Bestandteil einer Rückkehr zu den 'Wurzeln', am Ende zumindest der Action-Karriere von Jackie Chan, die dieser aus entweder selbstgewählten Gründen auch proklamiert oder ihm von anderer Seite aus prophezeit und schon allein aus altersgemäßen Gründen, mit fast 60 Jahren, eigentlich auch verständlich und angesagt ist. Als letztes Aufbäumen bzw. auch Wiedergutmachung gegenüber dem Publikum, dass weder Gang nach Hollywood und die dortigen Werke noch den Versuch der Rehabilitierung in sogenannten ernsten Rollen so richtig wohlwollend und beifallheischend nicht mitgetragen hat, wurden dabei entsprechend der Karriere die mit wichtigsten Ursprünge für den finalen Abschluss in Torschlusspanik gewählt. Neben dem bereits im Dreh befindlichen Police Story 2013 (2013) sowie dem noch ausstehenden Drunken Master 1945 (seit 2011 in der Idee) ist es der vor allem auch im Westen angesagte Armour of God Zweiteiler (1987/1991), der hier den mehr oder minder offiziellen, lang gewünschten, ebenso oft vertagten Dritten Eintrag erhält. Eine Gedanke der Annäherung, der erstmal begrüßenswert erschien, aber nur episodenweise und/oder mit Sympathiebonus die Erfüllung der Wünsche enthält.
Um die auf dem antiken Kunstmarkt heiß begehrten Dutzend Tierstatuen des Beijing Summer Palace zu beschaffen, engagiert der schwerreiche Geschäftsmann Lawrence Morgan [ Oliver Platt ] den Schatzjäger JC [ Jackie Chan ] samt Team, bestehend aus Bonnie [ Zhang Lanxin ], Simon [ Kwon Sang-woo ] und David [ Liao Fan ]. Getarnt als Reporter des "National Geographic" hängen sich die Vier an die Archäologin Coco [ Yao Xingtong ] und darüber auch an die französische Erbin Katherine [ Laura Weissbecker ] heran, deren Vorfahren einst bei dem Überfall und Raub des Nationalschatzes dabei waren. Gemeinsam, aber mit unterschiedlichen Zielen und unwissend davon, macht sich der Trupp auf die Reise nach den Heiligtümern, die sich letztlich in die unterirdische Festung von Morgans Sohn Michael [ Vincent Sze ] und dem ebenfalls als Schatzsucher unterwegs befindlichen Vulture [ Alaa Safi ] und deren Schergen führt.
Dass Chan als in letzten Jahren oft in Frage gestellter Filmemacher hierbei in allen Bereichen auf Nummer Sicher ging, ist ihm dabei am Wenigsten zu verdenken. Geübt in der Produktion und seit ehedem mit Mitspracherecht auch allein aufgrund des Marktwertes ausgestattet, beteiligt sich der Mann hier an wirklich allen wesentlichen Einflüssen vor und hinter der Kamera des Geschehens, noch zusätzlich ergänzt mit Freunden und Kollegen und Weggefährten des früheren Erfolges wie Stanley Tong und Frankie Chan (und Brett Rattner), die mittlerweile auch nicht gerade mehr die Angesagten im Filmgeschäft und gerüchteweise eher die Ja-Sager in der Entourage sind. Chan, der hierbei auch im Nachhinein wegen seiner allseitigen Betätigung vom Guinness Buch der Rekorde aufgenommen wurde, setzt seinen Willen dabei in nahezu allen und besonders auch allen maßgeblichen Bereichen, so quasi mit Herzblut, aber vielleicht auch viel zu viel des Guten durch; fungiert als Director, Produzent, Script Autor, Action Director, der Stuntchoreographie und Performance, Hauptdarsteller, Kameramann, in der Art Direction, und auch so nebensächlichen Sachen wie catering coordinator und set production assistant. Diesen Ehrgeiz und den Aufwand kann man loben, muss man aber nicht, und eventuell wäre die Ausrichtung auf das tatsächlich Hervorstechende und dem Rückzug von Narration und dem Ton und Bild der Gestaltung, familien- und landesfreundlich, die bestenfalls reichlich pro forma, zuweilen peinlich, zuweilen rührend naiv sind, auch von mehr Gewinn.
