Review

Bruce Campbell endlich wieder in einer großen Hauptrolle.

Mein Lieblingsschauspieler (Ash, sei dank) durfte anno 2002 endlich mal wieder einen (Low-Budget) Film mit seiner hervorragenden Performance in einer coolen Rolle schmücken. Diesmal mimt er keinen Geringeren als den King of Rock’n Roll persönlich, Mr. Elvils Presley.

Hmm, das klingt als hätten wir es mit einer Lebensverfilmung zu tun.

Weit gefehlt.

Der Erfolg von Bubba Ho-Tep sollte auf folgendem Konzept beruhen.

Der gealterte Elvis Presley, welcher seinen Starruhm an einen Elvis Imitator weitergab, vegetiert nun im Altenheim, und macht sich zusammen mit einem Schwarzen, der denkt er wäre John F. Kennedy, auf die Jagd nach einer umhermeuchelnden Mumie…

Na wenn das nicht beknackt klingt? Das klingt nach 1-A Trash mit jeder Menge dummen Slapstickeinlagen.

Doch zu allem Entsetzen muss festgestellt werden, dass sich der Film tatsächlich ernst nimmt!

Und zu aller Überraschung muss dann auch noch festgestellt werden, dass diese Konzeption tatsächlich auch noch funktioniert!!



Das Geheimnis des Streifens liegt darin, die eigentliche Jagd auf die Mumie in einen Subplot zu verfrachten, um sich primär einem anderen Problem zu widmen, mit dem jeder Zuschauer eines Tages konfrontiert wird.

Nämlich dem traurigen Phänomen des Altseins.

Dieses wird eben aus der Sicht des Kings dargestellt, der nun merkt, welche Handicaps das fortgeschrittene Alter mit sich bringt.

Durch die Verfrachtung in ein Altenheim muss man ständige Behandlungen und Untersuchungen der Krankenschwestern über sich ergehen lassen, dank eingeschränkter Bewegungsfähigkeit den ganzen Tag im Bett liegen, und sich als Mann auch damit abfinden, dass das beste Stück nicht mehr funktioniert.

So sieht der King diesen erbärmlichen Tagesablauf mit müden Augen entgegen, und nimmt diesen als sich schnell immer wiederholendes Schema auf (High Speed aufnahmen der umherwandelnden Krankenschwestern); so wird deutlich wie die Außenwelt an einem schnell vorbeirauscht, wenn man erstmal das entsprechende Alter erlangt hat.

Andere Rentner erkranken an Alzheimer, vergessen die besten Freunde mit denen sie früher noch gemütlich Karten spielen konnten oder bilden sich, wie etwa die zweite Hauptrolle Jack (Ossie Davis) ein, sie seien ein totgeglaubter Präsident.



Mit Elvis Presley als Leitfigur, zeigt dieses Dasein entsprechende Kontraste.

Vor 30 Jahren noch war er jemand, hatte Erfolg, war beliebt, und konnte alles haben; das perfekte Leben oder nicht?

Und nun…alles ist weg, niemand kennt ihn, und niemand sorgt sich für ihn.

Ähnlich ergeht es den Mitbewohnern, die auf verwandten Besuch vergebens hoffen. Und einmal Gestorben, wird deren Hinterlassenschaften auch prompt in den Müll geworfen. Die Jugend hat eben keinen Respekt mehr vor alten Leuten…

Doch im Falle des Kings hätte es nicht so weit kommen müssen, aber dieser hatte sein glamouröses Leben satt, und wollte es mit einem Neuanfang versuchen.

Die Krankenschwester, die dem King selbstverständlich nicht glaubt, es mit Selbigen zu tun zu haben, bekommt in einer ausführlichen Flashback-Szene erklärt, wie der King so enden konnte.

Elvis hörte von einem erstklassigen Elvis-Imitator, Sebastian Haff, und mit diesen trat er in Kontakt, um schließlich die Rollen zu tauschen.

Der King lies es sich dennoch nicht nehmen, hin und wieder als vermeintlicher Elvis-Imitator aufzutreten, nur um der alten Zeiten Willen.

Und so landete er schließlich doch im Altenheim.



Doch etwas böses tut sich dort auf.

Innerhalb kurzer Zeit sterben dort auffällig viele Leute.

Sie alle wurden nicht etwa Opfer eines Herzversagens, sondern einer Seelenaussagenden Mumie, die Skarabäen als Vorreiter vorausschickt.

Elvis und sein farbiger Freund Jack, der glaubt er wäre JFK werden Zeugen der üblen Taten und beginnen über die Existenz und Motive der mysteriösen Figur zu recherchieren.

Am Klo machen sie einen wichtigen Fund. Die Mumie, welche schließlich auch mal muss, kritzelte aus Spaß einige Hieroglyphen an die Wand. Diese führen den alten JFK zu einem okkulten Buch, welches den beunruhigenden Umständen nun Hintergrund verschafft.

Ein vor Jahrtausenden mumifizierter Prinz (sehr unangenehme Szene) wurde durch die USA als Museums-Attraktion umher transportiert, bis ein sehr ungelegen kommender Tornado den Transport sabotierte, und aus welchen Fantasygründen auch immer die Mumie nun zum Leben erweckte, dort wo das Altenheim, die Main-Location des Filmes, sich befindet.

Und auf dem Speiseplan einer Mumie steht eben auf Platz 1 die menschliche Seele. Diese saugt die Mumie den Leuten aus jeder x-beliebigen Körperöffnung aus, und sei es die hintere in der unteren Körperhälfte, welche die Mumie dank optimaler Ausmaße auch bevorzugt…



Elvis und JFK sehen sich verpflichtet den unsozialen Machenschaften der Mumie Einhalt zu gebieten.

