David Cronenberg, der von vielen gemeinhin als Meister des Body Horror geschätzt wird, ist vor allem für seine Kultfilme aus den 80ern wie "Die Fliege", "Videodrome" oder auch "Scanners" bekannt.
Nur wenige jedoch kennen frühere seiner Werke wie zB "Rabid", den er ein Jahr vor Romeros Genre-Maßstab "Zombie" 1977 mit einem Budget von gerade mal einer guten halben Million kanadischer Dollar gedreht hat.
Dabei war er für einen kanadischen Film an den Kinokassen relativ erfolgreich, erhielt wohlwollende Kritiken und bot Genrefans für die damalige Zeit aufregende Horrorkost, die ab Mitte der 70er - nach Meisterwerken wie Friedkins "Der Exorzist" oder Hoopers "Blutgericht in Texas" - eine Blütezeit zu erleben begann.
Weit über 40 Jahre später kann man sagen, dass der Film sich gut gehalten hat und einen durchaus noch solide fesseln kann, wenn man denn bereit ist im Vergleich zu heutigen Hochglanzproduktionen Abstriche zu machen.
Beispielsweise bei der Handlung, die in ihrer Absurdität ideal zu einem B-Film dieser Zeit passt.
Die schöne Rose hat mit ihrem Motorrad einen Unfall, bei dem es explodiert und sie schwer verletzt unter dem brennenden Zweirad liegen bleibt.
Glücklicherweise liegt in der Nähe eine Klinik für plastische Chirurgie, deren Ärzte gerade mit hoch riskanten Gewebe-Erneuerungen hantieren und sich denken: "Ha, genau das was Rose jetzt braucht!"
Problem an der Sache: Durch das modifizierte Gewebe wächst Rose einerseits ein Phallus-artiger Stachel aus dem Arm und weckt andererseits Lust und Hunger auf Menschenfleisch in ihr.
Fortan erliegt sie dem Verlangen mit ihrem neuen Organ Menschen zu erstechen und sich an ihnen zu laben, ähnlich dem Prinzip eines Blut trinkenden Vampirs.
Nur werden ihre Opfer nicht selber zu Vampiren, sondern entwickeln schnell eine Tollwut-artige Beiß- und Tötungsmanie, die äußerst rasant epidemisch um sich greift.
Was nach plumper Exploitation der 70er Jahre klingt, ist für das Budget des Streifens erstaunlich rund umgesetzt.
Der Film ist größtenteils spannend und atmosphärisch dicht, auch wenn man zugeben muss, dass er manchmal - insbesondere für heutige Sehgewohnheiten - etwas gemächlich inszeniert wirkt und es hier und da so scheint, als würde der Film sich nicht so ernst nehmen wie er in anderen Szenen ist und wie er in Anbetracht der Thematik eigentlich auch sein sollte.
Manche Schauspieler kommen nicht über Laienniveau hinaus und legen eine unpassende Gleichgültigkeit und Müdigkeit an den Tag, während um sie herum die Gesellschaft zerfällt und Menschen zu Bestien werden, die sich gegenseitig blutig angreifen. Eher belanglose Szenen, die wie Füller wirken, um die Laufzeit auf 90 Minuten zu strecken, sind auch ein paar drin.
Diese Punkte, die man mit etwas Wohlwollen auch als Teil des B-Film-Charmes dieses Filmes werten kann, gleicht er aber mit seinen durchaus ansehnlichen Spezial- und Schockeffekten aus. So wirken die Tollwütigen optisch auch heute noch relativ realistisch, vor allem im Vergleich zu den untoten grünen Männchen und Weibchen aus Romeros Film.
Ganz großartig ist die musikalische Untermalung, die selbst aus Szenen, die rein optisch etwas altbacken erscheinen mögen, richtige Schockwerte herausholt.
Ehe man sich versieht und Rose bei ein paar ihrer Morde zugeschaut hat, grassiert die Seuche bereits unaufhaltsam unter der Gesellschaft, die völlig überfordert mit wirkungslosen Impfstoffen hantiert und vor Verzweiflung Müllabfuhrwagen als Leichenwagen zweckentfremden muss. Unheimlich zynisch.
Dass es kein Happy End gibt, ist keine Überraschung, schon gar nicht bei Cronenberg. So schockt und widert der Film den Zuschauer durchgängig an, bis er ihn schließlich mit einem miesen Gefühl zurücklässt.
Durchaus sehenswertes Frühwerk eines wichtigen Regisseurs, in dem sein Talent schon klar hervorblitzt, obgleich er hier sein volles Potenzial noch nicht ganz ausgeschöpft hat.
7,5/10
PS: Der beispiellos reißerische deutsche Kino- und Videotitel "Der Überfall der teuflischen Bestien" fügt sich blendend in den Stil des Films ein.