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Regisseure aus den Bereichen Musikclip und Werbefilm sind es gewohnt, primär die Optik hervorzuheben und mit wenigen Bildern alles Wesentliche auf den Punkt zu bringen. Insofern ist dem schwedischen Regisseur Fredrik Bond durchaus seine Herkunft anzumerken, doch das unausgegorene Drehbuch macht es ihm nicht leicht, aus dem wirren Genremix einen roten Faden abzuleiten.

Charlie Countryman (Shia LaBeouf) erscheint noch im Hospital der Geist seiner soeben verstorbenen Mutter, welche ihn ohne sichtlichen Grund rät, sein Glück in Bukarest zu versuchen. Dort angekommen lernt er über Umwege die Cellistin Gabi (Evan Rachel Wood) kennen und verliebt sich rasch in sie. Die Sache hat nur einen Haken: Im Hintergrund wird sie von ihrem Ex, dem psychopathischen Gangster Nigel (Mads Mikkelsen) bewacht, was Charlie schon bald zu spüren bekommt...

Bond wollte mit seinem Spielfilmdebüt offenbar hoch hinaus und das gilt nicht nur für die Eröffnungsszene, in der der Titelgebende mit einem Bein kopfüber an einem Seil baumelt.
Dennoch ist Charlie fix als Sympathieträger etabliert, denn der stets unsicher erscheinende Tollpatsch sorgt bereits innerhalb der ersten Viertelstunde für ein paar makaber-amüsante Momente, spätestens als er Gabi das von Rotz befleckte T-Shirt schenkt, an welchem ihr Vater im Flugzeug neben Charlie sanft in den Tod geschlummert ist. Die Erzählung hat durchaus ihre kleinen feinen Momente, doch leider finden diese im Gesamtkonzept selten zusammen.

Denn von romantischer Liebeskomödie über Mystery, etwas Drama und Gangsterkrimi versucht der Streifen von allem etwas zu bieten, doch über oberflächliche Anekdoten kommt die Erzählung selten hinaus. Denkt man zunächst, es ginge um die Fähigkeit Charlies, mit den Geistern kürzlich Verstorbener kommunizieren zu können, gesellt sich alsbald die bedrohliche Figur von Nigel hinzu, während zwei Drogentypen in einer Absteige (unter anderem Rupert Grint) für kleine Auflockerungen und Rauschzustände verantwortlich sind. Viele Aspekte werden angerissen, doch die meisten verlaufen alsbald im Sande, während die Liebesgeschichte auch nur dann funktioniert, wenn man einer Evan Rachel Wood mit kurzen roten Haaren und übermäßig viel Make-up überhaupt etwas abgewinnen kann.

Immerhin wird das Nachtleben in Bukarest einigermaßen atmosphärisch eingefangen, obgleich die vielen düsteren Ecken nicht gerade einen Urlaubswunsch für die Hauptstadt Rumäniens wecken. Der Score romantisiert hingegen das zeitweilig düstere Treiben zwischen Melancholie, Todessehnsüchten und vereinzelten Hoffnungsschimmern, während Bond mit einigen farblich ansehnlich aufeinander abgestimmten Kompositionen durchschimmern lässt, dass er auf dem Regiestuhl durchaus etwas auf dem Kasten hat.

Nur dazu müsste man ihm ein Drehbuch zuschustern, welches eine Geschichte wie aus einem Guss liefert und nicht willkürlich aneinander gereihte Episoden, die lediglich im letzten Drittel ein wenig Spannung erzeugen. Darstellerisch vermag allen voran LaBeouf zu überzeugen, während Mikkelsen und Til Schweiger als Bösewichte solide auf Autopilot performen und gute Leute wie Vincent D'Onofrio und Melissa Leo leider verheizt werden.

Bleibt zu hoffen, dass das Talent von Fredrik Bond zukünftig nicht verheizt wird, denn sobald man sich mit der titelgebenden Hauptfigur angefreundet hat, wirkt das Drumherum reichlich konzeptlos, obwohl ein paar charmante Momente und unterhaltsame Szenen auszumachen sind und inszenatorisch nicht viel anzukreiden ist. Insofern ist der Genremix mit Vorsicht zu genießen, denn in seiner Gänze sind leider deutliche Abstriche zu machen.
6 von 10

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