Review

Es ist schon erstaunlich, welch guten Ruf die ein oder andere Genreproduktion für sich beanspruchen darf. Richtet man als hoffnungsvoller Zuschauer dann seine Erwartungen genau darauf aus, dürfte so manch unliebsame Überraschung nicht mehr lange auf sich warten lassen. "Warlock- The Armageddon" schlägt leider mitten in diese Kerbe.

Schon der Vorspann verschenkt seine Möglichkeiten, indem er einen Angriff auf eine Gruppe Druiden immer wieder durch Crediteinblendungen in Freeze frame unterbrechen lässt, was weder dem Tempo noch der Spannung in dieser Szene zuträglich ist. Dennoch muss dieser Umstand nicht zwangsläufig einen ganzen schlechten Film bedeuten. Denn der darauffolgende Einstieg in die Haupthandlung darf durchaus noch das Zuschauerinteresse für sich beanspruchen: Kenny (Chris Young) ist hoffnungslos in Samantha (Paula Marshall aus "Hellraiser 3: Hell On Earth") verschossen, die seine Gefühle erwidert, die Beziehung aber vor ihrem Vater, dem örtlichen Reverend, geheimhalten will. Für die beiden Teenies mögen das Probleme genug sein, zumal es auch noch der Schulrowdy wegen Samantha auf Kenny abgesehen hat. Doch schon bald zeigt sich, dass ihnen viel Schlimmeres bevorstehen wird. Denn der Hexenmeister Warlock (Julian Sands), Sohn des Leibhaftigen persönlich, ist wiedergeboren worden und macht sich alsbald daran, den bevorstehenden Weltuntergang vorzubereiten. Und wärend Warlocks Weg, der übrigens direkt in die Stadt des jungen Liebespaars führt, von Leichen nur so gepflastert wird, macht sich Kennys Vater Will (Steve Kahan), ein ehemaliger Druidenkrieger, daran, seinen Sohn auf den Kampf mit dem abgrundtief Bösen vorzubereiten...

Anthony Hickox, Sohn des Regisseurs Douglas Hickox ("Theater des Grauens") genießt unter Horrorfreunden ein gewisses Ansehen, zeichnet er sich doch für beliebte Streifen wie den Wachsfigurenschocker "Waxwork", dessen Fortsetzung "Spaceshift", den Werwolf-Actioner "Full Eclipse" und eben das zweite Sequel der "Hellraiser"-Reihe verantwortlich. Dabei scheint jedoch oft vergessen zu werden, dass Hickox zwar ein talentierter Handwerker ist, der Schocks, Splatter und Humor in ein unterhaltsames Gewand kleiden kann, jedoch keinesfalls mehr, geht seinen Werken doch eine eigene Handschrift weitestgehend ab. Dies dürfte auch erklären, dass sich der Mann in den letzten Jahren nur noch auf B-und C-Action verlegt hat, was Titel wie "Storm Catcher" (mit Dolph Lundgren), "Blast!" oder "Submerged" (Hauptdarsteller: Steven Seagal) eindrucksvoll belegen.

Mit "Warlock- The Armageddon" tritt Anthony Hickox die Nachfolge von Steve Miner an, der im Genre mit unterschätzten Filmen wie der Slasher-Fortsetzung "Freitag der 13.-Jason kehrt zurück" (übrigens besser als das Original) oder dem Kroko-Horror "Lake Placid" auf sich aufmerksam gemacht hat. Das größte Kompliment, das man nun Hickox Film machen kann, ist die Tatsache, dass man den Vorgänger "Warlock- Satans Sohn" nicht unbedingt gesehen haben braucht, um der Handlung folgen zu können. Das war es aber auch schon fast an positiven Aspekten, denn der Rest fällt dermaßen plump, lächerlich und spannungslos aus, dass es zum Haareraufen ist. Allenfalls die schön eklige Wiedergeburtsszene kann da noch einigermaßen punkten, der Rest fällt gnadenlos ab. Kein Wunder, denn das Drehbuch wirkt dermaßen oberflächlich und wirr- schlimmer gehts kaum. Weiterhin wussten die Produzenten wohl nicht, welche Zielgruppe sie ansprechen wollen. Oder wie sonst erklären sich bitte die furchtbar kitschigen Liebesszenen zwischen Young und Marshall? Gorehounds dürften sich hier allenfalls die Fußnägel aufrollen und das Mainstream-Publikum wiederum hätte bestimmt gewisse Probleme mit Szenen in denen einer Frau der Skalp vom Kopf gerissen wird oder diverse Gegenstände durch die Körper von Menschen getrieben werden. Die Effekte dürften auch den Ausschlag geben, was den "Kultstatus" dieses Filmchens betrifft. Denn wo genügend Blut und einfallsreiche Todesarten vorhanden sind, werden solche Dinge wie Dialoge, Logik oder gar ein vernünftiger Spannungsbogen doch wohl zu vernachlässigen sein. Oder?

Wer nun herzhaft "ja" schreien möchte, dürfte mit den unterirdisch agierenden Darstellern wohl auch kein Problem mehr haben. Obwohl Chris Young besser in Softpornos oder Boybands aufgehoben wäre (da kann er dann wenigstens ständig sein Hemd ausziehen), der offenbar unter Gesichtslähmung leidende Steve Kahan wohl lieber in den Ruhestand gehen sollte, da von ihm mimisch nicht mehr allzuviel zu erwarten ist und Julian Sands mal jemand verklickern könnte, dass ein druchgehend arrogant wirkender Gesichtsausdruck noch lange nicht bedrohlich wirkt, besteht die Besetzung jedoch nicht nur aus Nieten. Joanna Pacula ("Virus") kann in einem kleinen Gastauftritt ordentlich vom Leder ziehen, bevor sie über die Klinge springt und die Hickox-erfahrene Paula Marshall ist ohnehin die beste im Cast, wenn sie auch nur über ihr Aussehen punkten kann. Bei der Charakterzeichnung aber auch verständlich.

Fazit: Breiten wir lieber den Mantel des Schweigens über die sogenannten Special effects (gemeint sind nicht die recht gekonnten Make-up-Effekte und Sudeleien), die schon im Entstehungsjahr gnadenlos billig wirkten. Ebenso über das armselige Finale, welches lediglich über die allseits vorherrschende Hysterie wachzuhalten vermag. Und dass nicht einmal im Ansatz Weltuntergangsstimmung aufkommt (außer in dem, von den Beteiligten sicher nicht gewollten, Sinn)- geschenkt! Denn schließlich ist "Warlock- The Armageddon" kein Horrorhighlight, sondern peinlicher Fantasy-Schmu mit einer geballten Ladung Gewalt, durch und durch enttäuschend, lahm und obendrein noch schwach inszeniert. Ein albernes Kasperle-Theater, bei dem nur die einfallsreichen Tötungssequenzen (mit denen Hickox den Weg für Streifen wie Robert Kurtzmans "Wishmaster" bereitet hat) für kurzes Interesse sorgen werden. Ansonsten gilt: Don´t believe the cult- trotz fähiger Kameraarbeit und einem flotten Song im Abspann. Dieses Machwerk hat seine größte Funktion als Staubfänger im Videothekenregal. Und ab dafür!
3/10 Punkten

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