Nach dem Flop von „Chronicles of Riddick“ sah es düster für die Franchise aus, doch mit geringem Budget und den Einsatz des (durch die „Fast and Furious“-Reihe wieder gut im Geschäft befindlichen) Hauptdarstellers konnte 2013 mit „Riddick“ ein weiterer Teil folgen.
Erneut geschrieben und inszeniert von David Twohy verschlägt es die Titelfigur, den gefährlichen Serienkiller Richard B. Riddick (Vin Diesel) nach einer freudlosen Phase als Herrscher der Necromonger auf einen verlassenen Planeten. Bis auf zwei kurze Sätze aus dem Off wird in den ersten 10 Minuten kein Wort gesprochen, ein Nicken in Richtung des klassischen wortkargen Männerkinos, dem „Riddick“ nacheifert, während eine später eingestreute Rückblende den Übergang zum Vorgänger schafft. Diese ist zwar etwas holprig, ist aber nur dazu da um zu erklären, warum der intergalaktischer Loner wieder allein gegen alle kämpfen muss.
Was folgt, ist ein reduzierter Survivalfilm, der das erste knappe Drittel des Films ausmacht und zeigt, wie Riddick auf herbe Weise Verletzungen behandelt, eine Mischung aus Wolf und Hyäne als Haustier fängt und gleichzeitig die gefährlichsten Kreaturen des Films kennenlernt, giftige, skorpionartige Räuber, deren Gift er gewinnt, an seinem Haustier ausprobiert und schließlich sich selbst injiziert, um sich und seinen vierbeinigen Gefährten nach und nach dagegen zu immunisieren. Dialogarm, aber faszinierend als Einblick in ein mögliches Survivalgeschehen auf fremder Planetenoberfläche gelingt Twohy hier der stärkste Part seines Films.
Riddick kann frisch immunisiert aus dem Tal der Monster abhauen und sich zu einem Außenposten durchschlagen, wo er via Funksignal Kopfgeldjäger auf seinen Aufenthaltsort aufmerksam macht, da er ein Schiff braucht. Zwei Gruppen kommen an, chaotische Outlaws um Santana (Jordi Mollà) und organisierte Bounty Hunter um Boss Johns (Matt Nable), die beide gegen Riddick antreten…
Von da aus wird der Film der zu Einer-gegen-alle-Action der Marke Rambo, die jedoch leider etwas gehemmt wirkt, wie eine andauernde Exposition, bei der weder Held noch Film von der Leine gelassen werden: Eine Attacke Riddicks, sonst nur viel Belauern. Die Rivalitäten der Kopfgeldjäger werden kaum ausgenutzt, wobei der Film seine Sympathien klar verteilt: Santana und seine Mannen sind größtenteils Schweinehunde und Sadisten, die anderen sind organisiert, wobei Boss Johns noch eine Rechnung mit Riddick offen hat, war doch sein Sohn in „Pitch Black“ auf der Strecke geblieben.
Dabei profitiert der Film von seiner Besetzung aus Hollywoods zweiter bis dritter Garde: Dave Bautista als Haudrauf, Jordi Mollà als Schmierlappen, Katee Sackhoff als Frau in der Männerdomäne, Matt Nable als besonnener Leader sowie Bokeem Woodbine als weiterer Bounty Hunter gehören zu den Leuten, welche die knapp umrissenen Figuren mit dem entsprechenden Charisma und Profil versorgen, die zum rauen Charme von „Riddick“ beitragen. Karl Urban schaut in der besagten Rückblende kurz vorbei, doch der Film ist natürlich auf seinen Hauptdarsteller zugeschnitten, der mit dieser Rolle so richtig bekannt wurde. Und natürlich ist Vin Diesel als abgebrühter Killer mit Onelinern und Ehrenkodex vollkommen in seinem Element, auch wenn Riddick stellenweise vom coolen Antihelden zum überheblichen Geckenproll wird, gerade in der Behandlung von Dahl (Katee Sackhoff), die irgendwann aus vollkommen unerklärlichen Gründen ihre Meinung über Riddick ändert.
Denn im letzten Drittel wird „Riddick“ urplötzlich zum Horrorfilm auf Pfaden des „Pitch Black“-Originals, in denen das starke Creature Design zum Ausdruck kommt, aber viel Potential verschenkt wird: Da müssen zwei Figuren mit schwerer Ausrüstung beladen eine Strecke zu Fuß zurücklegen, die sie vorher mit Gleitern geflogen sind. Was für ein Potential und was macht man draus: Zwei (immerhin sehenswert choreographierte) Scharmützel mit den Kreaturen und das war es. Die Actioneinlagen sind meist kurz, aber stillvoll in Szene gesetzt, mit der entsprechenden Rohheit, die zum Sujet passt, auch wenn man sich wünschen würde, dass Riddick und seine Kontrahenten bzw. Partner wider Willen (je nach Lage) etwas häufiger hinlangen würden.
So kommt dann auch zum Vorschein, dass Twohy die Coolness seines Antihelden und die optischen Vorzüge wichtiger sind als eine schlüssige Dramaturgie oder wirklich entwickelte Nebenfiguren, denn abgesehen von Boss Johns bleiben die restlichen Kopfgeldjäger Archetypen, werden aber zu wenig in Aktion gezeigt. Das ist schade, denn visuell macht „Riddick“ einiges her, holt viel aus dem Budget und präsentiert eine staubige Atmosphäre in dieser Mischung aus Survivalaction, Weltraumwestern und Monsterhorror, die aber zu lang in Lauerstellung verharrt, zu spät wirklich aus dem Quark, auch wenn man immer wieder das Potential des Mehrparteienszenarios und des intensiven Kleinkriegs zwischen abgebrühten Profis spürt.
Nicht dass „Riddick“ also missraten wäre, er ist einfach nur uneben und verschenkt viel Potential, das in diversen Momenten (vor allem in der tollen Einführung) überdeutlich zu sehen ist. Ein paar nette Actionszenen und optische Schauwerte können da nicht über erzählerische Schwächen hinwegtäuschen. Die am Ende angedeutete weitere Fortsetzung könnte da wieder mehr bieten, denn die Hauptfigur ist gewohnt markant und die Anlage als raues, reduziertes, klassisches Genrekino in moderner Optik ist auch bei „Riddick“ sympathisch, sie hätte nur besser genutzt werden müssen.