Denn, so wie jetzt, nach fast einem Jahrzehnt des Herumgeistern als Projekt erschienen, ist (Legend of the) Chinese Zodiac ein eher zwiespältiger Begleitumstand, der – natürlich – sich gerade zwar gewollt nah, aber dennoch ganz weit weg von den beiden ersten Teilen und eher wie die Karikatur als Remake im Krampf dessen anfühlt. Weiterhin mit viel Budget (kolportierten S$50 Million, was man so nicht sieht), viel mainstream media Anpeilung und same old trick gehalten, und so schon Kino, welches einen sicherlich unterhält, aber nicht mehr gänzlich fasziniert und gleichzeitig in seiner merkwürdigen Antiquiertheit und gleichzeitig überaus bunten neumodischen Harmlosigkeit in Anbiederung, äußerst mäßigen Gagdet- und Effekteinsatz und stumpfen Fantasiekulissen auch phasenweise abschreckt. Die Zutaten sind da, aber so richtig funktionieren sie nicht oder auch nicht mehr, wird beispielsweise die Rollen der Frauen, allen voran die von Carol Cheng und Eva Cobo de Garcia in Armour of God II - Operation Condor schlichtweg nachzuahmen versucht und mit ganz wenigen Geschmack in Bezug auf die Art der Witze und bald auch überhaupt kein Talent im Timing kopiert. Was vor zwanzig Jahren in aller Frische einmal geschah und gelang, ist so einfach und direkt nicht mehr zu konservieren; vielmehr sind die meisten Figuren hier eher entnervende, laut kreischende, sonst überhaupt nicht interessante oder ansprechende Gestalten, die entweder viel zu kurz kommen – die beiden Männer im angewachsenen Schatzsucherteam – oder sich anstrengenderweise durch die laue und laute Gagkulisse, als Pappkameraden ohne eigenes Leben dilettieren.
So verliert das Wenige an Handlung nach einer durchaus ansprechenden, nicht objektiv guten, aber zumindest subjektiv und mit Wehmut und noch haltender Vorfreude getragenen ersten halben Stunde bald vielerlei Sympathiewerte für den jetzt kunterbunten, obgleich optisch biederen Eintopf aus Achterbahnfahrt, Märchenonkelstunde und Kindergeburtstag mit zu alten Clows im Bild. Gerade der Mittel- und gefühlt Hauptteil auf der abgeschotteten Insel, der Einspringsel, welcher auch frappant an Wong Jings naives Familiendesaster Treasure Island (2011) – um einen abgehalfterten Kung Fu Star, der nur so tut als ob, und seinen Eskapaden zwischen falschen Lianen und noch falscheren Piraten – erinnert, nimmt dem bis dahin vorhandenen Schwung sehr viel an Antrieb und die letzte Erwartung an ein Alterswerk oder auch zufriedenstellendes Abschiedsgeschenk gleich mit. Das bisher Gesehene ist gleichsam einfältig, in seinen Diskussionen um Sinn und Wert von China und seinen Kunst- und Kulturschätzen, dem Raub der ausländischen Invasoren vor einem Jahrhundert und die fehlende Wiedergutmachung (die Propagandaarbeiten 1911 und The Founding of a Republic lassen grüssen) gerade auf Dauer abschreckend naiv. Slapstick funktioniert zuweilen wunderbar, speist sich aber wie die Akrobatik von Dächerlaufen und Wändeherabrutschen natürlich meist aus bekannten Szenen und Motiven, typischen Mechanismen und artet ab und an auch in viel aufgesetzter Fröhlichkeit aus. Der Auftritt der Bösewichter im grellen Hawaiihemd und mit leeren Pistolen und der Konterpart von zusätzlich noch anpreschenden Piraten ist dann nur noch das i-Tüpfelchen an alberner Törichtkeit, mit viel Faxen statt einem richtigen Handgemenge und dem Höhepunkt in Form einem Ausritt auf einem Baumstamm quer durch das Dickicht.
Das hiesige Jackie Chan Adventures, beim besten Willen, demnach leider keine Wiederherstellung des Formates der beiden Vorgängern, sondern bis auf den plötzlichen, vergleichsweise bewundernswerten Showdown selber eher der forcierte Nachklapp, welcher sich gleichsam gewohnt aus viel vorgegebener Internationalität, emsig Schauplatzwechseln in fremde und ferne Länder und dem da auch schon gängigen Brauchtum von allerlei Sperenzchen im High Tech Action-Gewand bedient. Bereits geschriebene, auch schon altbackene, übersteuerte Formate wie The Accidental Spy (2001) oder der Gegenwartsanteil von The Myth (2005); ein Aufkochen einstiger Erfolgsrezepte, bloß viel zu selten und verstreut mitreißend, was hier insgesamt so richtig nur in den präfinalen zehn Minuten – einer ausgedehnt forschen Kampfszene im Hauptquartier der Kunstfälscher, in absoluter Tagesform zwischen Stunts, Haudrauf und Akrobatik – gelingt.
Dennoch, oder trotz allem: Ein Jackie Chan Film, in Eigenregie, wie er im Buche steht.