Review
von Leimbacher-Mario
Herzrhythmus-Massage für den Mainstream-Horror
Auf Insidious bzw. dessen Fortsetzungen guckte jeder, The Conjuring wirkte eher wie eine nostalgische Fingerübung James Wans für zwischendurch... und vielleicht ist das, gepaart mit der niedrigeren Erwatungshaltung genau der Pluspunkt gewesen, warum sich dieser Geister- & Exorzismus-Geschichte angesiedelt in den 60s zu solchen Höhen aufschwang.
The Conjuring - Die Heimsuchung handelt von den, banal gesagt, "Geisterjägern" Ed & Lorraine, die einer verzweifelten Familie auf dem Land helfen sollen, da diese anscheinend von einem bösen Dämon terrorisiert werden. Hört sich alles nach Horror-Einheitsbrei an - ist aber einer der besten Horrorfilme der letzten 10 Jahre!
Die Retro-Atmosphäre, ohne zu sehr zu übertreiben, macht ihre Sache grandios & den Film zeitlos. Er erinnert an Klassiker wie Amityville oder der Exorzist - und hier ausnahmsweise mal äußerst positiv, gelungen, wertig. Verleugnet seine Verbindung mit Insidious aber auch nicht wirklich. Das die Ereignisse auf wahren Begebenheiten beruhen ist hier mal etwas mehr als ein Werbegag, da die zwei wirklich die ersten staatlich & kirchlich abgesegneten paranormalen Ermittler der Welt waren. Auch den Raum samt Horror-Sammelsorium gibt es wirklich - auch wenn z.B. die echte Annabelle nichtmal halb so gruselig aussieht. Das ist übrigens so mit das Einzige, was man dem Film wirklich vorwerfen kann: er gebar das furchtbare Annabelle-Spin Off.
Der Film ist wirklich spannend & selbst das im Gegensatz zum ruhigen Beginn, etwas sehr aufdrehende Finale, wirkt nie over the top. Und zum Glück setzt der Film wesentlich mehr auf eine bedrohliche Atmosphäre als auf billige Jump Scares. Das Klatsch-Such-Spiel oder die nächtlichen Besuche des Dämons bei den Kindern ließen einen genüsslichen Schauert über meinen Rücken laufen. Auch toll: das Monster-Design ist wesentlich gelungener als der komische Troll mit roten Augen aus Insidious, ebenso das man ihn lange gar nicht sieht. Und wie immer verzichtet man auf übertriebenen Gore-Gehalt - was ich hier sehr begrüße. Eigentlich wendet James Wahn hier Vieles an, was er bei Insidious gelernt hat, perfektioniert dies aber auf dezente Weise, fusioniert dies mit seinen Vorbildern. Und das er weiß, wie man Leuten Angst macht, war eigentlich schon immer klar.
Lustige Anekdote: die Filmemacher fragten bei der amerikanischen FSK nach, ob der Film die dortige, gewinnträchtigere FSK 12 bekommen könnte. Man antwortete kurz & knapp, dass kein Schnitt oder Kürzung den Film zu dieser Altersfreigabe bringen könnte - er sei einfach zu gruselig. Insgesamt. Sagt schon alles.
Fazit: besser als alle 3 Insidious-Teile zusammen & der beste Beweis, das Herr Wan wirklich einer der aktuell besten Horror-Regisseure ist. Mächtig gruselig!