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Als ich als Stöpsel vor der Glotzkiste saß, gab es eine handvoll Filme, die mich ungeheuer und nachhaltig beeindruckt haben. Filme wie Vanishing Point (1971), Frogs (1972), Dirty Mary Crazy Larry (1974), Race with the Devil (1975), Burnt Offerings (1976), Kingdom of the Spiders (1977) und Invasion of the Body Snatchers (1978). Daß alle mit einem gewaltigen "BANG" enden, trug das seine dazu bei, daß sich diese Filme (bzw. bestimmte Teile davon) tief in meine Gehirnwindungen brannten, während unzählige andere Filme der Vergessenheit anheim fielen. Zufall war das natürlich keiner, denn heute - drei, vier Jahrzehnte nach Entstehung - werden diese Streifen gerne als Kultklassiker bezeichnet. Auch der Umstand, daß der Zahn der Zeit an ihnen genagt hat, kann nicht darüber hinweg täuschen, daß es sich hierbei ausnahmslos um gute bis großartige und immens effektive Filme handelt, die sämtlicher nostalgischer Verklärung mühelos standhalten.
Race with the Devil ist bestimmt nicht der beste dieser Filme, aber er macht vieles richtig, und er bietet höllisch gute Unterhaltung. Erzählt wird die Geschichte des Motocross-Fahrers Roger (Peter Fonda) und seines Geschäftspartners und Freundes Frank (Warren Oates), die gemeinsam mit ihren Frauen Kelly (Lara Parker) bzw. Alice (Loretta Swit) sowie Kellys süßer Hündin Ginger dem Alltagsstreß ade sagen und mit Franks neuem, ultramodernen, sechsunddreißigtausend Dollar schweren Wohnmobil in den wohlverdienten Urlaub fahren. Wenn es nach Frank geht, soll es die "best damn vacation we may ever have in our lives" werden. Leider sucht man sich für die Nacht den falschen Rastplatz, und so beobachten Roger und Frank eine Gruppe Teufelsanbeter bei einer Zeremonie, deren Höhepunkt ein Menschenopfer ist. Durch einen unglücklichen Zufall werden die Satanisten auf die Spanner aufmerksam, und da man keine Zeugen gebrauchen kann, beginnt eine erbarmungslose Jagd quer durch das ländliche, spärlich besiedelte Texas.
Geschrieben wurde der - vor allem gegen Ende - actionlastige Schocker von Lee Frost und Wes Bishop (die beiden haben u. a. Love Camp 7 und The Black Gestapo auf dem Kerbholz), und Regisseur Jack Starrett machte daraus ein flottes, PG-gerechtes Chase-Movie, das drastische Schocks mit schauriger Gruselstimmung verbindet. Ein echtes Schock-Highlight ist z. B. die erstklassig in Szene gesetzte Klapperschlangenattacke in der klaustrophobischen Enge des Wohnmobils, die dermaßen intensiv geraten ist (vor allem dank der glaubhaft vermittelten Panik der beiden Schauspielerinnen), daß sich nicht nur bei Ophiophobikern die Haare sträuben sollten. Ebenfalls gelungen ist die allgegenwärtige Paranoia-Stimmung, dieses unangenehme Gefühl einer ständigen Bedrohung (herrlich: die ominösen Blicke der Einheimischen, die jedoch nur Kelly aufzufallen scheinen), nicht wirklich greifbar, aber doch einen Tick mehr als eben nur möglich. Die vier Protagonisten kommen sehr sympathisch und glaubwürdig rüber; das sind tatsächlich lebendige Charaktere, mit denen es sich lohnt mitzufiebern, obwohl sie recht eindimensional gezeichnet sind. Aufgrund der temporeichen und packenden Inszenierung fallen auch die paar kaum zu übersehenden Plotlöcher nicht weiter ins Gewicht. In den letzten zwanzig Minuten geht dann actionmäßig die Post ab, da gehen spektakuläre Crashs Hand in Hand mit gefährlichen Stunts (einige der Actionszenen wurden später übrigens für eine Episode der TV-Serie The Fall Guy (Ein Colt für alle Fälle) recycelt). Und das Ende des Filmes ist natürlich ebenfalls toll. Als zwielichtiger Sheriff brilliert R.G. Armstrong, und Regisseur Jack Starrett hat einen eindrucksvollen Auftritt als Tankwart. Wer das Rennen am Ende gewinnt, wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten. Nur soviel: beide Parteien geben alles, die Reifen glühen, die Motoren heulen, und die Gewehrkugeln fliegen tief. Ein Gewinner dieses Zwistes ist in jedem Fall der Zuschauer, denn der hat am Dargebotenen einen Heidenspaß.

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