Was so eine WM so alles bewegen kann. Da zeigt ARTE eine ganze Reihe von Fußballfilmen aus allen möglichen Nationen. "Shaolin Kickers" aus Hongkong zum Beispiel. Und eben jenen "Damit ist die Sache für mich erledigt" aus Frankreich, dessen deutscher Titel ziemlich ärgerlich und viel zu lang ist. Daher lieber "Coup de tète". Regie führte niemand Geringeres als Jean-Jaques Annaud, der nach diesem kleinen Filmchen für bekanntere Filme wie "Der Name der Rose", "Sieben Jahre in Tibet" und "Duell - Enemy at the Gates" verantwortlich sein sollte.
In diesem französischen Fußballfilm aus dem Jahre 1979 gibt es um den Verlierertyp Francois. Er spielt in der französischen Provinzmannschaft Trincamp, doch da ist er leider nur zweite Wahl. Im Training foult er eines Tages den Star der Mannschaft so schwer, dass sich dieser verletzt und Francois vom Präsidenten entlassen wird. Da dieser auch Chef einer hiesigen Firma ist, bei der Francois angestellt ist, verliert dieser auch seinen Job. Vereins- und arbeitslos wird er dann aus Versehen auch noch zum Täter bei einer Vergewaltigung gehalten und kommt in den Knast. Als ein wichtiges Pokalspiel ansteht und einige Spieler Trincamps ausfallen, wird er jedoch kurzfristig rezosialisiert, um sein Team in die nächste Runde zu bringen.
Hm, storytechnisch gibt es also nichts Neues zu erwarten. Sympathischer Verlierertyp hat Nichts und Niemanden, kommt in den Knast, kommt wieder frei, um zu helfen und wie es dann ausgeht, brauch ich wohl nicht zu erwähnen. Daher ist "Coup de tète" auch nicht sonderlich innovativ und bahnbrechend, was die Handlung angeht. Allgemein hat man es hier nicht mit einem Film zu tun, der einem vom Hocker haut. Doch Annaud zeigt mit typisch französischem Humor, dass man auch mit einer herkömmlichen und ausgelutschten Story einen unterhaltsamen Film auf die Beine stellen kann. Denn eines ist für Francois klar. Wenn er ein Mädchen besucht, kommt er nie über die Vordertür rein. Entweder er klettert direkt ins Fenster rein oder er kommt über den Balkon. Auch als er fälschlicherweise der Vergewaltigung bezichtigt wird, gibt ihm das nicht sonderlich zu denken und er lebt mit dem Schicksal, das ihm widerfährt. Durch eine Verwechslung gibt er eigentlich sogar noch zu, dass er der Täter sei und sein Opfer schon viel öfters genötigt hätte.
Auch Francois Werdegang nach dem Pokalspiel ist ganz lustig mitanzusehen. Ich möchte hier sicherlich nicht über eine ernste Seite des Films reden, die eigentlich gar nicht existiert, doch irgendwie wird der Fußball, das Präsidententum und das Management schon irgendwie auf die Schippe genommen. Als er der Unglücksrabe und der Sündenbock ist, wird Francois auf den Abstellgleis gestellt, indem er ins Gefängnis gesteckt wird. Als er jedoch seinem Team hilft und 2 entscheidende Tore schießt, ist er der Held und wird von allen angebetet. Auch von denen, die ihn einst unschuldig hinter Gitter gebracht haben. Für mich als leidenschaftlicher Fußballfan war das schon recht auffällig, zumal Francois eines Abends genau auf dieses Problem persönlich eingeht, als er die ganzen Verantwortlichen seines Clubs zum Essen einlädt und dort für klare Verhältnisse sorgt.
Dadurch steht gar nicht einmal das so wichtige Pokalspiel, für das Francois begnadigt wird, im Mittelpunkt bzw. am Ende des Films, sondern eben seine "Rache" an den Personen, durch deren Aussagen er verknackt wurde. Denn mit Hilfe der damals Vergewaltigten kommt er dem wahren Täter auf der Spur, was er beim Abendessen dann auch publik macht.
"Coup de tète" kommt daher irgendwie ohne filmischen Höhepunkt aus, unterhält dennoch ganz gut und kann einen recht eingängigen Soundtrack aufweisen, der das ganze Erzählte noch sympathischer macht. Die 08/15 Story, die zudem nicht unbedingt der Realität entnommen ist, und zu wenig im Gedächtnis bleibende Szenen hieven den Film jedoch nur etwas über den Durchschnitt. Sehenswert ist er dennoch allemal.
7/10 Punkte