Man muss kein ausgemachter Fan von deutschen Komödien mit den meist gleichen Gesichtern zu sein um SCHLUSSMACHER eine kreative Geschichte und einen guten Unterhaltungswert zu bescheinigen. Es beginnt auch gleich ganz furios und es herrscht auch eine relativ hohe Gagdichte, längst nicht jeder Witz sitzt und es gibt auch einigen Klamauk mit Fremdschämpotential. Aber dennoch schafft es Schweighöfer in der Mehrfachbelastung als unter anderem Hauptdarsteller und Regisseur die Geschichte nicht nur um ihn herum zu gestalten, sondern hat mit Milan Pechel jemanden an der Seite, der für die liebenswert-chaotischen sowie die sympathisch-menschlichen Momente des Films sorgt.
Wer auf diese Art Komödie aus deutschen Landen nicht steht, wird eine Reihe von Gründen finden SCHLUSSMACHER als Hassfilm zu definieren. Es gibt aber durchaus gelungene Szenen die auch kritischen Zeitgenossen dieses Filmgenres wie mir ein Lächeln auf die Lippen zauberten. Highlights sind auch Auftritte von Fremdimporten wie "Badesalz" die als Hotelangestellte für eins der komödiantischen Highlights sorgen. Zur Geschichte nur kurz: Paul Voigt (Matthias Schweighöfer) ist erfolgreicher Mitarbeiter der Berliner Agentur "Happy End" die Trennenden bei der Kommunikation mit dem jeweiligen Partner hilft. Im Zuge dieser Arbeit lernt er Toto (Milan Pechel) kennen und muss sich nach einigen ungeahnten Ereignissen mit ihm auf Tour machen und die beiden könnten nicht unterschiedlicher sein….
Matthias Schweighöfer sitzt nach seinem Überraschungserfolg WHAT A MAN erneut im Regie-Chefsessel und ist neben der Hauptrolle auch noch für Drehbuch und Produktion verantwortlich. Mit SCHLUSSMACHER hat er diesen Status gefestigt und ausgebaut auch wenn es noch eine Reihe von Schwächen gibt. Von Til Schweiger hat den Versuch übernommen an hollywood-ähnliche Kameraeinstellungen anzuknüpfen und dies zeichnet sich durch diverse gelungene Skylineaufnahmen von Berlin und Frankfurt aus. Toto wird von Milan Pechel dargestellt, der aufgrund seiner Physiognomie in FREE RAINER und RUBBELDIEKATZ schon für schräge Unterhaltung gesorgt hat.
Anerkennung und Filmpreise hat allerdings für seine Rolle des Todkranken in dem hervorragenden Drama HALT AUF FREIER STRECKE bekommen. Er gibt dem Film die richtige Würze und trägt ihn durch seine wandlungsfähige Performance hauptsächlich auf seinen Schultern. Natürlich ist einiges an SCHLUSSMACHER gänzlich übertrieben und unrealistisch, aber diese Art der Überzeichnung gehört zu solchen Komödien dazu. Gestört hat mich nur, dass die Geschichte wirkliche keine Überraschungen oder Wendungen hatte, sondern recht linear erzählt wurde und damit sehr vorhersehbar war.
Auch Schweighöfer selbst vermag seiner Figur keine wirkliche Tiefe zu verleihen und wirkt immer recht selbstverliebt und -gefällig und glatt. Ohne Milan Pechel, der ihn manchmal an die Wand spielt, wäre der Film absolut flach geworden. Auch die Laufzeit von über 110 Minuten ist für diese Komödie zu lang. Aber ein tiefsinniges Drama hat wohl keiner von Schweighöfer erwartet und sollte die Kritik den Film in Relation zum Genre an sich und nicht als nie geplantes Film-Kunstwerk bewerten. Auch moralisch vermag es der Film nette Aspekte zu setzen, es gilt seine Liebe und Emotionen zu pflegen, es noch einmal zu versuchen und auch nie aufzugeben.
Kritik wird insbesondere am extensiven Product-Placement von SCHLUSSMACHER geübt. Mercedes, Vodafone, Schokoriegel, Smartphone und viele andere Dinge sind regelmäßig im Bild. Dazu sei nur erwähnt, dass dies heutzutage ein fester Bestandteil der Finanzierung dieser Filme ist und völlig usus. Man mag sich daran stören, es ist aber ein Fakt und diese Partner, gefühlt ca. 20 an der Zahl, werden auch ganz offen im Abspann erwähnt. Für mich ist SCHLUSSMACHER ein etwas gehaltvollerer und sympathischerer Beitrag als die üblichen "Schweigohrhasen"…
5,5/10 Zimmerpflanzen....äh,....Punkten