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Jetzt ist er endlich da – der Film, der fast ausschließlich in einer Telefonzelle spielt. Lange war an dem Projekt gebastelt worden, denn die Idee stammt eigentlich vom Meister des Thrillers, Alfred Hitchcock höchstpersönlich, für den Larry Cohen („die Wiege des Bösen“) das Skript anfertigen sollte. 1980 starb Hitchcock jedoch, das Projekt geriet in Vergessenheit, wurde aber ständig aktualisiert, weshalb eine Vielzahl Stars (wie Spielberg, Jim Carry und Mel Gibson) mit der Umsetzung in Verbindung gebracht wurden, bis sich Regisseur Joel Schumacher („Falling Down“) schließlich mit seinem „Tigerland“-Star Colin Farrell ans Werk machte...

Es geht um den Publizisten und notorischen Lügner Stu Shepard, der einen Anruf in einer New Yorker Telefonzelle entgegennimmt und fortan die Leitung halten muß, da der unbekannte Anrufer ihn im Visier eines Präzisionsgewehrs hat und mit Erschießung droht, sollte Stu aufhängen oder einer anderen Person von den wahren Umständen erzählen...

Um seine Absichten zu verdeutlichen, tötet der Sniper einen unschuldigen Passanten und lässt Stuart die Situation auch im Beisein der Cops und Medien aufrecht erhalten. Hinzu kommt, dass sich zwischen Stu und einer jungen Schauspielerin (Katie „Abandon“ Holms) eine Affäre angebahnt hat, welche er seiner Frau (Radha Mitchell) verheimlicht hat – und beide kommen natürlich auch im Laufe des Film an den Ort des Geschehens und geraten somit ebenfalls unweigerlich in die Schusslinie, genauso wie der verhandelnde Polizist (Forrest Whitaker aus „Phenomenon“)...

Wie der verstorbene Produzent Don Simpson mal sagte, sollte man die Geschichte eines guten Filmes in einem einzigen Satz zusammenfassen können, und „Phone Booth“ erfüllt beide Kriterien (Zusammenfassbarkeit und Qualität), denn der sich in Echtzeit entfaltende Psychothriller spannt konsequent seinen Spannungsbogen und lässt zu keiner Sekunde Langeweile aufkommen.
Um den Zuschauer zusätzlich bei der Stange zu halten (nicht, dass es nötig gewesen wäre) gibt es dazu noch nette Kameraspielchen (wie etliche Split-Screen-Einlagen), die aber nie aufgesetzt wirken, sondern die angespannte Lage nur verdeutlichen und veranschaulichen.

Kurz vor „Phone Booth“ entstand auch der Thriller „Liberty stands still“ (mit Wesley Snipes und Linda Fiorentino), der dieselbe Grundkonstellation aufbietet – trotzdem bestehen Unterschiede zwischen beiden Filmen, so dass man nicht von einer Kopie sprechen kann: Die Grundmotivationen der Sniper beider Werke sind grundverschieden. „Liberty stands still“ richtet sich gegen die Waffenindustrie und beschreibt die Situation aus der Sicht des Schützen, während „Phone Booth“ sich auf das „Opfer“ konzentriert und sich mit der Moral seiner Hauptperson auseinandersetzt.

Ferner hat man „Nicht auflegen!“ (so der deutsche Titel) in New York angesiedelt, und das Umfeld der Hauptperson reflektiert das gesamte Leben in „der Stadt, die niemals schläft“ – das ganze Leben ist rastlos, auf Sein und Schein fixiert, ohne moralische Hemmschwellen oder Grundsätze ... das wird in den Gesprächen zwischen Stu und dem Schützen aufgearbeitet, worauf er sich selbst damit konfrontieren muß. Die angepriesenen Moralvorstellungen mögen vielleicht etwas weit hergeholt erscheinen, doch man muß bedenken, um was für eine Person es sich bei dem Schützen handelt, und gerade in Verbindung mit dem New Yorker Umfeld wirkt es auch wieder glaubwürdig.

Der gesamte Film ist punktgenau und gradlinig inszeniert worden – angeblich in nur 10 (!) Drehtagen – was Interesse und Spannung aufrecht erhält.
Die Hauptperson Stu steht im ständigen Mittelpunkt, und Colin Farrell („Daredevil“ / „Minority Report“) meistert diese Schauspielerische Tour de force mit Bravour – er wird es noch weit bringen in Hollywood, soviel ist sicher. Kiefer Sutherland spielt / spricht den Sniper, was schon allein ein Grund ist, sich den Film in der Originalfassung anzusehen, denn der deutsche Sprecher hat einfach nicht das nötige „Etwas“ in seiner Stimme, so wie der bedrohlich-sadistische Klang Sutherlands. Alle übrigen Darsteller sind nur Randfiguren und bleiben dementsprechend blass – es geht halt nur um Farrells Charakter, und der reicht, um den Film zu tragen.

Fazit: Kurzweilige Unterhaltung auf hohem Niveau mit einem Standard-Finale und leichten Logikschwächen, die der Spannung jedoch nicht im Wege stehen – sehenswert auch wegen Farrell und der ungewöhnlichen Konstellation der Story = 8 von 10.

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