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"Die nackten Puppen der Unterwelt" - was sich nach einem reißerischen Kiezkrimi anhört, verkommt unter der Regie von Schundfilmer Jess Franco, der hier unter dem Pseudonym Wolfgang Frank zu Werke ging, zu einem schmierigen Sexploitation-Machwerk, in dem die Krimihandlung um Erpressung und Mord lediglich Alibifunktion hat, um die titelgebenden "nackten Puppen" ins rechte Licht der oftmals verwackelten und unscharfen Kamera zu setzen.

Nicht genug, dass Franco als Autor und Regisseur dieses Softsexfilmchens fürs einschlägige Bahnhofskino agiert - nein: die Rolle des schmierigen, dickbäuchigen Privatdetektivs schrieb er sich gleich selbst auf die dicke Wampe und überzeugt mit vollem Körpereinsatz. Die Rolle gibt zwar nicht viel her - doch der portugiesische Schnauzbart passt in die Rolle wie die Faust aufs Auge und Gert Duwners Synchronstimme (ja genau, die Stimme von Ernie aus der "Sesamstraße") ist dann auch das Sahnehäubchen oben drauf.

Doch wahre Franco-Fans konzentrieren sich weniger auf Sinn und Logik der hauchdünnen Rahmenhandlung und auch nicht auf die Qualität der Dialoge, ihnen sind auch eklatante Anschlussfehler genauso schnuppe wie ein vollkommen abrupt einsetzendes Ende nach dem Motto: "Die Kohle ist aus, Lust haben wir auch keine mehr - Schluss für heute und Ende mit dem Schmarrn! Wir gehen jetzt alle nach Hause!"
Nein, wahre Franco-Fans kümmern solche "Nebensächlichkeiten" wenig - wenn dafür die Franco-typischen Zutaten stimmen: und das wären Sex und Gewalt!
Was die Gewalt angeht so ist auch da tote Hose bei den "nackten Puppen" angesagt: zwei Tote mit jeweils drei Kugeln im Rücken gibt's zu beklagen und nicht einmal zu sehen.
Dafür rekelt sich die ansehnliche Lina Romay gleich zu Anfang nackt auf dem Lammfell, spreizt genüßlich in jeder Szene die Beine, während die Kamera immer weiter zoomt und sich im üppigen Busch die feuchte Spalte nicht nur erahnen lässt.
Die duftet - so erfährt man aus den ergiebigen Dialogen - "nach einem siebenstöckigen Freudenhaus" und provoziert dann gleich zu einer heißen Lesbennummer ein.
Der Zuschauer, Dank der Kamera immer mittendrin im schlüpfrigen Gestöhne, Gelecke und Gefingere, darf sich dann an mehr oder weniger erotischen Stellungsspielen erfreuen, die ihren Höhepunkt in einem flotten Dreier mit Jess Franco finden.

Unterm Strich ein leidlich unterhaltsamer Sex-Schnellschuss mit größtenteils ansehnlichem weiblichen Personal, ein inszenatorisch allenfalls durchschnittlicher Exploiter mit Hang zur billigen Erotik - doch die Grenze vom schmierigen Softsex zur Pornographie ist nur um Schamhaaresbreite verfehlt.
Cineasten mit Faible für experimentelle Kost werden in den ersten zwei Dritteln unterhalten und feststellen, dass zum Ende hin das Pulver verschossen ist - Franco-Anhänger werden sich bis zum Ende an der schwülen Fleischbeschau erregend ergötzen können.

6/10

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