kurz angerissen*
erstmals veröffentlicht: 23.03.2014
Einerseits schade, dass es Wan jetzt zum Actionfilm ziehen soll, denn kaum ein Gruselfilm hat mir in den letzten Jahren mehr Gänsehaut beschert als "Insidious". Sieht man dann aber, wie wenig er sein Rezept bei "The Conjuring" variiert, kann man den Schritt zumindest nachvollziehen. Aber was will man da groß meckern, immerhin zieht die Rezeptur zum Teil auch deswegen, weil gerade mit dem Wissen des Zuschauers um Genreformeln gespielt wird. Wan hat einfach eine diebische Freude daran, uns wissen zu lassen, was passiert, aber nicht wann und wie, um dann in einem Moment der Diskoordination die Bombe mit einem saftigen Schockeffekt platzen zu lassen. Dazu gehören bewährte Dinge wie totenstarr glotzende Puppen, dunkle Keller, Glühbirnen und Tennisbälle, die aus dem Nichts gepoltert kommen, knarzende Schränke, trübes Gewässer und unverhofft auftauchende Geistergestalten, Relikte früherer Selbstmorde, sich selbstständig schließende Türen, Spiegelreflektionen und nicht zuletzt natürlich ein altes Haus und ein kahler Baum. So ist "The Conjuring" über weite Strecken ein Gruselpanoptikum wie von einem Jahrmarkt, in der Pace geschickt pendelnd zwischen Anspannung und erleichternden Ruhepausen, bis es wiedermal zu jenem Moment kommt, in dem alles Unheilvolle auf eine Erklärung zurechtgestutzt werden muss, und spätestens hier hängt "Insidious" "The Conjuring" ab, auch wenn der letztlich ähnlich viel Entmystifizierung betrieb (besonders im Sequel). Dennoch liegt hier das Zeugnis von Gruselfertigkeiten vor, die Wan nicht mit vielen seiner Kollegen teilt.
*weitere Informationen: siehe Profil