Review

Rom, 1977

Dies ist der dritte der elf von Bruno Corbucci allesamt in Szene gesetzten Krimikomödien mit Tomas Milian als stilvoll schmuddeligem Nico Giraldi (in der deutschen Fassung: Tony Marroni), einer Polizistenfigur, die in so manchem vom US-Cop Serpico beeinflusst ist.

Giraldi lässt die kleinen Gauner relativ ungeschoren davonkommen - er vergisst nie, wo er selbst herkommt - während die großen unbeirrt verfolgt werden.
Die Großen, das sind in diesem Fall Versicherungsbetrüger, die über Leichen gehen. Apropos Leichen: Die gibt es in den Superbullen-Filmen, auch in diesem, desöfteren, insofern wird es zuweilen etwas "konkreter" als z.B. in den meisten Hill/ Spencer-Filmen, doch letztlich überwiegt deutlich der Eindruck entspannter Unterhaltung.

Die deutsche Synchronisation geht dabei in bester Rainer Brandt-Manier in die Vollen und lässt keinen Kalauer aus, auch wenn es manchmal schmerzt. Milian, gebürtiger Kubaner, wurde auch für das italienische Kino synchronisiert (von Ferruccio Almendola), in Deutschland wird er gesprochen von Thomas Danneberg, bekanntermaßen Meister seines Fachs.

Rom, das ist für Giraldi, was für Kommissar Plattfuß Neapel ist, hier funktioniert die Figur in der Interaktion am besten. Die charmanten bis bekloppten Eigenheiten der Römer, insbesondere der kleinen Ganoven um Giraldi herum, mit denen der Freund absurder Kopfbedeckungen schroff bis verständnisvoll umgeht, machen zusammen mit dem unnachahmlichen Spiel Milians und seiner sehr speziellen Cop-Figur Giraldi, mit ihrem überlässigen Gestus und der sehr eigenen, aber selten ins Grimassieren abgleitenden Mimik, den Charme des Ganzen aus.
Das Geschehen drumherum, die Ermittlungsvorgänge, das Verhalten der Schurken, das ist alles nicht immer ganz nachvollziehbar oder logisch und dürfte den peniblen Krimigucker eher wenig zufriedenstellen.

Zur Seite gestellt ist Milian/ Giraldi hier David Hemmings ("Blow Up", "Profondo Rosso"), mit gestutztem Schnauzer ausgestattet und als englischer Detektiv Robert Clayton die Loyd's-Versicherung vertretend - ein echtes Buddy-Movie ist aber nicht: Der Film macht nicht viel aus der sich andeutenden Gegensätzlichkeit der beiden Ermittler und Clayton ist als Figur letztlich auch zu wenig ausgearbeitet/ charakterlich positioniert.

In den Siebzigern und Achtzigern schielte das italienische Kino gerne gen USA - Hollywood als Inspiration und amerikanische Großstädte als Drehort (gerade an New York hatte man einen Narren gefressen). So geht es auch hier - leider und im Rahmen der Handlung spät - noch kurz nach San Francisco, wo Giraldi und Clayton die Wurzel des Übels vermuten.
Trotz einiger ganz amüsanter zweckgebundener Betrügereien des Duos sind dies die schwächsten Szenen des Filmes, eben weil sie nicht von der Sonne Italiens beschienen sind.

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