Im Frühjahr 1944, unmittelbar nach Kriegsende, ist in einem kleinen französischen Ort die heile Welt noch nicht wieder hergestellt. Es herrscht arge Wohnungsnot, die Menschen leben zusammengepfercht familienweise in Zimmern, Kollaborateure, gleich ob wirkliche oder vermeintliche, werden
gejagt und hingerichtet und die Kommunisten träumen von der Revolution.
Gastwirt Leopold (Gérard Depardieu) träumt derweil von der Poesie der
Andromache. Als der Kollaborateur Loin (Gérard Desarthe) sich bei der Familie Archambaud versteckt eskaliert die Situation.
Der Mensch ist sich selbst ein Wolf. Anstatt dass inmitten des halb zerstörten Dorfes alle anpacken und sich gegenseitig helfen, bekämpfen sich die Fronten aus dem Krieg mit unverminderter Härte. Intellektuellen, wie dem Ingenieur Archimbaud (Jean-Pierre Marielle) und dem Lehrer Watrin (Philippe
Noiret) bleibt nur die Flucht in die (lebensrettende) Feigheit, der Gastwirt
Leopold aber, der für die Poesie und den Wein lebt, aufbrausend und ungestüm ist, der macht sich viele Feinde und muss dafür teuer bezahlen. Nicht dafür, dass er im Krieg auf der falschen Seite stand, sondern dafür, dass er im Vollsuff nachts Namen nennt.
Ein bitteres kleines Lehrstück mit schauspielerischen Leistungen wie man sie heute nicht mehr sieht. Wenn Philippe Noiret von dem Bombenangriff auf sein Haus erzählt, und warum er deswegen ein optimistischer Mensch geworden ist, dann ist das ganz große Kunst. Und wenn Gérard Depardieu
seine ganze Präsenz, sein Gewicht, sein ganzes Ich, in einen Monolog steckt der nichts anderes erklären soll, als dass er gewohnt ist 12 Liter Wein am Tag zu trinken und das im Gefängnis nicht kann, dann ist das pure Faszination. Wer Depardieu in DANTON mochte, der wird auch hier seine Freude an diesem Ausnahmeschauspieler haben. Auch die Beobachtungen der Menschen, die Veränderungen die sie durchlaufen, die Versuchungen denen sie ausgesetzt sind – da ist ein Regisseur am Werk der sehr genau hinschaut und ganz fein, nicht mit der Kelle sondern mit einem ganz kleinen Pinsel, sehr filigran zeichnet. Allerdings sollte man ein wenig Kenntnis der französischen Kriegs- und Nachkriegsgeschichte mitbringen, sonst wird es schnell wirr. Alles andere ist wunderschönes französisches Erzählkino.
Ein Wort zur deutschen DVD von UFA: Dankenswerterweise ist das Bildformat beim Transfer gestaucht worden, wodurch das Bild des gesamten Films etwas in die Länge gezogen wird, was ziemlich stört. Leider gibt es im deutschsprachigen Raum keine Alternative ...