Review
von Con Trai
Pünktlich zum Wiedererwecken der Hammer Films und so vornehmlich auch wie als Tribut vor allem an die Produktionen der seligen 1960er gehandhabte Episode, inkl. Cameos von John Carson und Caroline Munro, die in dem Zusammenhang in mehrerlei Hinsicht Traditionalismus mit handzahmer Modernität und Andenken mit Veränderung verwebt. Dabei wird ein grundsätzlich fiktives Szenario, nämlich das der murder mystery Geschichten um so nicht existenten Midsomer, einer Mischung aus verschiedenen Grafschaften in altbackener Provinz, zusätzlich zu tatsächlich produzierten Filmen um Peter Cushing und Christopher Lee und scheinbar damals auch gedrehten Werken um eine Darstellerin namens Stella Harris erschaffen. Ein großes Netz aus Wahrheit und Fiktion, aus Vergangenheit und Gegenwart und Sein und Schein, welches sich zusätzlich zu der Hochschätzung an längst Vergangenes an seiner eigenen Verehrung bemüht:
Während der Eröffnung des Midsomer Langley Film Festival, zu Anlass der b-picture and horror scream queen Stella Harris [ Sinead Cusack ] wird die Filmjournalistin Eve Lomax in Abwesenheit und kurz vor der Beendigung ihrer Recherchen über Harris und ihre ebenso schauspielernde, allerdings wesentlich erfolgreiche Schwester Diana Davenport [ Harriet Walter ] umgebracht. Der ermittelnde Detective Chief Inspector John Barnaby [ Neil Dudgeon ] und sein Adjütant Detective Sergeant Ben Jones [ Jason Hughes ] finden bei ihrem Puzzlespiel und fortschreitenden Morden in der nahen Umgebung eine merkwürdige Parallele zwischen den Filmen und den grausamen Taten im echten Leben sowie eine immer noch große Schar an Verdächtigen, wie den Betreiber des Festivals, Sammler Colin Yule [ Pearce Quigley ] und sein verschrobenes Hobby, sowie auch die gesamte Familie der beiden Schwester und diese sowieso als potentielle Täter vor.
Neben den vielen Spaziergängen durch Requisite, Talmi und anderen Erinnerungen an die Hochphase britischen Horrorfilmes, welches hier vor allem mit nachgestellten Filmszenen aus so nicht konkreten Werken wie "The Mummy rises", "A Thirst for Blood" und eben "The Death and the Diva(s)" als vorübergehend greifbar vorgegaukelt wird, steht vor allem auch die Arbeit von Guy Hamiltons The Mirror Crack'd (1980), nach Agatha Christie, im anschaulichen Vordergrund. Dort zwei alternde Darstellerinnen, die sich nicht nur am Set, sondern auch im Leben, also wo die ganze Welt eine Bühne ist und Frauen und Männer bloße Spieler bekriegen; eine Übertragung vom Geschriebenen und anderweitig Ausgedachten zum Hier und Jetzt, mit gleichen, aber dann endgültigen Auswirkungen. Auch hier wird ein britisches Dorf, welches nach Aussagen eines Außenstehenden "This place is like a museum! It's not just the house, it's the whole village." nicht nur bildlich, sondern auch emotional perfekt umschrieben ist, zum Schauplatz einer allumfassenden Familientragödie, in der der kleine Ort eben auch zu klein für all die schmutzigen Geheimnisse und den Hass und Neid aufeinander ist.
Selber am Film wird dabei nicht mehr gearbeitet, nur noch in den Devotionalien und den copycat - Verblassungen an Früheres gelebt, sind die Ereignisse, die einstmals ursächlich waren eigentlich schon längst vergangen, nur nicht vergeben und vergessen. Einst verborgen, aber für die Ewigkeit konserviert in Bild und Ton, und so unauslöslich für die Nachwelt akquiriert, restauriert und archiviert. Für den Zuschauer wird so ein doppelter Streifzug, quasi durch zwei Ebenen, zu verschiedenen Zwecken der Informationsverarbeitung ermöglicht. Einer durch den Set von Nachstellung und (Film)Historie, in der selbst der Abspann wichtige Details und Informationen enthält, und einer durch den üblichen kriminalistischen Whodunit zur besten Sendezeit, in der die Alibis und deren Nichtvorhandensein im Mittelpunkt stehen. Denn Täter mit Motiv und Möglichkeit, also Mitglieder der Großfamilie, die sich nicht riechen und leiden können, gibt es wieder wahrlich genug; ein halbes Dutzend an Potentaten, die nach all der Vorstellung und Erstbefragung sogar gemeinsam in einer inszenatorischen Plansequenz an den Tatort des zweites Mordes geführt und miteinander in Kontakt gebracht werden.
Diese Szene selber, ein Zusammentreffen auf einer Feierlichkeit, in der die Kamera quer und längs durch die Räume jeweiligen Figuren und Auszügen aus ihren Gesprächen folgt, ist dann auch die einzige richtige Aufmerksamkeit, die 'Neuzugang' Nicholas Laughland auf seiner insgesamt vierten Regieposition bei einem Midsomer Murders Fall beweist. Laughland, der die Routiniers der Reihe und ihre ebensolche Präsentation mit dem Erstling "Echoes of the Dead" (2011) wesentlich aufgescheucht und den noch folgenden "The Sleeper Under the Hill" (2011) und "A Rare Bird" (2012) zumindest in gehobener Weise unterstützt hat, zeigt sich auch hier als willkommener neuer Mann am Steuer, wenn auch in weitgehend typischer Dekoration mit gewohnten Raumbild und Umgang dieser ganz eigenen private little twillight zone. Ein Märchendorf samt weißgestrichener Gartenzäune und ebensolchen Parkbänken davor, von nobler Natur illuminiert und von Erinnerungen umwittert bis benebelt.