Review

Die Maus wird zum Graus


Samenstau trifft auf Disneyhate, mutiger Guerilla-Stunt auf Spassverdruss, 
in dieser surrealen schwarzen Komödie kriegt Mickey Maus ordentlich eine auf die Nuss. 

Ich weiß gar nicht, ob der One-„Hit“-Wonder-Regisseur genau wusste was er tat, 
oder ob er besser bei begabteren Menschen vorher hätte gefragt um Rat. 

It’s a small small World war schon immer ein fieser Alptraum und eine bizarre Farce, 
doch man merkt schnell, aus diesen Schauspieler werden keine Stars. 

Doch das muss ja auch nicht, dieses Projekt steckt voller bitterer Wut, 
es passt hervorragend zu Internettrollen und der vollkommen übertriebenen, anti-Disney Netzglut. 

Dennoch hat diese Flucht vor dem Morgen viel Faszination und dicke Eier, 
selbst wenn Regisseur und Protagonist sich gefährlich verhalten wie unreife Geier. 

Trotzdem werden ein paar unangenehme Wahrheiten plump gestreckt gen Licht, 
der Masse hinterherzurennen ist ja immerhin keine Pflicht. 

Disney als Sekte und Fans von Themenparks und der Maus als Lemminge zu outen ist dennoch schon etwas einseitig und lahm, 
dafür ist das Endprodukt dann doch wieder ein ganzes Stück zu einfältig und zahm. 

Irgendwo zwischen Lynch und Ed Wood, zwischen schwarz-weiß, Kunst und billigem Quatsch, 
gibt es hier doch zu finden ein paar interessante, vielleicht sogar unbeabsichtigte Perlen im Matsch. 

Unterhaltsam, naiv und gehörig verbittert, 
hat Disney nie geantwortet und nie wirklich Gefahr gewittert. 

Keine Klage, kein Verbot, wahrscheinlich nur ein müdes Lächeln, 
wäre es die Mühe doch kaum wert, diesem sneakigen Angriff hinterher zu hecheln. 

Entstehung und Ideen und Phobien und Themen sind fast ergiebiger als der Film selbst,
zu interessant ist es darüber zu quatschen, was du von diesem aufwändigen Unfall hältst. 

Fazit: gemeiner Guerilla-„Grusel“ mit ganz viel Dusel wird zu subversivem Fusel - „Escape From Tomorrow“ nimmt nicht nur das Haus der Maus aufs Korn, sondern noch viel mehr. Manchmal sogar unbewusst sich selber. Unabhängig, fies, alptraumhaft, (zu) kritisch, schwarzhumorig und ansatzweise ziemlich brillant. Mutiges Unterfangen führt zu einem (polarisierenden) Kultklassiker der 2010er. Auch wenn er mir persönlich nicht durchgängig zusagt und genug Potenzial liegen lässt. Er funktioniert nur in Spitzen. 

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