Sutter (Miles Teller) ist ein beliebter, partyfeiernder und positiver Oberstufen-Schüler an einer US-Highschool. Allerdings hat sich seine Freundin Cassidy (Brie Larson) gerade von ihm getrennt und außerdem hat er ein gewisses Alkoholproblem und trinkt zum Beispiel während seines Aushilfsjobs bei einem Herrenausstatter schon tagsüber Wodka. Nach einer heftig durchzechten Nacht landet er besoffen im Vorgarten seiner Mitschülerin Aimee (Shailene Woodley). Beide kennen sich zwar, hatten aber bislang herzlich wenig miteinander zu tun, aber dennoch entwickelt sich zwischen den beiden eine tiefe Freundschaft…und noch mehr. Allerdings hat Sunnyboy Sutter viele emotionale Baustellen in seinem Leben, die alles kippen zu drohen lassen.
Bin ich eigentlich noch das richtige Zielpublikum für so eine Teengerstory? Vermutlich nicht und der primäre Grund, warum ich auf den Film „The Spectacular Now“ von James Ponsoldt überhaupt aufmerksam wurde, waren die hervorragenden Kritiken in US-Medien und Shailene Woodley, die seit „Descendents“ und „Divergent“ zu meinen liebsten Schauspielerinnen gehört. Tja, und was soll ich sagen? Seit diesem Film mag ich sie noch mehr. Ihre Leistung als die etwas unsichere Aimee ist so bewegend und gut, es bricht einem fast das Herz ihr zuzugucken. Und Miles Teller als Sutter, der oberflächlich beliebte, aber unter einem verantwortungslosen Vater leidende, sich selbst so oft im Zweifel ziehende Schüler, ist nicht weniger gut. Jeder, dessen Jugend nicht gerade immer geradeaus verlief (also wohl fast alle!), kann sich in so einem komplexen, aber dennoch nicht deprimierenden Film wiederfinden. Womit wir wieder bei der Frage des Zielpublikums sind: man muss nicht 17 sein, um diesen Film zu verstehen und vor allem zu mögen. Seine Figuren sind nicht die typischen, manchmal amüsanten Klischeefiguren amerikanischer Highschool-Filme (sei es das hässliche Entlein, dass einfach nur mal zum Frisör und die Brille abziehen sollte, die Sportskanone, die Cheerleader-Bitch, der Nerd usw.): nein, Sutter und Aimee sind dreidimensionale Charaktere, die nicht in den üblichen Schubladen stecken. Aimee zum Beispiel ist offensichtlich hübsch, intelligent, aber nicht pathologisch schüchtern oder verklemmt und als Sutter sie mit zu einer Party nimmt, sind sofort ein paar Jungs schnell an ihr interessiert. Und Sutter ist keine Sportskanone, kein Nerd, kein Soziopath usw. Ihre Geschichte ist, so banal es sich anhört, einfach, aber nie banal. Bewegend, aber nicht rührselig.
Oben drauf gibt es noch ein Haufen guter Nebendarsteller wie Jennifer Jason Leigh, Bob Odenkirk und schöne Musik.
Gratwanderung gelungen. Sehr schöner Film. 9/10.