Thriller in der Telefonzelle...17.07.2018
Dieser Film kommt einem minimalistischen Szenario fast schon perfekt nahe. Die Laufzeit des Streifens entspricht genau dem Handlungszeitraum, es gibt keine Rückblicke, keine Rahmenhandlung, keine Ausflüge zu anderen Personen. Und auch der Ort der Handlung ist klar eingegrenzt...der Film spielt in und um eine Telefonzelle mitten in New York. Dort nimmt der PR-Agent Stu reflexartig den Hörer ab, als es klingelt... und schon hat ihn ein Killer an der Strippe, der ihn mit einem Gewehr samt Zielfernrohr überwacht. Legt Stu den Hörer auf, wird er sterben. Wie kommt er nun aus dieser Zwickmühle wieder raus?
Amerikaner vergeben ja alles. Man soll nur beichten, gestehen, am besten im Fernsehen, vor aller Öffentlichkeit, und wenn das nicht realisierbar ist, dann eben auf zum Psychiater. Ist ja keine so schlechte Sache, denn sind die Dinge ausgesprochen, spart man sich die Heimlichkeiten und schont Kraft. Dieses ist er Hintergrund des Films und auch seine Botschaft. Sei ein Mann! Stelle Dich den Dingen! Übernimm Verantwortung! Sorge für Klarheit! Sei ehrlich! Genau diese Aufforderungen finden sich auch in zahllosen Selbsthilfe- und Erfolgsbüchern, die man anscheinend in den USA konsumiert wie Krimis.
Dieses wird nun in ein kleines Thrillerszenario gegossen, welches kaum Fehler hat. Ohne Vorspann und Abspann ist es beinahe die Laufzeit einer Serienepisode, und das gelingt dem Regisseur, indem er sich nur auf die Hauptfigur konzentriert. Deren Peiniger sehen wir nicht, hören ihn nur als gesichtslose Stimme am Telefon. Colin Farrell macht sich als Opfer prima, Forest Whitaker ist als erster Polizist am Tatort auch wieder typisch Forest Whitaker, die Spannung des Szenarios wird perfekt umgesetzt, man überlegt, was man selbst täte...ganz prima also, bis auf einige unschöne Handlungspatzer auf Seiten der Polizei, aber rundum fesselnd. In der Kürze liegt die Würze, daher 8/10.