Nicht immer muss ein Horrorfilm originell sein und schließlich kann man auch nicht mit jedem Werk das Rad neu erfinden. Dieses hat Regisseur James Wan mit der Begründung der "Saw" - Reihe zwar auch nicht gemacht, aber man sieht, was daraus geworden ist.
Hier hingegen dürfte er sich über jeden der zahlreichen Querverweise recht bewusst gewesen sein.
1971: Roger und Carolyn ziehen mit ihren fünf Töchtern in ein Herrenhaus, bis sich merkwürdige Begebenheiten mehren. Das Gespensterjägerpaar Ed und Lorraine soll helfen, doch dieses begibt sich dabei selbst in höchste Gefahr...
Während der Streifen angeblich auf einer wahren Begebenheit beruhen soll, beruht der Inhalt auf nahezu allen Horrorfilmen der letzten 50 Jahre: "Bis das Blut gefriert", "Poltergeist" und "Die Vögel" sind nur einige der bekannten Vertreter, bei denen munter und meistens sehr deutlich stibitzt wurde. Wie immer stirbt das Haustier als erstes, ein Kind spricht zu einem Geist den niemand sonst sieht, es folgen die üblichen Klopf - und Poltergeräusche, bis eben ein Paar beauftragt wird, welches bereits diverse Fälle untersuchte und mittlerweile mit ihren Vorträgen ganze Säle füllt.
Innovativ ist das Ganze keineswegs und fast könnte man den Eindruck gewinnen, dass Wan die Zuschauer nur veräppeln will, wenn denn die Inszenierung nicht deutlich mit Liebe zum Detail vonstatten gegangen wäre. Die Kamera erinnert an altbackene Streifen längst vergangener Tage, der zurückhaltende Score wird spärlich jedoch angemessen eingesetzt, während die Ausstattung des Hauses und des Drumherums recht authentisch ausgefallen ist.
Leider sitzen die meisten Schockeffekte nicht, da man selbige bereits unzählige Male gesehen hat. Ob ein Geist in einem Spiegel erscheint, des Nächtens unsichtbare Hände an Schlafenden herumgrabbeln oder erhängte Gestalten nahe der Wäscheleine auftauchen, - trotz des zumeist guten Timings gibt es keinen wirklichen Schockmoment.
Zudem sind die Charaktere recht blass ausgefallen, wenn diese auch gut und grundlegend treffend besetzt sind. Trotz der etwas längeren Einleitung mangelt es der Familie an charmanten Eigenheiten, was von durchweg überzeugenden Mimen wie Vera Farmiga oder Patrick Wilson nur mager kaschiert werden kann. Wesentliche Merkmale außerhalb des eigentlichen Horrors wie Muttergefühle und Beschützerinstinkte werden indes recht gut herausgearbeitet und auch der Part mit einer Puppe, die in der Vorgeschichte auftaucht und unweigerlich an "Dead Silence" erinnert, dürfte in der bereits geplanten Fortsetzung erneut eine leicht gruselige Rolle erhalten.
Dennoch überzeugt "The Conjuring" nur partiell, auch wenn das letzte Drittel noch einmal merklich hochschraubt, ein Exorzismus schon fast obligatorisch ist und die End Credits recht spooky wirken. Es bleibt eine unkreative Variation von Altbewährtem, nicht schlecht erzählt, aber eben zu selten mitreißend und schon gar nicht überraschend.
5,5 von 10