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Auch „The Tuxedo“ steht ganz in der schlechten Tradition schwacher Auftritte des Ausnahmemimen aus Hongkong. Jackie Chan kann in Hollywood machen was er will, aber einen guten Film wird er dort wohl niemals abliefern können. Dass mag einerseits an den beschränkten Ansichten der kommerziell denkenden Produzenten liegen, die ihn immer wieder in der selben Rolle sehen wollen, liegt anderseits vielleicht auch ein wenig an Chan selbst, der in amerikanischen Produktionen nie so ganz aus sich herausgeht.

„The Tuxedo“ ist in dieser Hinsicht neben dem unterirdischen „The Medallion“ die größte Ausgeburt des innovationslosen Schwachsinns. So ziemlich alle Gründe warum man Jackie Chan für die Hauptrolle castet, wurden ignoriert, um ihn in eine sinnlose, infantile Komödie mit höchstens rudimentärer Story und ganz viel Unfug zu verbraten. Da dürften seine Fans nicht einmal ärgerlich, sondern ganz bitter von seiner Rollenwahl enttäuscht gewesen sein.

Regisseur Kevin Donovan, der aus gutem Grund davor und danach nie wieder einen Film inszenierte, ist darüber leider auch nicht gerade der Filmemacher, der aus einem miesen Skript noch einen unterhaltsamen Film extrahieren kann und so geben sich die Darsteller kapitulierend ihrem Schicksal hin, das zumindest in den ersten Minuten noch einen brauchbaren Eindruck hinterlässt. Denn Jackie Chan agiert hier, wie man ihn liebt, als schüchterner Romantiker Jimmy Tong, der gern die Verkäuferin einer Galerie daten würde, hoffnungslos verunsichert sein Unterfangen aber aufgibt und in seiner Nervosität gleich in den größten Schlamassel einsteigt, als er sich mit einem hünenhaften Radkurier anlegt. Nachdem der die Flucht ergreift und seinem Namen als rasanter Taxifahrer alle Ehre macht, versackt der Film von einer Minute auf die nächste aber schon ins Bodenlose.

Das infolge zwanghafte Zitateabrufen diverser Genregrößen ohne echten Kontext ist dabei gar nicht einmal so schlimm. Es sind die schaurig belanglose, spannungsarme Geschichte und die lasche Action ohne jegliche Schauwerte, die den Zuschauer Reißaus nehmen lassen. Denn Tong wird als Fahrer für den weltmännischen CSA-Agenten Clark Devlin (Jason Isaacs, „The Patriot“, „Sweet November“) angeheuert und schlüpft spontan in dessen Rolle, als sein neuer Arbeitgeber bei einem Attentat schwer verletzt wird. Ein hochtechnisierter, programmierbarer Smoking verhilft ihm zu den unmöglichsten Aktionen und gibt ihm die Gelegenheit sich für Devlin auszugeben.
Die vorangehende Flucht vor der Skateboard-Bombe hat man übrigens in den letzten 35 Jahren mit ferngesteuerten Autos ungefähr ein Dutzend Mal gesehen – nur besser.

Überhaupt macht der Film einen sehr leidenschaftslosen Eindruck, dessen Krönung aber wohl Wassermogul Dietrich Banning (Ritchie Coster, „The Sentinel) darstellt, den mal wohl vorbehaltlos als einen der vergessenswertesten Bösewichter der Filmgeschichte einordnen darf. Nicht nur, dass der den unsäglich abstrusen Plan verfolgt alle Trinkwasservorräte der Erde zu verseuchen, damit er auf der einzig verbliebenen Quelle hockt, er hat kein Charisma, strahlt keine Bedrohung aus und erweist sich allgemein als hemdsärmeliges Würstchen, das nicht einmal böse Aktionen befiehlt. An seiner Seite macht sich übrigens Peter Stormare („Bad Company“, „Windtalkers“) als Mad Scientist genauso zum Affen.