Für einen Showdown muss gut aufgerüstet werden.

Dies schließt das nötige Equipment, nämlich brennbarer Flüssigkeit (Medizin, Alkohol, was halt so zu finden ist), einer Pumpe und Streichhölzern umfassend genauso mit ein, wie das richtige Outfit. Und was ist da für den King geeigneter als dessen weißer, hautenger, glitzernder Suit mit Cape? Die Sonnenbrille trägt er ohnehin schon durch sämtliche Filmminuten.

JFK dagegen begnügt sich mit dem entsprechenden schwarzen Tuxedo.



Und so ziehen Elvis und JFK in den alles entscheidenden Kampf gegen die örtliche Mumie. Diese lässt auch nicht lange auf sich warten und attackiert Elvis. Dessen Gehhilfe erweist sich als nützliche Waffe, im geeigneten Moment wird die Mumie auch mit brennbarer Flüssigkeit besprüht und mit einem markigen Spruch Campbells entzündet.

Leider hat es JFK bei dem Angriff ganz schön erwischt, und gibt somit leider den Löffel ab. Elvis greift nach einem Moment der Trauer zum Buch, und liest einen sich schlecht reimenden Zauber-Spruch vor, der sich überraschenderweise als nutzlos erweist.

So geht das Handgefecht der Beiden in die zweite Runde, diesmal mit einem endgültigen Ende, denn der Mumie wird die x-fache Ladung „flammable Liquid“ verpasst und brennt heftiger denn je, bis sie schließlich geröstet zu Boden fällt.

Hier verfällt Elvis in seinen letzten Voice-Over Monolog und sieht den Credits entgegen…



Diese waren im Film zahlreich vertreten, wurden von Bruce Campbell einfühlsam gesprochen, und regen durchaus zum nachdenken an, denn die Philosophien über alternative Umstände des Altseins geben diesem Film eben eine besondere Würze.

Das und noch viel mehr ist es, was den Film trotz beknackter Grundidee zu einem kleinen aber feinen Geniestreich werden lässt.



Wo ein Leslie Nielsen und David Zucker wohl einen überaus abgedrehten Comedy Quatsch gezaubert hätten, inszenieren Bruce Campbell und Don Coscarelli ein melancholisches Porträt des Lebens älterer Leute.

Der Kampf gegen eine Mumie scheint mir eine überspitzte Form der Message, dass ältere Menschen doch noch zu etwas zu gebrauchen sind, und um Campbell im Film zu zitieren, endlich ein „Hero“ zu sein.

Commedy kommt trotz alledem nicht zu kurz. Campbells Kampf gegen den Skarabäus (eine Hommage an mehrere Ash-Kämpfe z.b. gegen die eigene Hand) ist recht ulkig, und die Probleme die ein abgestorbener Penis so mit sich bringt, dürfte auch für einige Schmunzler sorgen.

Doch der Tod von Figuren wird dann selbstverständlich einem ernsteren Ton zugeordnet, und kommt es dann zu Begegnungen mit der Mumie bietet der Score sogar einige stimmige Rock-Balladen, die durchaus gut hineinpassen.

Wegen dem mageren Budget konnte jedoch keine Elvis Songs integriert werden, und so mogelt sich auch Campell’s Performance etwas durch den Film, da auch Tanzeinlagen kaum abverlangt werden.



Doch das ändert nichts daran, dass Bruce Campbell ansonsten die Rolle des Elvis Presley einwandfrei meistert. Er redet wie der King und immitiert dessen Gesten hervorragend. Das Erscheinungsbild ist etwas markanter, aber trotzdem verdammt gut.

Abgesehen davon ist Campbell von Natur aus eben ein richtig guter Schauspieler mit einzigartiger Screenpräsens; allein seine Stimme und dessen Sprüche sind immer wieder genial (O-Ton ist Pflicht), die tiefgründigen Monologe tun dann ihr übriges zur Rolle, die der Zuschauer einfach lieb haben muss.



Finde ich toll, wie manch talentierte Schauspieler aus unerfindlichen Gründen nicht den eigentlich zu Recht stehenden Superstardom erlangen können, während sich Nichtskönner wie etwa Paris Hilton als Superstar bezeichnen dürfen…

Aber wir wissen ja, im Showbusiness verläuft die Stardom-Kurve nun mal nicht proportional zum gegebenen Talent.



Somit ist Bubba Ho-Tep das perfekte Beispiel dafür, wie gut eine solch beknackte Grundidee (Elvis gegen eine Mumie ._.) funktionieren kann, und das ohne in unfreiwilliger Komik unterzugehen. Bubba Ho-Tep ist eine melancholische Veranschaulichung von menschlichen Problemen, die durch eine kleine Portion von (keinesfalls platter) Comedy aufgelockert wird, aber in entscheidenden Momenten die nötige Seriosität mit sich bringt und damit ein gewisses Feeling errichtet.

Dank der originellen Umstände, die auf eine Art funktionieren, wie es sich niemand beim durchlesen des Plots wohl erahnt hätte, hat der Film auch seine eigene Atmosphäre; mit seinem grandiosen Hauptdarsteller und dessen denkwürdigen Lebensphilosophien erfüllt der Film zudem alle Kriterien um als moderner Kultfilm dazustehen; und bei Elvis’ angereicherten Macho-Koteletten, ich möchte meine Haare darauf verwetten, dass er das auch wird.

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