Der derzeit auf dem B-Action-Sektor dank „Blast!“ und „Submerged“ hoch umjubelte, britische Filmemacher Anthony Hickox („Prince Valiant“, „Storm Catcher“) begann seine Karriere Ende der Achtziger mit den beiden unlängst zu kultigen Geheimtipps avancierten „Waxwork“ – Filmen, erhielt danach die Chance die Hellraiser-Reihe mit „Hellraiser III: Hell on Earth“ zur zwischenzeitlichen Trilogie auszubauen und machte sich als visueller Kreativkopf, der er bis heute ist, auf dem Horror-Gebiet einen Namen. Der Neo-Vampirhorror „Full Eclipse” und „Warlock: The Armageddon” waren seine Abschlussfilme in diesem Genre, rief doch danach unter anderem Bernd Eichinger („Resident Evil“, „Fantastic Four“).
Hickox frühen Werke waren hinsichtlich seines Stabs von Kontinuität geprägt und so waren bei „Warlock: The Armageddon”, die Fortsetzung von Steve Miners „Warlock“, wieder ein paar alte Bekannte mit dabei, was sich vor allem in Bezug auf die Effekte sehr positiv auswirkt. Neben seinem damaligen Stammkameramann Gerry Lively („Waxwork“, „DNA“), waren nämlich auch Bob Keen und Paul Jones mit beteiligt. Seine beiden Landsmänner verdienten sich durch ihre absolut überzeugenden Arbeiten (nach kleineren Jobs bei u.a. „Star Wars“) unter Hickox ihre Sporen. Keen blieb zwar in England hängen und konnte später bei Filmen wie dem Werwolf-Reißer „Dog Soldiers“ sein Können unter Beweis stellen, doch Paul Jones sollte richtig Karriere machen. Unter anderem verantworte er die Nemesis in „Resident Evil: Apocalypse“ oder arbeitete an „Wishmaster“ und „Wrong Turn“ mit - beides Filme, die sich für ihre gory Make Up-Effekte zweifellos nicht schämen müssen.
Von diesen optischen Schauwerten zehrt „Warlock: The Armageddon” auch meist, denn der Plot um des Teufels Sprössling, der mit Zeitlimit auf Erden wandeln darf, um sechs Runensteine zusammenzusammeln, die dem Herrn Papa den Zugang zu unserer Welt ermöglichen, gibt so schrecklich viel nicht her, zumal das Original die Idee ähnlich aufzog und die Steine lediglich gegen einen dreiteiligen Riesenschmöker tauscht. Erschwerend hinzu gesellt sich eine unglückliche Liebe der jungpubertierenden Kids Kenny (Chris Young) und Samantha (Paula Marshall, „Thursday“), die nur als Vorwand durchgeht, um die beiden später als Druidenkrieger-Duo den finalen Kampf antreten zu lassen. Hickox schien zu wissen, dass die beiden als heroisches Gespann so dolle nicht sind und legt den Schwerpunkt deswegen auch meist auf den sadistischen Warlock, während der Nachwuchs in ganz witzigen Szenen lediglich seine Fertigkeiten ausbauen muss.
Inhaltlich ist’s eine einzige ausgelutschte Klischeeanhäufung, aber Hickox kann daraus problemlos Unterhaltung machen. „Warlock: The Armageddon” ist vor allem in tricktechnischer Hinsicht heute reichlich antiquiert, das kann man nicht leugnen. Aber genau diese Tatsache macht seinen Charme aus. Der Film sprüht nur so vor altmodischen Tricks, die, wie oben schon erwähnt, aus der Werkstatt von Bob Keen und Paul Jones stammen und die beiden wissen wirklich, was sie da tun. Diesem Retrostyle, der dem Film (imo) anhaftet, kann man sich kaum entziehen. Fraglos, ist „Warlock: The Armageddon” eine reichlich blutige Angelegenheit, wie der Metzelauftakt im Mittelalter gleich beweist, aber da steckt viel Liebe und Engagement hinter. Reichlich widerliche, unappetitliche Glitsch-Glibber-Geburten, blutige Shootouts und abgetrennte Körperteile gibt es hier zu sehen. In der urigen Hexenküche der Druiden stehen allerlei archaische Artefakte und Ritualwerkzeug. Außerdem fabriziert Warlock (grandios dämonisch: Julian Sands, „Warlock“, „Arachnophobia“) so einige fiese Matenten mit den diversen Besitzern der Runensteine. Da wird nebenbei bemerkt auch klar, woher die Idee zum „Wishmaster“ stammt, inklusive Oneliner.
Zugegeben, zwar nicht innovativ, wohl aber flott und traditionell wird an der Vorbereitung auf den Endkampf gegen Warlock hintrainiert. Denn der mordet sich seinen Weg gen Druiden, die die letzte Instanz zwischen ihm und dem Untergang der Welt bilden. Kenny und Samantha müssen, weil sie unter einer besonderen Sternenkonstellation geboren worden sind, erst getötet (herrlich herb und fies) und dann wiedergeboren werden, um die in ihnen steckenden Kräfte auch frei entfalten zu können. Das Training verläuft voller Rückschläge (durchaus witzig) und die alten Druidenmeister, zufällig die Väter (u.a. Steve Kahan, Richard Donner ist sein Cousin und besetzte in viermal unvergesslich als Vorgesetzter Captain Ed Murphy in „Lethal Weapon“), verzweifeln schon fast, merkwürdige Dinge geschehen in ihrer kleinen Stadt (Vögel fallen tot vom Himmel, Insekten schwärmen aus etc) und final kommt es dann endlich zum effektgeladenen Fight mit Westerneinlagen, Explosionen und durch die Luft sausender Teufelsbrut. Hickox hat sich für seine visuell abwechslungsreiche Inszenierung meistens wirklich was einfallen lassen und serviert diese eigentlich dröge Geschichte sehr unterhaltsam.
Fazit:
Inhaltlich kredenzt der atmosphärische Fantasyhorror zwar nur Altbewährtes, doch Julian Sands und die enorm kurzweilige Inszenierung von Anthony Hickox reißen hier ausnahmsweise mal alles wieder heraus. „Warlock: The Armageddon” strotzt nur so vor charmanten und blutigen Effekten, vermengt sie aber mit einer guten Prise schwarzem Humor. Trotz der vielen Klischees kann der Horrorfan hier ruhigen Gewissens zugreifen, denn hinter dem Namen Hickox verbirgt sich (meist) visuelle Kreativität. Wäre dringend mal an der Zeit, dass man ihm größere Budgets anvertraut. Abgesehen vom Drehbuchautor waren hier jedenfalls nur Könner am Werk.