"Diabolisch" erzählt, angelehnt an die Novelle "Turning of the Screw" von Henry Thomas (die auch schon die Basis für die Filme "Das Schloss des Schreckens" von 1961 und "Das Loch in der Tür" von 1972 war), die Geschichte der jungen Frau Ellie (Britt Ekland), die mit dem erfolgreichen Autor Paul (Hardy Krüger) verheiratet ist. Paul hat aus erster Ehe einen 12jährigen Sohn namens Marcus (Mark Lester). Ellie findet Marcus, der hochintelligent und reif ist, von Anfang an unheimlich. Immer mehr steigert sie sich in die fixe Idee, das er seine Mutter, die angeblich an einem Herzanfall verstarb, umgebracht hat. Paul versucht Ellie diese Gedanken auszutreiben, aber die Konfrontation ist unvermeidlich.
Da ich schmierige Thriller aus den 60ern und 70ern, v.a. aus Europa, sehr mag (umso besser, wenn sie eine schillernde, internationale Cast haben), bin ich auch auf diesen italienisch-englisch-spanisch-amerikanisch-deutschen Film von James Kelly gestoßen. Angeblich hat Andrea Bianchi, die alte Exploitation-Granate, einige Szenen gedreht!
Insgesamt hat der Film durchaus spannende Momente und sorgte seinerzeit für einen kleinen Skandal, denn die Britt Ekland zieht sich einmal vor dem Jungen Marcus aus, küsst ihn und steigt zu ihm in die Kiste. Zudem stammt die Musik von Stelvio Cipriani, der ja nahezu nix falsch machen kann. Aber irgendwie ist der Film weder wirklich unheimlich genug noch ist er wenisgtens schmierig-sleazig genug, um wahrhaft überzeugen zu können. Einige Szenen, v.a. die zwischen Britt Ekland und Lilli Palmer (sie als Psychologin) sind v.a. von Britt Ekland ziemlich hölzern gespielt und auch sehr holprig inszeniert. Britt Eklands Rolle hätte vermutlich von einer kompetenteren Schauspielerin wesentlich besser interpretiert werden können. Hardy Krügers Rolle als überverständnisvoller Vater war okay, aber letztendlich auch etwas eindimensional. Lediglich Mark Lester als unheimlicher Sohn war recht passend besetzt. Ob sich Ellie das ganze Geschehen nur eingebildet hat oder ob Marcus wirklich ein Monster mit tödlichen Tendenzen ist, bleibt letztendlich offen, wie bei der literarischen Vorlage - aber um so eine Story im Vagen zu halten, muss eben der Regisseur souveräner oder das Drehbuch spannender sein. Somit ist es wohl als zeitgemäße Interpretation der alte Novelle mit einigen Nacktszenen zu sehen.
Immerhin ist das Ende ganz interessant, allerdings auch etwas konstruiert, so dass am Schluss ein etwas fader Geschmack bleibt. Kein völliger Flop, aber leider viele vertane Chancen. Interessant wäre es zu wissen, wie der Film wohl gewesen wäre, wenn Andrea Bianchi ihn komplett gedreht hätte!