Review

Doppelte Review zu Tatort: Willkommen in Hamburg (2013) und Tatort: Kopfgeld (2014)

Worum geht es in Tatort: Willkommen in Hamburg ?

Bei seinem ersten Einsatz in Hamburg sticht der ehemalige Frankfurter Ermittler Nick Tschiller in ein Wespennest, als er bei einer Routine-Wohnungsdurchsuchung 3 Mitglieder des Astan-Clans tötet und damit nicht nur den Kiezfrieden stört, sondern mit privaten Problemen der Vergangenheit zu tun hat und nebenbei einen Kinderprostitutionsring des Astan-Clans auffliegen lässt.

Worum geht es in Tatort: Kopfgeld ?

6 Monate nach den Ereignissen von „Willkommen in Hamburg“ ist Firat Astan, der Kopf des Astan-Clans vom Knast aus beschäftigt, eine gezielte Tötung von Nick Tschiller zu organisieren, während dieser nicht nur sich und sein Umfeld zu retten versucht, sondern auch der Spur eines neuen Geschäftszweigs des Astan-Clans folgt und sich dabei mit korrupten Anwälten, Friedensrichtern und zwielichtigen Ermittlern auseinandersetzen muss.

Was halte ich davon ?

Ich liebe Actionfilme und Thriller – doch das klassische Krimigenre in Deutschland hat mich nur selten gepackt, wobei der Tatort lange Zeit an mir vorbeigezogen ist, bis ich von Ende 2010 bis Ende 2011 bei meinen Großeltern gewohnt habe, bei denen im Sonntagabend-Programm immer der Tatort gelaufen ist. Das deutsche Krimigenre ist schon seit Ewigkeiten übersättigt von den ewig gleichen „Whodunit-Plots“, die nur in Schauplatz, Milieu, Charaktere, Motivationen und Ermittlerteams varrieren und nur wenig Innovationen liefern.

Doch mir haben damals vor allem 2 Ermitterteams gefallen: zum Einen das Frankfurter Team mit Nina Kunzendorf und Joachim Krol, die packende Psychogramme und Charakterstudien geliefert haben (und nebenbei Ecken in Frankfurt gezeigt haben, mit denen ich Erinnerungen verbinde !) und zum Anderen der Hamburger Ermittler Cenk Batu, dessen Undercover-Einsätze ihren Höhepunkt hatten, als man sich dem mutigen Thema „islamistischer Terroranschlag durch konvertierten Deutschen“ angenommen hat. „Der Weg ins Paradies“ ist bis heute mein Lieblingstatort und an diesem wird sich jeder künftige Tatort auch messen müssen, wie auch die beiden Erstlinge mit Til Schweiger als Hamburger Nachfolgeermittler Nick Tschiller.

Von Til Schweiger kann man halten was man will, seine selbst inszenierten klassischen, überzogenen Familientragikomödien (Keinohrhasen, Zweiohrküken, Kokowäh 1+2, Honig im Kopf) sind überzogen von Sepia, Schnittgewittern und Zoten am laufenden Band. Respekt, dass er in diesen Filmen auch jeden deutschen Promi von Rang und Namen casten kann.

Doch mir gefällt er am besten im Actionbereich (für jeden anderen Ansichtssache) – der coole Actionroadtrip in Knockin on Heavens Door, die Ausflüge als Bad Guy (Tomb Raider 2 ; This Means War, Long Live Charly Countryman), und der selbst inszenierte „Schutzengel“.

Und in diesen Bereich passt er mit seinen Tatorten perfekt rein.

Seine beiden bisherigen Tatorte (die bis heute noch nicht erschienenen, aber bereits abgedrehten Tatorte, „Der Große Schmerz“ und „Fegefeuer“ sowie der im Februar erscheinende Kinotatort ausgenommen) fallen von der Bewertung her gleich aus.

Zunächst einmal finde ich die Actionplots für Tatort-Verhältnisse erfrischend. Es werden teilweise sehr interessante und innovative Kameraeinstellungen und filmische Inszenierungsmittel experimentell genutzt. Klar ist hier und da ein kleines Schnittgewitter und manchmal schlecht genutzte Shaky Cam am Werk, aber im Großen und Ganzen erfüllt das Ganze seinen Sinn.

Mit den beiden Erstlingen schafft man in gewisser Art und Weise ein für sich geschlossenes Universum, in dem Nick Tschiller gegen den Astan-Clan kämpft und ich finde es als Glücksgriff und Novum, dass sich damit quasi die komplette Tatort-Ära Schweiger mit diesem Konflikt beschäftigt. Die wiederkehrenden Charaktere und die folgenbezogenen Charaktere fügen sich auch perfekt ins Große Ganze ein. Klar werden hin und wieder ein paar Klischees bedient, aber das hält sich im Rahmen bzw. kann auch der Story sehr dienlich sein.

Dass hier auch Tils Tochter Luna als „Tils Tochter“ gecastet wurde, ist Ansichtssache, aber ich empfinde einen Respekt für Til Schweiger als Vater, der seine ihm gegebenen Mittel nutzt, seinen Kindern bei deren Karrieren zu unterstützen.

Ich wurde persönlich gut unterhalten von beiden Filmen und habe ja bereits angekündigt, dass ich beide gleichwertig bewerten werden.

Von daher bekommen beide Filme jeweils eine 7,5/10

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