„Ich bin doch kein karrieresüchtiger Busenstar!“
Der spanische Erotik/Sex- und Trash-Vielfilmer Jess Franco („Necronomicon – Geträumte Sünden“) kollaborierte ab Mitte der 1970er mit dem Schweizer Produzenten Erwin C. Dietrich, woraus eine ganze Reihe an Schmuddelfilmchen resultierte. Den Auftakt machte 1974 „Downtown – Die nackten Puppen der Unterwelt“, eine Krimi-Sex-Komödie mit Film-noir-parodistischen Zügen nach einem Drehbuch der Dietrich-Stammautorin Christine Lembach.
„Ich verdiente im Monat ungefähr so viel wie eine tüchtige Porto-Santo-Hure sonntags in den Klingelbeutel wirft.“
Der puertoricanische Privatdetektiv Al Pereira (Jess Franco höchstpersönlich) lässt sich von der attraktiven Cynthia (Lina Romay, „Mädchen für intime Stunden“) beauftragen, ihren Ehemann des Fremdgehens zu überführen. Da Cynthia ihm sogar genaue Zeit- und Ortsangaben des voraussichtlichen nächsten Vollzugs der Untreue nennen kann, gestaltet es sich als nicht sonderlich anspruchsvoll, die angeforderten Beweisfotos in den Kasten zu bekommen. Als Cynthia bei der Übergabe anbietet, die Restsumme des vereinbarten Honorars in Naturalien zu zahlen, gerät Pereira ins Schwitzen, lehnt aber anstandsgemäß ab. Doch als der observierte Gatte plötzlich ermordet aufgefunden wird, ruft das Inspektor Mendoza (Paul Muller, „Eugenie de Sade“) auf den Plan, der sich an Pereiras Fersen heftet. Der Privatschnüffler beteuert seine Unschuld und versucht, diese zu beweisen, doch entpuppt sich Cynthia als nicht diejenige, die sie vorgab zu sein: Die wahre Witwe des Toten ist Olga Ramos (Monica Swinn, „Entfesselte Begierde“). Pereira ist auf eine Femme fatale hereingefallen und hat sich ungewollt in ein abgekartetes Spiel um Mord und Erpressung verstrickt…
„Du schaffst es, dass ein Holzpferd einen Ständer kriegt!“
Der in Südfrankreich gedrehte, aber in Puerto Rico spielende Film verbindet sein schwüles, lustschwangeres, sonniges Ambiente mehr schlecht als recht mit der kühlen, düsteren Noir-Ästhetik bzw. vielmehr der Parodie derselben. So bekleidet Franco höchstpersönlich nicht nur die männliche Hauptrolle, sondern fungiert auch als homodiegetischer Erzähler aus dem Off, während er sich mit gleich drei ebenso ruchlosen wie anrüchigen Frauenzimmer herumplagen muss: Zu Cynthia und Olga gesellt sich mit Lola (Martine Stedil, „Frauengefängnis 3“) eine weitere freizügige, lesbische Lustgespielin. Dessen exzentrischem, exhibitionistischem Trio widmet sich der Film hauptsächlich, die Krimihandlung wird zur Nebensache. So räkelt sich Cynthia nackt auf einem Fell und singt, führt in einem (für Füllszenen etwas sehr lange herhalten müssenden) Nachtclub eine Nackttanzgesangsnummer auf (die natürlich in voller Länge gezeigt wird) und gibt sich heißen, ausgedehnten Lesbenszenen mit Lola hin. Vor allem aber ist ihre Vagina begehrtes Objekt des Kamerazooms, der die zeitgemäß stark behaarte Spalte immer und immer wieder in den voyeuristischen Fokus rückt.
Insbesondere Cynthia setzt also ihre erotische Ausstrahlung und ihre Sexualität ein, um ihre Ziele zu erreichen, womit sie dem von Franco tapsig gemimten doof-naiven, unbeholfenen Detektiv immer wieder die Schamesröte ins Gesicht treibt. Letztlich laufen diese Maßnahmen auf einen Dreier hinaus, für den Franco sich erst gar nicht seiner Kleidung entledigt und die zu allem Überfluss albern kommentiert wird. Erotik stellt sich dabei ergo nicht ein, generell ist’s damit allem Nudismus zum Trotz nicht sonderlich weit her – zu plump sind die Nackt- und Sexszenen gestaltet. Recht explizit ist indes eine Lesbenszene ausgefallen, womit die Grenze zur Pornografie gestreift wird. Letztlich haben die Damen durchaus ihre Momente, in denen sie mit ihren „Waffen“ überzeugen, Stil und Ästhetik des Films torpedieren diese jedoch immer wieder – sei es durch doofe Dialoge, sei es durch das vorherrschende Humorverständnis auf unterem Blödelniveau. Dessen Opfer wird auch Eric Falk („Mad Foxes – Feuer auf Räder“), der einmal mehr seinen Pimmel vor die Kamera halten darf. Seine alberne Verführungsszene wurde ebenso mit einem zumindest partiell durchaus hörenswerten Jazz-Soundtrack unterlegt wie der Rest des Films, der wirkt, als habe er dem Voyeure-treffen-auf-Exhibitionistinnen-Drehteam mehr Spaß bereitet als dem Publikum, der aber immerhin sowohl mit seiner offenherzig von Franco höchstselbst geführten Spannerkamera irgendwie beeindruckt als auch einmal mehr den Eindruck erweckt, die Darstellerinnen dieser Filme in den ‘70ern und ‘80ern hätten über mehr Ausstrahlung und Esprit verfügt als ihre späteren Kolleginnen.
Ein sexuell aufgeladener, leider weit unter seinen erotischen Möglichkeiten zurückbleibender, harmloser Spaß um starke Frauen, die (noch) nicht in Gefängnissen vegetieren, sondern die triebhaft verführbare Männerwelt um Geld, Verstand und Leben bringen.