In RABID lässt Ekelmeister Cronenberg eine tollwutartige Epidemie auf die Menschheit los, denn transplantierte Haut verändert Rose' Gene nach einem Motorradunfall, sodass ihr als Wirt dieser Seuche eine Achselhölenvagina samt darin enthaltenem Penis zur Seite steht, mit dem sie den Erreger bei Umarmung der Opfer durch die Haut ins Blutnetz der Ahnungslosen einspeist, die sich danach in vom Instinkt Geleitene verwandeln, die alles Bewegliche angreifen, um die Seuche auszuweiten.
Die morbide Idee des Fortpflanzungsmechanismus führt durch Cronenbergs Bemühung nach wissenschaftlicher Seriosität zur grimmigen Glaubhaftigkeit, während fehlende ironische Zwischentöne die Ernsthaftigkeit des Szenarios bestätigen. Doch Cronenberg interessiert sich nicht allein für eine interessante Zombiefilmvariation. Viel mehr katapultiert er den Fortpflanzungstrieb auf aggressiv-unbarmherzige Weise in die westliche Konsumgesellschaft und kombiniert diese Idee mit absichtlichen Provokationen: Die Achselhölenvagina braucht nur eine Umarmung, um ihrer Bestimmung zu folgen. Zu aufwändig wäre es doch, würde die uns bekannte Form von Sex zum Tragen kommen, um das Virus zu verbreiten. Eine Umarmung ist schließlich keine Intimität, im gemeinen Film also kein Tabubruch für Tittenscheue. Cronenberg lässt die herzliche-warme Geste in Rose' Fall zur Vergewaltigung mutieren und entstellt die Bedeutung der Umarmung. Nicht nur das, er inszeniert diese Art der Fortpflanzung mit einer erotischen Ästhetik, die sich durch die subjektiven Köpfe der Zuschauer mit angewidertem Ekel paart, unterstützt durch Rose' erregtes Stöhnen. Dass die Wahl für die verwirrte Protagonistin auf Marilyn Chambers, eine Pornolegende, fiel, unterstreicht das absichtliche Einbringen einer erotischen Komponente.
Sich ihrer erotischen Ausstrahlung zu entziehen, fällt vielen schwer, denn der Trieb ist stärker als das bewusste Handeln. So macht Cronenberg Rose auch nicht zum bösartigen Monster, sondern zum zwiegespaltenen Opfer, dass sich einerseits seiner Anziehungskraft bewusst ist und diese nutzt, andererseits aber auch Angst zeigt vor sich selbst. Sie kann sich nicht wehren, braucht das Blut der Opfer zum Überleben und treibt die Epidemie voran, die sich mittlerweile aber auch sehr gut ohne sie ausweitet.
Unzählige Müllcontainer sammeln die überall verstreuten Leichen ein, so auch am Ende die arme Rose, die selbst zum Opfer eines aggressiven Infizierten geworden ist. Totenstarr wird sie von einem Hund angeknabbert, kurz bevor sie der Seuchenschutz in den Müllwagen buchsiert. Grauenerregend zieht der Abspann vorüber, denn von einem ansatzweisen Happy End sind wir weit entfernt, sowie von jedweder Sexualität.