Review

Spricht es für einen Film, wenn er am besten nachzuvollziehen und zu schätzen ist, wenn man sich vorher einen Zwölferpack Red Bull mit Vodka inclusiver leichter LSD-Note eingepfiffen und das überlebt hat. All die Farben, die putzigen Erinnerungen an phantastische Bauten aus dem Legokasten und die flackernd röhrenden Plastikknarren, mit denen man sich auf der Müllhalde nebenan beschossen hat - das sind Erinnerungen, die bei "Star Crash" wieder zum Leben erweckt werden.

Luigi Cozzis...ich will es mal in Ermangelung einer passenderen Definition einen Film nennen...war eins von mehreren im Akkordtempo ausgekotzten Star-Wars-Ripoffs, die produktive Filmindustrien ohne größere Copyright-Schwierigkeiten für die nächsten Jahre auf den Markt warfen, weil sich Laserpistolen, dolle funkelnde Roboter, Lichtstrahlen und Mädels mit kaum gebändigten dicken Hupen in knappen Outfits eben mörderisch gut auf Filmplakaten vermarkten ließen.

Wie angedröhnt die Autoren von "Crash" (der Name ist wirklich Programm) bei der Zusammenstoppelung dieser inhaltlich total unzusammenhängenden und wirren Szenenparade waren, ist wohl nicht mehr feststellbar, aber wer immer sich beömmelt hat, daß Han Solo in Lucas' Epos ein Lichtjahr als reine Zeiteinheit gebraucht, dem wird hier das Toupet wegfliegen.
Man könnte einen ganzen Nachmittag damit zubringen, all die Verbrechen an Astronomie, Physik und Technik, die hier im sachlichen Tonfall ausgebreitet werden, noch einmal runter zu zitieren, aber dabei fallen einem vor Abstrusität vermutlich die Augenbrauen ab.

In Sachen Plot empfiehlt sich vorsichtshalber auch mal eine Ganzkörperrasur, denn wenn hier die Weltraumschmuggler (oder was auch immer Halbgares die beiden Hauptdarsteller als Jobbeschreibung schieben) Stella Star und Akton erst verfolgt werden, entkommen können, dann doch gefangen werden, um eingekastelt zu werden, dann sofort wieder fliehen können, unterstützt von den gleichen Leuten, die sie erst in den Knast gebracht haben, um dann später herauszufinden, daß die Bad-tourned-Good-Guys doch die Bad Guys sind, dann weitet sich schon mal der Gummizug an der Jogginghose.
Stella Star wird übrigens visualisiert (von Spiel ist kaum zu reden) von Caroline Munro, die zwar nur selten in Filmen aufgetreten ist, dann aber immer in Rollen, wo ihr ständig die Bluse zu platzen droht, was ja stets für große Freude sorgt. Dazu trägt sie über weite Strecken nur futuristisches Leder-BHchen und das dazu notwendige Knackhöschen samt lederner High-Heel-Overknees, kann so also von dem wirren Plot und dem daraus resultierenden Schwachsinn ablenken. Das ist auch nötig, denn Kumpel Akton, der hier so etwas wie Luke Skymacker und Opi Knobi gleichzeitig gibt, trägt eine Lockenperücke zur Schau, die der Wahnsinn auf Stelzen ist und lächelt im funkelten Discocatsuit so wunderbar schwul, als ginge es darum Mundwasser zu verkaufen oder Ilja Richter zu schwängern.

Mit diesen beiden Helden treten wir nun an, das Imperium des Imperators (der gute eben), gespielt von einem lithiumbetäubten Christopher Plummer, der augenscheinlich seine Szenen in Unkenntnis der Sachlage und des Drehbuchs runterleiert, gegen die Machenschaften des bösen Zarth Arn (soso...klar...) zu verteidigen, der mit seiner metallenen riesigen Weltraumstation, die einer Hand/Klaue/Faust ähnelt, das Universum bedroht. Moment, muß gerade mal nachschlagen, wieso und warum, denn das hab ich nach zwanzig Minuten schon wieder vergessen gehabt...ah ja, ist total egal, er ist auf jeden Fall extrem bedrohlich.
Warum, wird jedem klar, der einen Blick auf diesen Vader-Epigonen geworfen, denn der wird von Joe Spinell gegeben, der in seiner schwarzen Satanskutte natürlich mitten in der Kommandozentrale ständig in den Weltraum glotzt, wie wild mit den Augen rollt und sich so dermaßen infernalisch über seine eigene Bosheit kollernd und geifernd freut, das es ihn praktisch zerreißt. Das ist eine der ganz großen ungewollten Comedyperformances der Filmgeschichte und lohnt den Film allein.

