Mäßiger Thriller, dem man seine direct to video Art direkt ansieht, trotz des damaligen „Akte X“-Booms um seinen Hauptdarsteller.
Dr. Eugene Sands (David Duchovny) hat seine Lizenz als Arzt verloren, nachdem ein Patient durch einen Kunstfehler hops ging, weil Sands mal wieder unter Drogen operierte. Sands knallt sich die Birne immer noch mit dem Zeug voll, hat kaum noch Freunde oder soziale Kontakte (Klischee lass nach). Eines Abends kann er sein Können jedoch noch beweisen als er einen angeschossenen Gangster in einer Spontan-OP wieder zusammenflickt. Ja, das sind Stereotypen am laufenden Band, doch originell sind ja nun mal die wenigsten direct to video Thriller.
Das Flickwerk überlebt und empfiehlt Sands seinem Boss, dem Gangster Raymond Blossom (Timothy Hutton). Raymond nimmt Sands für gelegentliche Einsätze unter Vertrag und der mittellose Arzt nimmt. Problematisch wird es nur, als er sich in Raymonds Freundin Claire (Angelina Jolie) verliebt…
„Playing God“ ist kein komplett missratener Film, aber auch kein wirklich origineller. Unsere Hauptfigur schleppt bereits so viele Klischees mit sich rum, dass manches Packpferd in die Knie gehen würde, und bei den anderen Charakteren ist es ähnlich: Claire will von Raymond weg, verkörpert das geknechtete Gangsterfrauchen wie aus dem Lehrbuch, und es Raymond selbst ist auch ein Standardschmieriack: Claire wird wie Ware behandelt, wer opponiert begibt sich in Lebensgefahr, er hat seine Finger nicht in nur einem, sondern in diversen kriminellen Machenschaften drin usw.
Leider bedient sich „Playing God“ beim Handlungsverlauf genauso aus der Kiste bekannter Motive wie schon bei Charakterzeichnung und das drückt die Spannung dann stellenweise sehr. Eugene und Claire stehen immer kurz vor der Entdeckung, bald plant man natürlich Raymond aufs Kreuz zu legen, um seinem Einfluss zu entkommen. Selbstverfreilich muss man dazu einen Deal mit den Behörden machen, in immer im dramaturgisch richtigen Moment an einen herantreten usw. Dabei ist das Ganze handwerklich grundsolide gemacht, zwischendurch gibt es sogar ein paar halbwegs spannende Passagen (meist wenn Eugenes wahre Machenschaften kurz vor der Entdeckung steht), doch ein durchgehender Spannungsbogen will bei dem recht vorhersehbaren Handlungsverlauf kaum aufkommen.
Auch im Bereich Schauwerte kann „Playing God“ nicht so recht überzeugen. Die Gangster-OP ist halbwegs aufregend, aber Action bietet der Film kaum. Minimaler Schusswaffeneinsatz lockt keinen Actionfan hinter dem Sofa hervor und nur das Finale bietet mit einer recht langen Verfolgungsjagd mal etwas mehr zu gucken. Hat man zwar auch schon mal aufregender gesehen, doch den klaren Höhepunkt des Films macht die Jagd dann aus und bietet auch ein wenig Blechschaden.
David Duchovny rennt hier mit dem apathischen Dackelblick herum, der gut zu seiner Figur des Fox Mulder passte, doch seiner Arztrolle gar nicht steht (vor allem wenn er gegen Ende so was wie Leidenschaft zeigen soll). Timothy Hutton als Gangster ist recht ordentlich, aber auch von ihm gab es besseres, während Angelina Jolie gänzlich passiv und ungefordert durch die Szenerie turnt.
Somit ist „Playing God“ ein durchaus solide inszenierter Thriller, der aber nur aus Klischees und Stereotypen besteht, worunter die Spannung leidet. In Verbindung mit dem Fehlen von echten Schauwerten ist das Ergebnis bloß unterdurchschnittlich.