So, der nächste Film von Fred Olen Ray also auch abgeharkt. Ich wusste ohnehin schon, mit was für ein Machwerk er mich behelligen würde, aber was tut man nicht alles, um seine Neugier zu stillen. Immerhin war „Air Rage“ für ihn und damit auch Phoenican Entertainment der Schlussstrich unter der mehrjährigen Vergewaltigung des Action- und Katastrophenfilms. Zusammen mit Kumpel Jim Wynorski stürzte er sich von da an vorwiegend auf softe Erotikphantasien. Die Masche hatte sich wohl irgendwann doch tot geritten.
Jedenfalls lässt „Air Rage“ diesen Schluss zu, denn abseits von Ice-T („Trespass“, „Surviving the Game“) hatte auch niemand vom Stammpersonal mehr Lust zu unterschreiben und selbst der Einsatz von Stock Footage begrenzt sich meist auf die eigene Machwerke. Aus „Storm Catcher“ läuft uns hier beispielsweise, der dort von Anthony Hickox („Submerged“, „Blast!“) wirklich klasse umgesetzte Stunt mit dem Gefängnistransporter über den Weg und außerdem bekommen wir noch ein paar Schnappschüsse der Lockheed SR-71 zu sehen, mit denen uns Phoenican Entertainment auch schon in den beiden Dudikoff-Heulern „Strategic Command“ und „Black Thunder“ beglückte. „Strategic Command“ ist überhaupt ein gutes Stichwort, denn „Air Rage“ stellt quasi ein hauseigenes Remake dieses Films dar.
Ein im Dienst reichlich gewissenlos Menschen abschlachtender Offizier verhält sich vor Gericht nicht nur ungebührlich, sondern muss feststellen, dass der eingefädelte Deal nichts als Schein war und seine mitangeklagten Untergegebenen ebenfalls die Höchststrafe kassieren. Wütend über den Richter, schmuggelt er sich an Bord einer Boeing, um dort nicht nur den Herrn Richter mal die Meinung zu sagen, sondern auch einem gar finsteren Plan nachzugehen. Ice-T ist der, der in luftiger Höhe zusteigt und dem Treiben ein Ende setzen soll.
Die miesen Dialoge, die schwach spielenden, aber wohl auch instruierten Darsteller und die mangelhaften Sets sind Rays Standards, weswegen man sich darüber auch nicht mehr allzu sehr aufzuregen braucht. Viel schlimmer, sind dieses Mal die Unglaubwürdigkeiten, mit denen das Publikum fast schon im Minutentakt flächendeckend bombardiert wird. Da wird eine Waffe in Einzelteilen an Bord geschmuggelt (Wie blind waren die bei der Abfertigung bitte?), später der Rest im Frachtraum ausgerüstet und sobald das sich furchtbar dilettantisch verhaltende Einsatz-Team in Grund und Boden geschossen, weil es nicht in Deckung geht und nichts trifft. Die wildesten Schießereien führen nicht dazu, dass die Außenhülle des Fliegers beschädigt wird, die schusssicheren Westen scheinen nicht ganz so sicher, eine Stewardess prügelt einen Terroristen mit einer Kaffeekanne zu Tode (!), im Tower drohen schon die Jungs der NSA mit vorgehaltener Waffe möglichen Beschweren vor und klassisch muss auch eine Stewardess die Kiste am Ende landen.
Wie üblich bei Rays berüchtigten Ausschüssen nimmt auch dieser Film sich bis zum Schluss ernst, obwohl unglaublich schlampig geschrieben und inszeniert, eben für den schnellen Dollar gedreht.
„Air Rage“ ist ein nahezu mustergültiger Abschluss dieser Ära, obwohl mit relativ (!) wenig Stock Footage versehen. Dieser Aspekt geht auch auf Kosten der Unterhaltung, denn so dreist sein Zelluloidrecycling aus anderen Filmen auch war, es garantierte einen gewissen Unterhaltungsgrad.
Davon ist hier leider so gut wie nichts mehr übrig. Viel zu oft und lange lässt er seine Schauspieler sinnentleerte Dialoge und Phrasen quatschen oder durch mittelmäßige Kulissen stapfen, ohne das außer einsilbigen Verhaltensweisen, die wiederum etliche Klischees des Genres hervorspülen, nichts passiert.
Fazit:
Auch dieser Film von Fred Olen Ray wurde nun also kompletthalber abgeharkt. Gut, dass er danach von diesem Rezept auch die Finger ließ. Aber wer weiß, ob da nicht schon ein Genrecomeback geplant ist. Ich will’s nicht hoffen. Überflüssig, langweilig, mies.... Eben so richtig Ray.