Review

"Bei so vielen Sündern, die hier herumlaufen, muss ich doch erst meine Arbeit tun, bevor ich hier wieder weggehe."

Aufgrund der Seltenheit des Western im Jahre 1985 bleibt eine Gegenüberstellung von Silverado, die mit oftmals aufstrebenden Jungstars und einem gerade beginnenden Regisseur gesegnet ist, und Pale Rider, dem vorläufigen Abgesang von Clint Eastwood auf das maßgeblich von ihm seit Anfang der Sechziger mitbestimmte Genre schlecht aus. Der mit knapp 7 Mio. USD eher klein geratene, im Juni gestartete Film hat mit einem fast sechsfachen Einspiel dabei finanziell eindeutig das große Los gezogen, Silverado kostete wesentlich mehr und hat weniger Zuschauer in die Kinos gelockt, auch die Kritiken sind im Nachhinein leicht schlechter, wenn auch dennoch positiver Konsens vorherrscht; ein kurzes Aufatmen in Hollywood, was sich trotzdem zurückhaltend erst drei Jahre später mit einem weiteren 'Jungblut' und Ensemblefilm, den Young Guns und dies gleich zweimal erfolgreich in das Rennen durch die Prärie gewagt hat:

Außerhalb von LaHood, Kalifornien im Carbon Canyon. Bergbaubaron Coy LaHood [ Richard Dysart ] führt einen Einschüchterungskrieg gegen unabhängige Goldsucher und ihre Familien, einen kleinen Trupp Siedler, die von Hull Barret [ Michael Moriarty ] angeführt werden, der platonisch mit Sarah Wheeler [ Carrie Snodgress ] und deren bald 15-jährigen Tochter Megan ( Sydney Penny ] zusammen lebt. Eines Tages bekommt Hull Ärger in der von LaHood auch 'geleiteten' nahegelegenen Stadt, und unverhofft Hilfe von einem Mann, der später aufgrund eines getragenen Klerikerkragens als 'Der Prediger' [ Clint Eastwood ] bezeichnet wird. Währenddessen planen LaHood und sein Sohn Josh [ Christopher Penn ], die Inanspruchnahme der Dienste des korrupten Marschalls Stockburn [ John Russell ] und seiner sechs 'Deputies', um dem Widerstand ein für alle mal ein Ende zu machen.

Im ruhigen Ton, entfernte Reiter, hinten aus den Wäldern (gedreht in den Boulder Mountains, als Teil der Rocky Mountains, und im Sawtooth Nationalwald von Idaho), vor den Gebirgen kommend. Die Bande sind nicht wirklich vertrauenswürdig, eher getrieben aus, sie treiben die Pferde reichlich an, wie auf der Flucht, oder auf der Jagd das wird sich noch erheben. Mit der Ruhe ist es jedenfalls schnell vorbei, woanders wird der Tag noch angefangen, hier wird er schon vorbereitet, man hat ein spezielles Ziel, man weiß um die Richtung, es wird auch nicht innegehalten oder hinausgezögert, es wird nach vorwärtsgetrieben. Dass etwas nicht stimmt, merkt man dabei im selbst errichteten Städtchen selbst, es wird verwüstet, es werden die Tiere verscheucht oder vernichtet, ein brutaler Angriff mit überhaupt Bewaffnung und in Überzahl, mehr zur Furchtverbreitung, zur Vertreibung, zum Verängstigen und zum Erschrecken, mit genug Brutalität allerdings, mit einer Schneise der Verwüstung.

Eine Attacke aus dem Nichts, tote oder blutende Tiere, ein erbärmliches Bild, ein trauriges Schauspiel, sauer stößt es einem im Magen auf, die Galle brennt. Gräber werden ausgehoben, Abschied wird genommen, "Der Herr ist mein Hirte.", im "tiefen Tal des Todes", ein Wunder wird gesucht, ein Wunder geschieht. Vereinzelte Einstellungen, verschiedene Perspektiven, Doppelprojektionen, der Herbst geht bald zu Ende, der Winter steht vor der Tür. Die Geschichte geht schon länger, es wird auf "das letzte Mal" angespielt, es gibt neben der Zeltstadt eine richtige Örtlichkeit, es gibt verschiedene Bewohner, eine Kommune und eine 'Zivil'bevölkerung, schlechte Nachrichten verbreiten sich hier wie im Lauf.

