„The Marine 2“, „Death Race 2“, „The Scorpion King 3“,„Death Race 3“,„12 Rounds 2“ – in den letzten Jahren war Roel Reiné einzig und allein mit direct to video Fortsetzungen beschäftigt, sein „Dead in Tombstone“ erschien zwar auch nur auf DVD, ist aber ein Originalstoff.
Hauptfigur ist der Desperado Guerrero Hernandez (Danny Trejo), der die berühmt-berüchtigte Blackwater Gang anführt und in der Auftaktszene seinen zur Bande gehörigen Halbbruder Red Cavanaugh (Anthony Michael Hall) vor dem Galgen rettet. Der hat erfahren, dass in dem kleinen Städtchen Edendale große Mengen gefundenen Goldes gelagert und aufgrund eines Rechtsstreits nicht abtransportiert werden. Die Gang fällt in Edendale ein und erbeutet das Gold, doch im Gegensatz zu Guerrero denkt Red nicht an Flucht: Er erschießt seinen Halbbruder und schwingt sich zum Alleinherren über die Stadt auf. Wobei „Dead in Tombstone“ bereits die Unterschiede zwischen den Outlaws herausarbeitet: Red ist ein skrupelloser Killer, Guerrero will den Tod Unbeteiligter und Unschuldiger vermeiden.
Unten in der Hölle angekommen trifft Guerrero auf Luzifer (Mickey Rourke), mit dem er einen Deal aushandelt: Er darf in die Welt der Lebenden zurückkehren und muss im Gegenzug die sechs Mitglieder seiner Gang persönlich umbringen, damit der Teufel sich an deren Seelen weiden kann. Vorher gibt es allerdings erst mal ein eher unnötiges Torture Porn Intermezzo, mit dem „Dead in Tombstone“ seine Horroranleihen noch einmal überdeutlich aufzeigt, ehe der „The Crow“-ähnliche Rachefeldzug beginnen kann.
Nur 24 Stunden hat Guerrero Zeit für seine Aufgabe, als er ein Jahr nach seinem Tod dem Grab in dem Städtchen entsteigt, das seine früheren Kumpane seitdem beherrschen und mittlerweile in Tombstone umbenannt haben...
Jahrelang war Danny Trejo in Nebenrollen zu sehen, meist als Schurke, ehe er in „Machete“ unter Robert Rodriguez seine erste Hauptrolle erhielt und schon da als Rächer auftrat. In „Dead in Tombstone“ hat er vor allem sein markiges Gesicht in die Kamera zu halten und dieses nur selten zu verziehen, doch die Rolle des angepissten Vigilanten bekommt er auch ohne große Schaupielkunst gut hin. Mickey Rourke, in „Angel Heart“ selbst noch mit teuflischen Mächten konfrontiert, ist ein charismatischer Höllenfürst, muss bei seinen wenigen Auftritten allerdings bloß cool und verschmitzt Sprüche klopfen, aber das funktioniert. Der frühere 1980er-Teenstar Anthony Michael Hall hat als Schurke schauspielerisch die beste Leistung auf gutem B-Niveau zu bieten, während Dina Meyer als Sheriffswitwe und Helferlein nur Randfigur bleibt und sich auch nie in die Mitte zu spielen versucht, so wie auch der Rest vom Fest in erster Linie okaye Routineleistungen erbringt.
Größter Pluspunkt des Films ist allerdings die Regie, denn Roel Reiné schafft es mal wieder ein B-Movie edler aussehen zu lassen als es in der Budgetklasse übrig ist. Erneut sorgt er in der Nachfolge von Videoclip-Ästheten wie Michael Bay und Tony Scott für stylische Bilder, etwa durch ausgefallene Kamerawinkel und -fahrten, wobei letztere CGI-unterstützt auch mal in das Innenleben einer Uhr hineinführen. Vor allem macht sich Reinés Talent in den Actionszenen bemerkbar, die dynamisch choreographiert und meist sauber geschnitten daher kommen, nur selten die Übersicht verlieren und dabei zeigen wie der Rächer mit Faust, Stichwaffen und Colt unter seinen früheren Kumpanen und deren Henchmen aufräumt. Blutige Einschüsse und die eine oder andere Messerstecherei lassen „Dead in Tombstone“ dabei in der Tradition harter, schmutziger Spät- und Italowestern stehen.
Tatsächlich ist der wilde Mix von verschiedenen Genres ein weiterer Vorteil dieses kurzweiligen B-Films: Die Ballereien mit ihrer Zeitlupenästhetik und die ausführlichen Nahkämpfe entstammen dem Actiongenre, das Reiné in seinen letzten Filmen bereits ausführlich beackert hatte, der wiedergekehrte Rächer, sein Auftraggeber und die unwirtliche bis unwirkliche Stimmung des Films erinnern an den Horrorfilm, die Gewalt- und Todesszenen besitzen Momente des Splatterfilms (etwa ein Schrotflintentreffer aus nächster Nähe), doch in erster Linie ist „Dead in Tombstone“ immer noch ein Western. Keiner der idealistischen Sorte, sondern einer, in dem schlechte Männer durch einen nicht ganz so schlechten Mann zur Strecke gebracht werden, in der sich jeder selbst der nächste ist. Der Handlungsort ist natürlich nach jenem Städtchen benannt, in dem Wyatt Earp die berühmte Schießerei am O.K. Corral austrug, was Filme wie „Tombstone“ ja bereits zeigten, aber mit dem historisch-selbstlosen Westernhelden hat der eigennützige Guerrero wenig gemein.
Doch während das Drehbuch mit Freuden Vorbilder referiert, so tut es sich leider in einem anderen Punkt unerfreulich schwer: Dem Aufbau eines Spannungsbogens. Im Gegensatz zu Eric Draven aus „The Crow“ ist Guerrero nach seiner Rückkehr immer noch normalsterblich und verletzbar, doch erst gegen Ende bringt man ihn in echte Gefahr, wobei hier ein mauer Drehbuchkniff kurz vor dem Finale noch für eine Überraschung sorgen soll, diese verpufft aber wirkungslos, da der Film den Twist schnell wieder negiert. Auch sonst ist das Script leider nicht mehr als durchschnittliche Genreware, die einfach die zahlreichen Konfrontationen pflichtschuldig aneinanderreiht, dazwischen aber nur begrenztes Interesse an den Figuren und der einfachen Handlung zeigt – mit einer weniger dynamischen Regie wäre „Dead in Tombstone“ vermutlich abgestürzt.
So präsentiert sich das Endergebnis als souverän inszenierte B-Ware mit druckvollen Actionszenen, rohem Westernflair und Anleihen beim Horrorfilm, die auch nicht mehr als pure B-Ware sein will. Mit einem besseren Script wäre vielleicht sogar gehobene bis Top-B-Ware drin gewesen, so ist es immerhin ein kurzweiliger Reißer für Genrefans. Sollte die am Filmende angedeutete Fortsetzung tatsächlich kommen, dann wäre dort mit einem weniger flachen Drehbuch tatsächlich der Sprung in die Oberliga des B-Reißers drin.