot um die Mumie, die sich hin und wieder mal über einen Altenheimbewohner hermacht, gerät fast schon in den Hintergrund, anhand der symphatischen Herangehensweise an die beiden Hauptfiguren. Derart viel Liebe zu seinen Charakteren ist im B-Movie Bereich selten und macht "Bubba Ho-tep" zu etwas Einzigartigem, gelingt es einem doch sofort, zu den beiden, auf ihre Art liebenswert schrulligen alten Männern, die sich der letzten großen Aufgabe ihres Leben stellen, Symphatien aufzubauen. Anhand so viel Charakterpräsenz folgt man der Handlung dann auch um so gebannter. Nicht zuletzt ist es natürlich Ossie Davis und Bruce Campbell zu verdanken, dass die Figuren derart fantastisch rüberkommen, denn das Schauspiel, das von den beiden an den Tag gelegt wird, ist wirklich einzigartig. Erstgenannter stand schon fast seit 50 Jahren vor der Kamera und starb 2005, somit war die Rolle des Jack, bzw. John F. Kennedy eine der letzten, großen seines Lebens. Der schwarze Schauspieler liefert eine grandiose Darbietung ab und kommt gleichermaßen liebenswert wie verrückt rüber. Zu Bruce Campbell muss man hingegen wohl nicht mehr viele Worte verlieren, der durch die "Tanz der Teufel" Trilogie bekannt gewordene Akteur gehört zu den beliebtesten B-Movie Ikonen überhaupt und verkörpert den alternden Elvis absolut passend. Die verbitterte und zynische Art passen optimal zu Campbell, von der Optik ganz zu schweigen.


"Bubba Ho-tep" ist eine alles andere als alltägliche Angelegenheit, ein wahrlicher verrückter, genreübegreifender Film, der nicht nur durch eine tolle Story, sondern auch durch seine Inszenierung zu gefallen weiß. Hier vereinen sich Merkmale einer schwarzen Komödie und des Horrorfilms, was mit leisen, sozialkritischen Untertöten versehen wird. Auch Rentner sind Menschen und sollten nicht lieblos abgeschoben werden. Durch seine skurillen Einfälle und die ebenso derben wie genialen Dialoge macht der Streifen sehr viel Spaß und sorgt für gute Laune, mehr kann man von einem Streifen dieser Art kaum verlangen. Schauspielerisch wird einem hier ganz großes Kino geboten, Campbell und Davis passen perfekt und runden den etwas anderen Filmspaß passend ab. Kein absolutes Meisterwerk, aber potentieller Kult und ein Must See in jedem Fall.

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