Nicht ganz so gut ausgefallen ist das robotische Helferlein "L" oder "Elle" - zu begreifen ist das eh nicht. Weil die Italiener nicht wie Lucas einen Mülleimer mit Rollen und Fernsteuerung bauen können, nehmen sie sich einfach einen Darsteller mit voluminösem Helm und lustigen Schläuchen und geben ihn frechweg als Roboter aus, damit man ihn im Film öfters mal zerdöbern kann. Das ist auch notwendig, denn der Typ redet ständig eine so unlustige Scheiße, daß man sich schon nach drei Sekunden fragt, warum Stella ihn nicht zerstrahlt.
Bei so viel gewolltem Humor muß man den jungen David Hasselhoff kaum noch erwähnen, der schon hier mit betonierter Fönfrisur den Sohnemann vom Imperator gibt und irre gut aussehen tut. (Das LSD, ihr versteht...)

Was sonst noch in dem Film vorkommt (nach der überlogischen halbstündigen Einleitung von weiter oben), ist eigentlich ziemlich wumpe, der Weg ist das Ziel und bis dahin haben wir es noch mit fresswütigen Kannibalen, ein paar technikfreudigen Amazonen (die aber trotzdem ihre Feind gern per Pferd verfolgen) und einer gelenksteifen Riesen-Alu-Statue zu tun, die durch eine nahe Bucht stapft und fiese Geräusche macht. Die ist übrigens von Harryhausens "Jason und die Argonauten" geklaut (die Idee, nicht die Statue) - und war dann wiederum vermutlich Vorlage für die Barbra-Streisand-Godzilla-Mutation in "South Park".

Eine genaue Analyse (die ihn vermutlich drei Lebensjahre gekostet hat) ist bereits von "Badmovies.de" durchgeführt worden, kein Grund also, das alles noch mal nachzuerzählen - der Stumpfsinn würde den Rahmen sprengen - es sei aber allen Lesern versichert, daß die Schote enorm viele denkwürdige Szenen beinhaltet, die sich ins Resthirn brennen: die ungefähr zwei Minuten dauernde Lagerfeuersequenz bei den Menschenfressern, in der Frau Munro ungefähr 50mal Hilfe ruft; Akton, dem ein Laserschwert aus der Handfläche wächst; die "Golems", zwei Stop-Motion-animierte Androiden aus dem Märklinbaukasten; die bösen Lichtmonster, die schon bei Star Trek 10 Jährchen zuvor albern wirkten und die garantiert rindenzerfressende Angriffssequenz Marke Bond meets Der Rote Korsar, bei dem die eingreifenden Truppen in Zweierteams per Torpedo in die Feindesfauststation gefeuert werden, um durch die Scheiben zu crashen und drinnen sofort ein dolles Gefecht zu starten, ohne daß sich jemand an entweichender Atmosphäre oder genereller Luftleere stören würde.

"Star Crash" ist, gemessen an wild zusammengepfefferten Abenteuerklischee-Elementen der absolute Overkill, stört sich am nicht im Geringsten an allem, was man dabei falsch machen könnte. Anschlußfehler, kindische Tricks, Raumschiffmodelle aus dem Mülleimer, Technobabble aus der Gummizelle, dazu bizarre Kostümvorstellungen und alberne, zu nichts führende Plot-Schlenker, Luigi Cozzi ist sich zu nichts zu schade und läßt kein Auge trocken, mal abgesehen von den recht statisch endlos wiederholten Anflugs- und Kampfsequenzen bis zum nicht enden wollenden Explodieren der Riesenfaust aus Streckungsgründen.
Das kann enorm Spaß machen, weil man schlichtweg nicht fassen kann, daß das jemand a) so aufgeschrieben, b) so gespielt, c) so gefilmt und d) sogar so in die Kinos gebracht haben kann. Eine einzige enorme Trashexplosion, aber mit ungeheurer Liebe zum garantiert immer falschen Detail - das darf man immer wieder gucken.

Also nicht über die Note wundern, der Film ist Müll hoch zwanzig, aber die definitive Partygranate und zwar formal wie audiovisuell. 10 Points nach nem Kasten Bier, ansonsten der überzeugenste Beleg dafür, daß die Italiener entweder enorm dreist waren oder die Espressomaschine streikte. (3/10)

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