Zum dritten Mal schlüpft Vin Diesel in die rosa Strumpfhosen für seine Paraderolle Richard B. Riddick. Und genau bei diesem dritten Teil ist es beinahe ein Wunder, dass es ihn überhaupt gibt, da Teil Zwei "Chroniken eines Kriegers" so was von floppte und gerade so seine Produktionskosten wieder einspielen konnte. Ein todsicheres Indiz in Hollywood, dass es keine weiteren Fortsetzungen mehr geben wird. Das "Wunder" hieß in diesem Fall Vin Diesel himself, der sich für zwei weitere Fortsetzungen stark machte.
Lassen wir das ganze mal wieder Revue passieren: Teil Eins "Pitch Black - Planet der Finsternis" war einfach nur ein schweinegeiler Science Fiction-Film, der mit einfachen, aber dennoch brillanten Mitteln ein Feeling der Extraklasse entfachte. Mit Farbfiltern und ein paar Sonnen, Monden, Planeten am Himmel wurde ein sehr schöner Planet kreirrt, der seine tödlichen Geheimnisse hatte. Abgerundet wurde das Ganze von einer guten Ansammlung an Charakteren - weit voran natürlich ein damals noch relativ unbekannter Vin Diesel als Riddick. Insgesamt ein "guter" Film - für mich persönlich jedoch einer der besten Science Fiction-Filmen der letzten Jahrzehnte. Vielleicht auch, weil ich so eine Art Planeten-Fetisch habe und mich fremde Oberflächen anziehen.
Danach kam es leider, wie es (immer) kommen musste: Aus dem zweiten Teil entstand dann eine High Budget Popcorn-Produktion, die jedoch floppte. Riddick war zwar immer noch eine obercoole Sau, aber das gesamte Universum um ihn rum wurde für den Otto-Normal-Verbraucher etwas zu komplex und vielleicht auch etwas uninteressant dargestellt. Selbst wenn man den zweiten Teil rein nur auf seinen Unterhaltungswert reduzieren würde, käme er nicht über lahme Gurken wie beispielsweise "G.I. Joe" hinaus. Dafür fehlte es dem Film an allen Ecken und Kanten an dem gewissen Feinschliff.
Nun steht also Teil Drei in den Startlöchern, der bei uns den senilen Untertitel "Überleben ist seine Rache" spendiert bekommen hat. In erster Linie ist da für mich bemerkenswert, dass zum dritten Mal hintereinander derselbe Regisseur für den Film verantwortlich war, David Twohy (der unter anderem auch den granatenstarken "Below - Da unten hört Dich niemand schreien" abgedreht hat). Einmal topp, einmal hopp. Und jetzt ?!?
Während scheinbar bei vielen Magazinen immer noch im Hinterzimmer schlechter Shit geraucht wird, die in Teil Drei ein "Back to the Roots" sahen (Warum auch immer), habe ich da eine ganz andere Wahrnehmung: Riddick wurde verraten, auf irgendeinem unwirtschaftlichen Planeten abgeworfen, auf dem es neben unterschiedlich, tödlichen Kreaturen und miesem Wetter immerhin Sauerstoff und Wasser gibt, so dass er zumindest die Chance hat, zu Überleben.
So erinnert mich das "Back to the Roots" eher an einen Dennis Quaid in "Enemy Mine - Geliebter Feind", wenn man Riddick dabei zusieht, auf dem Planeten klarzukommen. Dies geschieht ziemlich wortlos und fesselt den Zuschauer trotzdem dank starker Atmosphäre und grandioser Location. Natürlich wurde visuell etwas dicker wie bei "Pitch Black" aufgetragen, aber dieser Planet "glänzt" dennoch in seiner ganz eigenen Art und Weise.
