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"The Conjuring" gehört für mich zweifelsohne zu den besten Filmen des fähigen Regisseurs James Wan und ist zeitgleich auch einer der besseren Horrorfilme der letzten Dekade (was allerdings keine große Kunst ist). War "Insidious" noch eher dröges 08/15-Kino, wartet "The Conjuring" mit einigen Qualitäten auf, allerdings auch mit ein Paar Schwächen.

Ähnlich wie bei "Insidious" hat man auch hier gleich zu Beginn das Gefühl, diesen Film schon 100 Mal gesehen zu haben. Wir beobachten eine Familie, die in ihrem neuen Eigenheim seltsame Vorkommnisse erlebt, die sich in ihrer Intensität langsam, aber stetig steigern. Aus welchem Film kennen wir diese Szenerie? Sicher fallen dem geneigten Gruselfreund multiple Antworten auf diese Frage ein. Aber "The Conjuring" macht das von Anfang an solide: Wir sehen ein stimmungsvolles Intro, das mit ebenso stimmiger Musik untermalt ist.

Die große Stärke des Films sind seine toll geschriebenen Charaktere: Spannung baut sich alleine deshalb auf, weil man von Anfang an mit den Protagonisten mitfiebert. Ed und Lorraine Warren als großherzige Geisterjäger wissen durchaus zu überzeugen, ohne wie Karikaturen ihrer realen Vorbilder zu wirken. Lorraine, die aufgrund einiger traumatischer Erfahrungen während früherer "Reinigungen" geschädigt ist, stellt sich todesmutig der neuen Herausforderung, um der leidenden Familie zu helfen. Auch die Kinderdarstellerinnen kommen wider Erwarten allesamt glaubhaft rüber.

Subtilen Horror sucht man bei "The Conjuring" vergebens - dafür geizt der Film nicht mit grafischem Horror: Man sieht etliche finstere Gestalten, am Baumast hängende Leichen oder - und hier kommt der Star des Films - eine bewegliche GRUSELPUPPE! Die Side Story um "Annabelle" hat es später sogar zu einem eigenen Spin-Off-Franchise gebracht, hier spielt sie allerdings nur eine untergeordnete Rolle. Ist das alles nun gruselig? Nein. Mit "The Conjuring" erlebt man eher einen Horrorfilm der massenkompatibleren Gangart, fast ist er sogar familientauglich. Spannend und unterhaltsam ist er aber allemal, und seine liebevollen Figuren machen diesen Film erst sehenswert.

Logiklöcher findet man natürlich: Wieso klatscht Tochter beim Versteckspiel nicht aus dem gegenüberliegenden Zimmer in die Hände, wenn sie von Mutter dazu aufgefordert wird? Das überlässt sie scheinbar stillschweigend den Poltergeistern... Die Hintergrundgeschichte um den "Spuk" des Hauses ist lachhaft und uninspiriert. Und womit kommt man diesem Spuk am besten bei? Natürlich, mit einem religiösen Ritus wie einem Exorzismus! Dadurch gibt es gegen Ende des Films auch noch mal ein bisschen hysterische Teufelsaustreibungs-Action, womit der Film etwas zu dick aufträgt und zumindest bei mir ein leichtes Gähnen aufkommen lässt.

Alles in allem aber: Kurzweiliges, herzliches Soft-Horror-Kino für Abende in Gesellschaft oder als Einführung für Kiddies in die Welt des Horrors. Kann man sich mal ansehen.

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