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Die Ruinen der klebrigen Taschentücher

Der einzige Spielfilm eines späteren Porno-Regisseurs. Noch dazu ein recht dreistes Beinahe-Remake des Meisterwerks "Eyes Without a Face". Mit einem mal wieder völlig irreleitenden deutschen Titel. Und sprudelnd vor politisch inkorrekten Aussagen, Szenen, Ideen. Kann das gut gehen? Yes it can! "Das blutige Schloss der lebenden Leichen" bietet weder Untote noch ein echtes Schloss. Dafür brilliert der sexy Euro-Sleazer mit Darstellerinnen, deren Schönheit unvergänglich erscheint, mit einer traum(a)artigen Atmosphäre und Zwergen, die sich zu den heimlichen Stars des Films aufschwingen. Es geht um eine Frau mit schweren Verbrennungen im Gesicht und ihren Mann, der sich fest vorgenommen hat, ihre einst tadellose Visage wieder herzustellen. Koste es das Leben junger Beauty Queens, deren Gesichter sich vielleicht nochmal recyceln lassen...

Claude Mulot hat nach diesem leider in Vergessenheit geratenen Regiedebüt nur noch Pornofilme gedreht. Ein paar richtig legendäre immerhin. Er hat wohl Blut geleckt bei den Nacktszenen in diesem Gothic-Chiller. Wer kann ihm das verübeln, bei diesen traumhaft aussehenden Grazien. Wunderhübsche Mädels, tobende Eifersucht, lang lebe die Oberflächlichkeit. Und mittendrin zwei Zwerge, die jede Szene stehlen. Man kann es kaum glauben, dass man das damals ernst genommen hat. Jean Rollin ist nicht allzu weit entfernt und erste, softe Pornozüge sind nicht zu übersehen. Selbst der Soundtrack trieft. Vor Lust, vor Unsinn, vor der verlorenen Kunst des verklebten künstlerischen Anspruchs. Elegant und erotisierend... auf abstoßende Art und Weise. An dieser Rose klebt definitiv nicht nur Blut...

Fazit: erotisch, romantisch, bildhübsch (nicht nur die Frauen), poetisch, atmosphärisch, gotisch - ein unterhaltsamer Euro-Erotik-Grusel, der zwar bei einem viel besseren Werk klaut, doch für sich genommen sehenswert ist. Am besten in 35mm. Sei es nur wegen der absurden Zwergenszenen. Und seinen fragwürdigen Aussagen zum Thema Schönheit, Obsession und Liebe. Egal ob man zu tief in ihn eindringt oder sich an der schicken Oberfläche abarbeitet - hier ist genug Saft für alle da!

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