Das ist er also, der ungekrönte Werbefilm des amerikanischen Militärs, an dem sich nun schon über ein Jahrzehnt ein ganzes Subgenre orientiert. Trotz oder gerade aus Berechnung der damaligen politischen Gegebenheiten, schickt man die Seals, die Vorzeigeeliteeinheit der amerikanischen Armee, ins Kino. Mit Lewis Tague nahm übernahm ein Mann die Regie, der eher durch Horrorfilme wie „Alligator“ oder „Cujo“ auf sich aufmerksam machte, jedoch das Szenario in sehr ansprechende Bilder packte. Für das Team castete man durch weg bekannte Gesichter: Michael Biehn hatte sich immerhin gegen einen „Terminator“ und, zusammen mit Bill Paxton, gegen widerspenstige „Aliens“ zur Wehr gesetzt, Charlie Sheen robbte vorweg durch den Vietnamdschungel und als Ergänzung wurden Nonames als Kanonenfutter gecastet. Als Kameramann verpflichtete man John A. Alonzo („Blue Thunder“, „Scarface“) und für das Drehbuch war niemand anderes als Gary Goldman („Big Trouble in Little China“, „Total Recall“) verantwortlich. Wie viel Millionen von dem Budget vom Pentagon und der Rüstungsindustrie zur Verfügung gestellt worden sind sollte angesichts des Films dann auch lieber nicht weiter hinterfragt werden.
Hier dreht sich alles um die Einsätze eben einer solchen Seal-Einheit, die James Curran (Michael Biehn) anführt. Grob unterteilen lässt sich der Film nun in drei qualitativ sich krass voneinander abgrenzende Teile, an denen nur der beinharte Genrefan nichts auszusetzen haben dürfte. Das Privatleben, außerhalb der Einsätze, besteht grundsätzlich nur aus Spaß, Golfen und Saufen. Der Adrenalinkick (Sprung aus einem Auto von einer Brücke ins Wasser) wird schon direkt nach dem Aufstehen gesucht, heiraten und sich binden möchte man auch nicht wirklich; Stirbt ein Kamerad ist das Grund genug sich zu prügeln und besinnungslos zu besaufen. Jedwede Trauer, die auf Beerdigungen noch schichtweise, auch dank überschäumenden Pathos, aufgetragen wird, ist im nu weggehobelt. Sie sind tolle Burschen, die den Tod aus Spaß an der Freude aufsuchen, stets einen lockeren Spruch auf den Lippen haben und gar nicht genug Adrenalinschübe bekommen können.
Da so eine Zurschaustellung patriotischer Tugenden selbst für so einen Film etwas wenig wäre, wird noch eine Story um die Truppe gebastelt. In Beirut, wo die Einheit zu Beginn eine Hubschrauberbesatzung befreit, hockt ein erzböser Warlord, der sich amerikanische Fernlenkraketen unter den Nagel gerissen hat. Die Entdeckung können die Seals nicht mehr zerstören, da die Zeit drückte und außerdem der Stoff für die restlichen 90 Minuten weg gewesen wäre. Aus diesem Problem entwickelt sich ein Szenario, in dem sich Curran an eine Reporterin heranmacht, um ihr die nötigen Informationen für einen erneuten Einsatz im Krisenherd zu entlocken. Plumpe Anmache funktioniert genauso wenig wie Livewerbung einer Trainingseinheit seiner Jungs. Erst eine sich anbahnende Beziehung und der Abschuss eines Zivilflugzeugs (Natürlich vom Zielobjekt) kann sie zur Mitarbeit bewegen. Ergänzend dürfen hochrangige Militärs in kürzeren Szenen die Risiken eines solchen Einsatzes abwiegen … bla … bla… Es wird eben alles so ausgelegt, als wären die „wahren“ Soldaten auf sich allein gestellt, bräuchten keine Hilfe vom Geheimdienst erwarten und sind nur Schachfiguren für das Militär. Die Schwarzweißmalerei, die hier über weite Strecken geboten wird, ist kaum noch zu überbieten. Angesichts heutiger B-Actioner, die die Teams ohne großartige Storys kämpfen lassen, muss man dem Film so einen ausufernden Plot um Informanten und politische Spielchen fast schon ankreiden. Es geht wesentlich kurzweiliger, wie es inzwischen bewiesen wird.
Das oder die Highlights sind und bleiben die Einsätze in Beirut. Man kann bei „Navy Seals“ schon fast von einem „Black Hawk Down“ der frühen 90er reden. Die Sets muten, egal ob bei Tag oder Nacht, sehr authentisch an, gestorben wird nicht nur auf Seiten der vermeintlich bösen Buben und die Soundkulisse ist, dank temporeicher Musik, ebenfalls mehr als zufrieden stellend. Das Team agiert professionell, eben so wie man es sich vorstellt, rückt strategisch vor und macht keine Gefangenen. Explosionen sehen auch danach aus und haben nicht den Effekt einer Nebengranate. Blutige Shoot-Outs gibt es genug und das Waffenarsenal, insbesondere das 50er Scharfschützengewehr mit panzerbrechender Munition, ist ein echter Eyecatcher. Tague versteht ein Hölleninferno zu inszenieren, versieht es nicht nur mit groß angelegten Schießereien, sondern sprengt auch Gebäude in die Luft und bietet Verfolgungsjagden an. Das Finale ist ein 20minütiger Einsatz aus eben diesen Elementen, der bei Genrefans kein Wünsche offen lassen dürfte und erst auf dem Wasser sein Ende findet. Klasse dabei die Detailversessenheit, denn überall brennen kleine Feuer in den Ruinen, tritt Rauch zwischen den Gebäuden auf und sind Straßen von zerstörten Gebäuderesten unpassierbar gemacht. Ganz Beirut erinnert dabei eher an ein Labyrinth, als an eine Stadt.
Fazit:
Wer sich nicht zum Fankreis solcher Propagandafilme zählt, sollte einen ganz….ganz großen Bogen um „Navy Seals“ machen, denn der Heroismus, in den die Seals hier getaucht werden, ist kaum noch zu überbieten. Die Story selbst ist plumpe Schwarzweißmalerei mit Alibifunktion, um die Jungs auch als „echte Männer“ darzustellen und genug Argumente für die Einsätze zu liefern. Die Action selbst ist klasse und ausufernd inszeniert, teilweise spektakulär, mit hohem Munitionsverbrauch und einem ordentlichen Bodycount. Da schauspielerisch nur Stereotypen abgefordert werden, können die Leistungen kaum bewertet werden. Auffallen kann aber keiner (weder positiv noch negativ). Zugreifen, sofern man das Subgenre „Special Forces“ liebt, ansonsten Finger weg!