Jimmy Tong, der auf eigene Faust den Grund des Attentats finden will, und die an seine Seite befohlene Partnerin Del Blaine (Jennifer Love Hewitt, „I Know What You Did Last Summer“, „Heartbreakers“), eigentlich ein versierter Labornerd in seiner ersten Außendienstmission, wühlen sich bemüht durch das konfuse Skript, und können dank ihrer Gegensätzlichkeit gute Laune entfachen. Tong hat zunächst immer Probleme mit den Funktionen seines Anzug, zerlegt Devlins Interieur und begibt sich ganz hibbelig auf seine Mission, die ihn mit Blaine zusammenbringt, die deren Mission übereifrig ganz ernst nimmt und sich mit Tong, den sie für Devlin hält, überhaupt nicht anfreunden kann. Dass daraus mitunter Spannungen resultieren, gefällt zumindest dem Zuschauer, denn Jennifer Love Hewitt sieht auch hier wieder nicht gut aus, sondern beweist beizeiten auch Sinn für Humor.

Nur schade, dass das substanzlose Skript den beiden kaum Raum gibt, um Screwball-Comedy zu platzieren. Tong tappt mit seinem Smoking nur von einem Fettnäpfchen ins nächste und prügelt sich mithilfe seines Anzugs, vielen F/X und noch mehr Wirework in schlecht choreographierten, albernen Kämpfen herzm, während Blaine, sich überlegen wähnend, trocken kommentiert und verblüfft reagiert.

Das Interesse am Film verabschiedet sich eigentlich aber erst gänzlich, wenn die beiden versuchen kryptischen Hinweisen zu folgen und hinter den Plan Bannings kommen, der sich aber nicht so leicht überrumpeln lässt, so dass ein Finale im Labor kurz vor der ökologischen Katastrophe unausweichlich ist. Die auffallend hochfrequentierten Logiklücken und der lächerliche Plan, wie denn nun die Wasservorräte zu verseuchen sind, geben „The Tuxedo“ am Ende den Gnadenschuss, so lieblos wird Szene an Szene geklatscht.

Ich gehört nicht zu den vorbehaltlosen Jackie Chan – Fans, muss allerdings zugeben, dass er einige gute bis sehr gute Filme gemacht hat und eigentlich eine Bereicherung für jeden Film ist. Ob er sich im Vorfeld von „The Tuxedo“ das Drehbuch wirklich durchlas, mag ich allerdings stark zu bezweifeln, denn so ideen- und sinnlos habe ich bis dato keinen Film mit ihm gesehen.
Denn „The Tuxedo“ gibt keinerlei Gründe an, sich ein zweites Mal an dieses misslungene Actionkomödie zu wagen. Denn die keineswegs überzeugenden Kampfeinlagen gehören zum Schlechtesten, was jemals in Chans Filmen zu sehen war und strotzen nur so vor unspektakulärer Konventionalität, während der zu alberne Humor nur ganz selten funktioniert und dann ist der Grund auch eher die trocken kommentierende Jennifer Love Hewitt und nicht Jackie Chan.


Fazit:
Das einfallslosen, klischeehafte Drehbuch und die uninspirierte Inszenierung sind gelinde ausgedrückt die reinsten Katastrophen. Ich glaube, ich habe mich bei einem Jackie Chan – Film auch noch nie so gelangweilt. Er selbst müht sich nach Kräften und Jennifer Love Hewitt gibt auch einen bildhübschen Sidekick ab, deren Humor zumindest zeitweise noch ankommt, aber der dämliche Plot, die schwach umgesetzten Actioneinlagen und die ansonsten kaum Struktur annehmenden, mitunter nervenden Charaktere geben dem Film den Rest. Nach einem soweit in Ordnung gehenden Einstieg geht „The Tuxedo“ einfach rücksichtslos den Bach runter. Keine Frage, das hat Jackie Chan nicht verdient. Und was soll ich eigentlich dieses schiffende Reh zu Beginn?!

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