Mit "The Vanishing - Spurlos verschwunden" hat George Sluizer das in den Niederlanden populäre Buch "Das goldene Ei" (Het gouden ei) von Tim Krabbé verfilmt. Wenngleich die Vorlage unbedingt lesenswert ist, ist Sluizer eine recht gute filmische Umsetzung des Romans gelungen, was vielleicht auch daran liegt, dass der Autor selber das Drehbuch geschrieben hat. Sluizer hält sich dabei meist dicht an die Vorlage und unterstreicht die bedrückende und verstörende Stimmung des Originals durch wohl eingesetzte filmische Mittel.
Der Film beginnt im Alltag und endet im Alltag, wobei dieser brüchig geworden ist, lauert doch hinter der Fassade ein furchtbares Grauen.
Sakia und Rex sind ein junges Paar aus Amsterdam, das beschließt seinen Urlaub gemeinsam in einem Ferienhaus in Frankreich zu verbringen.
Sakia hat einen immer wiederkehrenden Alptraum, in dem sie in einem goldenen Ei durch den leeren Weltraum reist und das Gefühl erschreckender Einsamkeit ertragen muss. Nur die Begegnung mit einem anderen Ei könnte sie aus ihrer Lage befreien. Rex wird diesen Traum, den ihm Saskia erzählt erst am Ende verstehen, so wie auch der Leser/Zuschauer.
Auf dem Weg nach Frankreich machen die beiden Rast an einer Autobahnraststätte. Sakia beschließt, kurz ein Paar Getränke zu kaufen, kehrt davon aber nicht zurück. Sie bleibt verschwunden. Alle Versuche von Rex, sie auch mit Hilfe der Polizei zu finden, laufen ins Leere.
Drei Jahre später lebt Rex inzwischen in einer neuen Beziehung, hat aber Sakia nicht vergessen und entschließt sich, ein letztes Mal nach ihr zu suchen. Da meldet sich plötzlich ein französischer Chemielehrer bei ihm. Dieser bietet ihm an, dass er ihm die Hintergründe für Sakias Verschwinden erklären will, wenn er mit ihm nach Frankreich kommt und am Ende bereit ist, ihr Schicksal zu teilen.
Die Spannung im Film steigert sich langsam - immer wieder steht der Alltag der Figuren im Mittelpunkt. Insbesondere den Chemielehrer Raymond Lemorne lernt man in zahlreichen Rückblenden näher kennen. Man begleitet einen scheinbar harmlosen Familienvater, der ausgehend von einem Kindheitstrauma aus dem Alltag herausfällt und sich in einen grausamen Täter verwandelt, ohne das sein Umfeld es bemerkt.
Die Schauspieler (allen voran Bernard-Pierre Donnadieu als Raymond Lemorne) verkörpern die Figuren aus dem Roman Krabbés recht gut. Einzig Johanna ter Steege als Sakia bleibt für meinen Geschmack etwas blass in der Darstellung, aber vielleicht war das auch so gewollt.
Der Film selber wird, auch wenn er eigentlich ein Thrillermotiv behandelt, recht ruhig und unaufgeregt erzählt. Die Handlung entfaltet sich nur langsam, was auch für die hier verwandte Filmsprache an sich gilt. Dies mag auf seine Verankerung in unserem Alltagsleben zurückzuführen sein, in dem es eigentlich nur selten wie in einem Actionfilm zugeht.
Wie schon eingangs gesagt, gelingt George Sluizer eine gute Adaption der Vorlage, die dem Zuschauer, wenn er sich auf die wohltuend langsame Filmsprache einlässt, noch lange im Gedächtnis bleiben wird.