Richtig schön hat mir der Aspekt gefallen, dass Riddick sich einen "Welpen" von den Hyänenartigen Monstern klaut, großzieht und dieses Geschöpf im Hund-Modus sein bester Freund wird. Und wenn man so etwas bei einem Riddick-Film sagen kann, kann man schon von "ganz großen Gefühlen" reden. Also, neben dem Survival-Thema, das das erste Drittel beherrscht, gibt es für Pussies und "Tierliebhaber" (wie mich, weswegen der Film wohl auch ein Pünktchen mehr bekommt) auch etwas Gefühlsduselei - und das finde ich gut.
Neben diesen Bestien gibt es aber auch eine weitaus bedrohlichere Gattung, die in den Wasserlachen überlebt: So eine Art Fleischfresserpflanze mit einem verdammt giftigen (in großen Dosen auch tödlichen) Scorpion-Penis als Fühler - wenn ich diese putzigen Tierchen irgendwie beschreiben müsste. Diese kann man nicht zähmen. Riddick benutzt das Gift zur Selbstinjektion, um nach und nach immer größere Dosen zu spritzen um dagegen immun zu werden.
Dieser Survival-Part nimmt viel an Laufzeit weg. In den Augen der Cineasten mit gehobenem Niveau dürfte dies der stärkste Teil des Filmes darstellen. Für mich Grobklotz ist dieser Abschnitt aber auch noch verdammt interessant und faszinierend ausgefallen, wobei ich dann eher in Hälfte Zwei feucht werde...
Denn das Unheil kündigt sich in Form von einer Unwetterfront am Horizont an und Riddick weiß, dass selbst er als Superheld diesen Regen nicht überleben würde. Nicht, weil der Regen sauer wäre, sondern es würde überall von diesen Schlamm-/Wassermonstern (und Scorpion-Penisen) nur so wimmeln, dass auch seine mittlerweile starke Immunität nichts bringen würde. So sucht Riddick einen Transmitter auf (ausländisch für : Große Kabine mit Smartphone), der ein Notsignal ins Universum schickt, dass es auf diesem Planeten einen Überlebenden gibt. Leider sendet dieser Transmitter auch Informationen über die Person mit, die diesen betätigt, und da Riddick ein gefragter Mann ist, kommen gleich zwei Raumschiffe "zur Hilfe": Kopfgeldjäger unter der Führung von Santana (Jordi Mollà) und Weltraumpolizisten unter der Führung von Boss Johns (Matt Nable), der noch eine Rechnung mit Riddick offen hat (Johns ist der Vater von dem zwielichtigen Drecksack aus Teil 1).
Ab hier wird es facetten- und actionreich: Gut gegen Böse gegen Riddick. Keiner weiß, wem er vertrauen kann und dennoch ist man mit weiterer Laufzeit immer mehr auf Zusammenarbeit der anderen Seiten verpflichtet, wenn man Überleben will. Vertrauen hin, Vertrauen her.
Dabei bekommen die meisten Charaktere genug Screentime und sind gut gezeichnet sowie auch ausreichend besetzt, dass man auch an dieser Stelle nicht meckern kann.
Das Geschehen wirkt dabei nie zu hektisch, nie zu bombastisch oder zu gekünstelt. Nein, die Konstellation sowie die Vertrauensfrage (Moral) stehen im Vordergrund, zeugen neben der Überlebenshatz, die etwas an "Alien IV" erinnert, permanent für gute Spannung und wem das nicht reicht, bekommt knapp alle zehn Minuten einen coolen Spruch von Riddick serviert, dass das Heimkino einfriert.
Fazit:
Teil 3 ist ein gelungener Mix aus Survival und Science Fiction-Horror. Beide Parts erinnern an bekannte Filme ( "Enemy Mine" und "Alien IV"). Und wenn man es so nimmt, können auch Tierfreunde mal einen Blick riskieren...
Solide acht Punkte, aber da ich den Film schon drei Mal verschlungen habe und immer noch nicht gesättigt bin, kann ich ruhig noch einen drauf legen.
9/10