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Parallel kommen zwei Verfilmungen klassischer Kindergeschichten ins Kino - "Die fantastische Welt von Oz" nach den Romanen von L. Frank Baum, dessen Erstling "Der Zauberer von Oz" eine Vielzahl weiterer Fortsetzungen der Abenteuer von Dorothy im Land Oz nach sich zog, und "Jack the giant slayer" (Jack and the giants), basierend auf einem englischen Märchen. Beide Stories wurden schon mehrfach verfilmt, darunter die großartige Umsetzung von 1939 "The wizard of Oz" mit Judy Garland als Dorothy und die Trickfilm-Adaption "Mickey and the beansstalk" (1947) aus dem Hause Walt Disney, in dem Micky, gemeinsam mit Goofy und Donald Duck, über die Bohnenranke ins Land der Riesen kletterte.

Die Intention der beiden Neuverfilmungen liegt auf der Hand - mit Hilfe der aktuellen 3D- und CGI-Technik und unter der Leitung eines renommierten und mit Großproduktionen vertrauten Regisseurs (Sam Raimi in "Oz", Bryan Singer als Riesenbändiger), sollen die mit vielen Show-Werten ausgestatteten Stories als Fantasy-Spektakel auf die große Leinwand gebracht werden, weniger geeignet für die ursprüngliche Zielgruppe der ganz Kleinen als für Jugendliche und Erwachsene, denen auch die Comicverfilmungen von Raimi ("Spider-Man") und Singer (X-Men") gefielen. Doch anders als die Comicvorlagen verfügen die Märchen über eine einfach strukturierte Handlung und klar definierte Charaktere, weshalb auf unterschiedliche Weise versucht wurde, den Spagat zwischen Kinderbuchvorlage und Block-Buster-Kino zu bewältigen (die weitere Kritik zu "Die fantastische Welt von Oz" siehe unter der entsprechenden Filmseite):


"Jack and the Giants"

Zwar beginnt der Film noch kindgerecht, in dem er die Sage von den Riesen, die über eine Bohnenranke zur Erde kamen, und nur von dem tapferen König Erik mit einer speziell dafür gefertigten Krone wieder in die Zwischenwelt zwischen Erde und Himmel verbannt werden konnten, als Märchenerzählung an die in sehr unterschiedlichen Welten lebenden Kinder Jack (Nicholas Hoult) und Isabelle (Eleanor Tomlinson) vorstellt, aber die Altersfreigabe ab 12 vermittelt schon, dass es danach weniger sensibel zur Sache gehen wird.

10 Jahre später ist Jacks Vater tot und der arme Bauernjunge gezwungen, das Pferd und den Karren seines Onkels, bei dem er seitdem lebt, am Schloss zu verkaufen. Dort lebt die Prinzessin Isabelle zwar in Pracht und Reichtum, wird aber von ihrem Vater gezwungen, Lord Roderick (Stanley Tucci) zu heiraten, dessen verschlagenen Berater, der nichts weniger im Sinn hat, als die Macht über das Königreich zu erlangen. Doch die Hochzeit mit der Prinzessin allein genügt ihm dafür nicht, weshalb er sich auch die Krone König Eriks, mit er damals die Riesen beherrschte, angeeignet hatte und nicht zuletzt die Zauberbohnen, aus denen die Ranke erwächst. Als ihm diese von einem Mönch gestohlen werden, der seine Pläne durchschaut, setzt er alles daran, ihn wieder einzufangen, kann aber nicht verhindern, dass der Mönch die Zauberbohnen an den zufällig anwesenden Jack reicht, mit der Bitte diese zum Kloster zu bringen.

Schon der Beginn der Story lässt deutlich werden, dass es "Jack and the Giant" weder um Raffinesse, noch differenzierte Charaktere geht. Wie es dem Mönch gelingen konnte, in Rodericks Gemächer im Schloss zu gelangen, bleibt nebensächlich, hauptsache Jack kommt in den Besitz der magischen Bohnen, zeigt sie seinem erbosten Onkel, der Geld für sein Gespann erwartet hatte, und eine landet davon am Boden unter der Hütte. Zudem flieht noch in der selben Nacht die Prinzessin vor der geplanten Hochzeit und gelangt rechtzeitig an Jacks Hütte, um von der durch den Regen aktivierten Zauberbohne mitsamt des Hauses gen Himmel gehoben zu werden. Mit dem Ergebnis, dass die begehrte Frau ins Unbekannte verschwunden ist und die Männer sie retten müssen.

Man könnte der Kritik an der simplen Story sofort mit dem Märchen-Argument begegnen, aber der Film erzählt keine Kindergeschichte, sondern ein klassisches Abenteuer-Spektakel mit gefährlichen CGI-Riesen als Gegnern. Die Truppe, die sich auf den Weg ins Unbekannte macht, verfügt über die typische Zusammensetzung aus Held (Jack), dem Bösewicht (Roderick, immerhin von Tucci gewohnt fies verkörpert), dessen willfährigen und natürlich hässlichen Begleiter, einem kernigen Kämpfer (Elmont, von Ewan McGregor mit britischer Zurückhaltung gespielt) und einer verzichtbaren Kollateral-Masse. Daraus hätte Singer ein spannendes Action-Spektakel entwickeln können, worauf der bombastische Sound, die leider nur spärlichen One-Liner und die ziemlich furchterregenden Monster auch hindeuten, aber gleichzeitig erzählt der Film auch das Märchen von der Begegnung eines armen Bauernjungen mit der hübschen Prinzessin, die bekanntlich nur gut ausgehen kann.

Diesen Zwiespalt zwischen Kindergeschichte und bombastischem Fantasy-Spektakel kann "Jack and the giants" nicht überwinden, lässt einerseits große Schlachten und einige Brutalitäten geschehen, weshalb er für Kinder zurecht nicht geeignet ist, bleibt aber in seiner Erzählweise für Fans des Genres zu vorhersehbar und harmlos. Zudem kann der Film optisch nicht annähernd mit "Die fantastische Welt von Oz" mithalten, was besonders die 3D-Technik überflüssig wirken lässt. In der Umsetzung des Klassikers um die beeindruckende riesige Bohnenranke entschieden sich die Macher für einen Mittelweg, was letztlich zu einem mittelmäßigen Gesamteindruck führte (4,5/10).

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