Im Filmbusiness ist es natürlich kein Widerspruch, wenn aus dem "Letzten Exorzismus" gleich mehrere Teile werden. Deswegen geht es in dem Sequel DER LETZTE EXORZISMUS: THE NEXT CHAPTER punktgenau weiter mit dem Schicksal des arg gebeutelten Teens Nell Sweetzer. Wir folgen ihr auf dem Weg der Resozialisierung im Rahmen einer kleinen Schutzgemeinschaft und natürlich wäre der Film kein Sequel, wenn er nicht dafür sorgen würde, dass die dämonische Präsenz bald wieder um die Ecke schaut…
Was DER LETZTE EXORZISMUS 2 allerdings daraus macht, mutet in der Schlussphase wie eine Parodie an, die aber nicht kenntlich gemacht wird. Konnte man als low Budget gewohnter Konsument im 1. Teil noch 10 Augen aufgrund ein paar guter Ansätze zudrücken, will man 2 davon beim 2. Teil ganze 85 Minuten kaum mehr aufmachen.Mit einem Wort zusammengefasst versucht DER LETZTE EXORZISMUS 2 in das seriösere Horrorgenre aufzusteigen, Empathie für die Hauptdarstellerin Nell zu generieren und ein anspruchsvolleres Horrordrama zu werden.
Doch will der typische Horrorseher wirklich sehen, dass sie den Fluch überwindet? Nein, er will die Action sehen, wenn das Böse von ihr Besitz ergreift. In den ersten 45 Minuten gibt es diesbezüglich bis auf eine Szene keine Spannungsmomente und man folgt den extrem ruhigen Geschehen mit aller Aufmerksamkeit die hierfür noch zu motivieren ist. Nach hinten hin wird es im Semifinale nur noch lächerlich und wirkliche Schockeffekte sind bei bester und konservativer Raumbeleuchtung große Mangelware.
Der Schluss ist völlig aus dem Ruder gelaufen und geradezu langweilig, wo manche B-Filme noch aus einem letzten spannungs- oder actionreichen 10-minütigen Schlussakkord etwas Punkte gut machen, verliert DER LETZTE EXORZISMUS 2 sogar noch welche. Unabhängig vom Teil 1 hätte man sich mit dem Independentdrama Ansatz des ersten Teils und der versuchten Bewältigung des Schicksals einer jungen Frau vielleicht noch anfreunden können. Aber die zweite klischee-getränkte Hälfte ohne Innovation und Spannung macht diese Chance zunichte. Alles wirkt schon 100 Mal besser gesehen, voller Redundanz und dramaturgisch auf der Stelle tretend. Damit ereilt DER LETZTE EXORZISMUS 2 das typische Schicksal von misslungenen Fortsetzungen.
Dabei liegt es sogar weniger an der zarten Ashley Bell, die wieder versucht alles zu geben, richtig schauspielern kann und auch in der Lage ist die Emotionen glaubhaft zu transportieren. In DER LETZTE EXORZISMUS 2 muss sie quasi kaum noch Übungen im Bereich rhythmische Sportgymnastik und Bodenturnen vorführen. Die eher drama-artige erste Hälfe des Films wird sicherlich nicht viele Genrefans zufriedenstellen und der Rest ist einfach nur austauschbar. Der Versuch damit von dem Found-Footage Charakter loszukommen ist gelungen. Das Ziel mit mehr Mystery, Voodoo-Zauber und vermeintlicher Seriosität ein Horrorpublikum nachhaltig zu begeistern nicht.
3/10 Punkten