Filme auf begrenztem Handlungsraum sind immer sehr beliebt im Thrillergenre und bei „Nicht auflegen“ konzentriert sich das meiste auf eine Telefonzelle (wie schon der Originaltitel „Phone Booth“ zeigt).
Die ersten Minuten (von einer Minieinführung via Off-Kommentar mal abgesehen), die ein wenig an den Auftakt von „Spiel auf Zeit“ erinnern, sind jedoch voll und ganz der Hauptfigur Stu Shepard (Colin Farrell) gewidmet. Stu ist Musikmanager und ein wirklich ausgekochtes Schlitzohr, der mit zig Winkelzügen und Lügen seine Klienten nach vorne zu bringen versucht und daher andauernd am Telefonieren ist. Ähnlich wie bei dem bereits erwähnten „Spiel auf Zeit“ eine sehr schicke Einführung, die eine Hauptfigur einführt, die sich von den üblichen Helden mit blütenweißer Weste unterscheidet. Dabei setzt Regisseur Joel Schumacher wie im ganzen Film Split Screen, Bild im Bild usw. ein, um möglichst alle Gesprächspartner zu zeigen und das Ganze gleichzeitig etwas dynamischer und peppiger wirken zu lassen, wodurch „Nicht auflegen“ auch optisch anspricht.
Von einer Telefonzelle ruft Stu jedoch Pam (Katie Holmes) an, eine Klientin, die er verführen will, was seine Frau Kelly (Radha Mitchell) nicht mitkriegen soll. Doch dann wird er in der Telefonzelle von einem Unbekannten angerufen, der mit einem Scharfschützengewehr auf ihn zielt...
„Nicht auflegen“ ist an sich ein spannender Thriller, dem zu wahrer Größe aber noch das gewisse Etwas oder der richtige Knalleffekt fehlt. So bleibt es bei dem simplen Motiv, dass der Sniper seine Opfer (wir erfahren früh, dass dies nicht das erste Mal ist) bessern will, wie er Stu bereits am Anfang sagt. Das ist als Begründung dann doch etwas dürftig, zumal der Scharfschütze für diese Läuterung über Leichen geht. Aus diesem Grunde bleibt gerade das Ende doch etwas unbefriedigend.
Dabei baut „Nicht auflegen“ über die kurze Laufzeit von knapp 80 Minuten ordentliche Spannung auf. Stu muss auf engstem Raum Gegenmaßnahmen ergreifen, während der Sniper nahezu alle Fäden in der Hand hält: Er hängt Stu einen Mord an, ist bereits auf das Eingreifen von Cops vorbereitet usw. Zwar bleiben Stus Möglichkeiten etwas eingeschränkt, aber es passt zum Tenor des Films, dass der Eingeschlossene in seiner Panik kaum ausgeklügelte Pläne hat. So werden auch die Cops, Kelly und Pam, die bald alle am Ort des Geschehens aufkreuzen, auch miteinbezogen, sodass die ganze Arbeit realistischerweise nicht nur an Stu hängen bleibt.
Auch bei der Charakterzeichnung bemüht sich „Nicht auflegen“ um Ausgewogenheit und das geht meist gut. Stu ist definitiv kein edler Mensch, aber auch nie so verdorben, dass man wirklich möchte, dass er in der Telefonzelle dran glauben muss. Stattdessen ist er eher ein Mensch, der noch auf dem Weg zum echten Arschloch zu werden. Pam ist nicht die laszive Geliebte, sondern eine junge, etwas naive Klientin und auch Kelly lässt sich nicht das Klischee der nichtsahnenden Ehefrau pressen. Das Ganze setzt sich bei den Cops erfrischend fort: Keine Superbullen, aber auch nicht die unfähigen Trottel, sodass man auch hier schlimme Klischees vermeidet.
Das Geschehen offenbart sogar einigen zynischem Humor, wenn der Sniper den armen Stu zum Narren hält (z.B. das Gefasel über den Krieg) oder ihn zwingt sich den Umstehenden gegenüber möglichst peinlich zu verhalten. Auch die Figur des leitenden Cops, Captain Ramey (Forest Whitaker), trägt zur Erheiterung bei, denn der versucht einen auf verständnisvoll für den scheinbar geistesgestörten Mann zu machen und erzählt von seinen privaten Problemen. Glücklicherweise lässt „Nicht auflegen“ ihn dann nicht zur Witzfigur verkommen, da er gleichzeitig genug Scharfblick beweist.
Schauspielerisch kann man sich über „Nicht auflegen“ auch nicht beklagen. Colin Farrell spielt den Business Man in Not recht überzeugend, Whitaker, Holmes und Mitchell supporten keinen Deut schlechter. Kiefer Sutherland hört man zwar nur, aber seine Stimme (seine deutsche Synchronstimme übrigens auch) strahlen erfrischend viel Charisma aus.
So bleibt ein spannender, gut gespielter und schick inszenierter Thriller, dem jedoch noch ein wenig zum Genrehighlight fehlt. Die Motive des Killers überzeugen nicht so recht und gerade bei der Tätersuche fehlt es noch am richtigen Knalleffekt, aber gute Unterhaltung ist „Nicht auflegen“ trotzdem.