Es gibt 'normale' Menschen hier, es gibt einen Diktator, es gibt ein paar Gläubige, es wird an Gott und Gold geglaubt, es wird ein Neuankömmling eingeführt. Drangsal und Verzweiflung, dann eine Rettung, mit einem "schönen Stück Hickoryholz", hier als Art Baseballschläger, zum Verprügeln verwendet. Manche gehen, manche bleiben, manche kommen, es wird eine Handlung instruiert, es werden Metaphern geschürt, es werden Traditionen wiederholt, allen voran Ein Fremder ohne Namen, hier bloß mit biblischen Grüßen. Ein erst eher spröder Film, Die Brücken am Fluss "und die Hölle folgte ihm nach", dunkel die Einrichtung, kalt und kahl die Natur, der Rücken voller Wunden, man lebt von dem Nötigsten. (Der Film wird gerne als Remake von Mein großer Freund Shane, 1953 bezeichnet; was er nicht ist.)

"Wer hat denn was von Kämpfen gesagt?", es werden Überraschungen geboten, Kleidung machen Leute. Moriarty macht erst die Hauptfigur, wird dann aber ausgewechselt, wird abgelöst, sowie der Film sich viel auf durchaus Größeres konzentriert, es werden Panoramen bis hin zu Ikonografischen, und Techniken geboten, ein industrielles Schürfen hier, mit Waschrinnen und Wasserdruckspritzen, es wird die Fauna unter Beschuss genommen, ökologisch ein Raubbau, ökonomisch ein Gewinn. Viel vom Teufel wird hier geredet, Sprichwörter über diesen eingeworfen, Redewendungen, es wird beobachtet, es werden Ikonen inszeniert, dann erneut die Bedrohung in Augenschein genommen.

Zusammengehalten wird eingangs, miteinander gearbeitet, es braucht ein wenig Überzeugungsarbeit, es braucht einen Anführer, eine leitende Kraft; ein 'Aufhetzer', ein 'Ermutiger', ein 'Unruhestifter', 'ein Revolverheld', je nach Ansicht und je nach Gruppierung. Trotz des eher schmalen Budgets wird hier nicht gegeizt, es wird das Nötigste geboten, aber das Mögliche herausgeholt, Eastwood längst zum erwachsenen Regisseur geworden, er hat bei den Besten auch gelernt. Zwei unterschiedliche Interessen treffen hier aufeinander, daraus ergibt sich die Geschichte, die Reibung untereinander, die verschiedene Gewichtung. Mutter und Tochter auf der einen Seite ist genauso wichtig die die Verbindung Sohn und Vater auf der anderen, ein Reich wird erschaffen, vom Fortschritt gepredigt, eine Warnung ausgesprochen, eine kurze Frist gesetzt.

Eine Beratung am Lagerfeuer soll die Lage klären und bereinigen, dem ist nicht so, es wird eher diskutiert, es geht um Abwägung, um Leben gegen Geld. Der Film widerspricht eher der Zeit, er ist sehr dialogbereit, er hat viele Zwischenszenen, es soll ein Wunder noch geschehen. Es gibt Gefühlsumschwängliches und -umschwünge, es geht um Tod und um die Liebe, es wird sich für einen Moment erweitert, in die Stadt gegangen, in die Metropole, nach dem Gewissen und für den Kampf wurde sich entschieden, es geht um Schwerwiegendes, Vertrauen vor allem auch und Loyalität, ums Mann sein, Weites Land im Kleinformat, erst spät fallen vereinzelt Schüsse hier. Ein Massaker mit Ansage, der erste 'Steineklopfer' wird durchlöchert, ein unnötiges Exempel statuiert, ein quasi Wehrloser exekutiert, später ein paar Sprengungen durchgeführt, eine Schürfanlage und deren Wohnheime mit Dynamit zerstört, eine Cafeteria auseinander genommen, sich einer nach dem anderen vorgeknöpft, inklusive Fenstersturz.









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