Natürlich ist Riddick eine coole Sau. Schon die erste Einstellung lässt daran keinen Zweifel. Die aus dem Wüstensand ragende Hand des vermeintlich Toten packt einen Echsen-artigen Aasfresser am Hals und drückt beherzt zu. Wenig später richtet er einen üblen Bruch, indem er einfach sein Bein zwischen zwei Felsen klemmt und es ordentlich knacken lässt. Das hat etwas Archaisches, Dreckiges und Derbes wie man es im heutigen Mainstreamkino auch mit dem Elektronenmikroskop nicht finden könnte.
Diese B-Film-Attitüde - denn nur da ist so etwas noch erlaubt - zieht sich konsequent durch das erste Drittel des Films. Der auf einem trostlosen Wüstenplaneten ausgesetzte Riddick passt sich mühsam an seine feindliche Umgebung an, domestiziert eine Hyänen-ähnliche Raubtierkreatur und erledigt ein riesenhaftes Skorpion-artiges Ungetüm auf die ganz unzimperliche Art.
Regisseur David Twohy und sein Star Vin Diesel machen bis dato alles richtig. Nachdem der zweite Teil um den berüchtigten interstellaren Schwerverbrecher ("Riddick - Chroniken eines Kriegers") mit einem Riesenbudget eine fulminante Bruchlandung hinlegte, besann man sich bewusst auf die Stärken des Originals und plante einen kleinen, schmutzigen SF-Reißer, dessen bewusst schmale Kosten sämtliche Kompromisse hinsichtlich des breiten Massengeschmacks erfreulich obsolet machten.
Wie im kultigen Erstling „Pitch Black" inszenieren sie Riddick dann auch konsequent als knallharte und zivilisationsfeindliche Science-Fiction-Ikone und zielen damit klar auf die vom aufgeblasenen zweiten Teil enttäuschte Fanbase.
Leider ist der Back-to-the-roots-Wille dermaßen ausgeprägt, dass man sich auch Plot-technisch keinen Millimeter auf Neuland bewegt. Das geht so weit, dass „Riddick" stellenweise wie ein Eins-zu-eins-Remake des Originals wirkt. Denn erneut ist Riddick Gefangener einer Söldnertruppe und wiederum müssen sie ihn von der Leine lassen, da auf dem unwirtlichen Planeten alles andere als freundlich gesinnte Kreaturen ihr Unwesen treiben. Spannung kann bei so viel Redundanz natürlich keine aufkommen.
Zumindest kann die Idee, mittels eines Notsignals ein paar Kopfgeldjäger anzulocken um dann mit deren Schiff abhauen zu können, als zarte Variation der "Pitch Black"-Story gewertet werden, aber leider holt Twohy aus dieser vielversprechenden Konstellation deutlich zu wenig heraus. So erstarren die immerhin als versiert und kampferprobt eingeführten Söldner bereits bei Riddicks Namen vor Ehrfurcht und lassen auf ein Kampfspektakel der Extraklasse - nicht zuletzt auch hinsichtlich des Härtegrades - hoffen.
Nur dumm, dass der so Beweihräucherte kaum etwas unternimmt, um seinem sagenhaften Ruf gerecht zu werden. Bei der Dezimierung seiner Gegner zeigt er weder besondere Raffinesse, noch die ihm gebetsmühlenartig attestierte Gemeingefährlichkeit.
Dazu kommen Dialoge, die auch für B-Verhältnisse sämtliche Blödheitsumzäunungen brachial einreißen und den vermeintlichen Witz ganz tief im CGI-Wüstensand verbuddeln. Der in diesem Zusammenhang unrühmliche Gipfel ist der völlig missglückte Lesben-Running Gag hinsichtlich „Battlestar Galactica"-Amazone Katee Sackhoff. Das ist dann selbst zum Fremdschämen noch zu peinlich.
Nur gut, dass Vin Diesel - sofern er nicht sprechen muss - seine Figur dank eines strammen Gesamtpakets aus Gestik, Mimik und Physiognomie zumindest optisch in die Coolness-Champions Leaugue katapultiert. Das darf er in seinen Dom Toretto-Urlauben gerne noch häufiger machen, aber dann bitte nicht mit Groschenheft-Sprüchen und einer vom ersten Teil abgekupferten Plothülse.
Zumindest ist Riddick bei den Grundtugenden wieder einigermaßen in der Spur. Action und Atmosphäre sind stimmig. Jetzt muss er nur noch erzählerisch ordentlich Gas geben, um das enteilte Feld von hinten aufzurollen. Am besten „fast" und vor allem „furious".