Offenbar war "Der Letzte Exorzismus" von 2010 der vorletzte Exorzismus, es sei denn, es gibt irgendwann einen "Allerletzten Exorzismus". Und wie es oftmals bei kleinen Achtungserfolgen ist: Die Fortsetzung kann dem Original nicht in Ansätzen das Wasser reichen.
Nell (Ashley Bell) hat als einzige das Exorzismus-Ritual überlebt und erhält die Möglichkeit in einer offenen Therapie ein neues Leben zu beginnen. Doch bereits nach einiger Zeit in der Wohngemeinschaft häufen sich merkwürdige Vorfälle, denn der Dämon scheint noch längst nicht aus Nells Leben verschwunden zu sein...
Die Geschichte setzt nahtlos am Vorgänger an und ist mit Ashley Bell erneut recht treffend besetzt. Nell versucht nach den schrecklichen Ereignissen ihr Leben zu ordnen, freundet sich rasch mit den Problemmädchen an, darf als Putzkraft in einem Hotel arbeiten und lernt sogar einen Jungen kennen. Zunächst ist diese Entwicklung durchaus interessant und im Zuge einiger düsterer Andeutungen auch halbwegs atmosphärisch, doch es kommt zu keiner Steigerung.
Der Mann in Silber beim Mardi Gras ist so ein typisches Beispiel für drohendes Unheil, denn er äußert kurz Einzelheiten, die er eigentlich gar nicht wissen kann und auch Nells verstorbener Vater erscheint einige Male und faselt wirres Zeug. Nur leider bleibt es bei einigen Erscheinungen, was fast immer damit einher geht, dass Menschen in Nells Umfeld plötzlich bösartige Züge annehmen, um im nächsten Moment wieder völlig normal zu wirken.
Von Besessenheit in irgendeiner Form fehlt allerdings jede Spur.
Zwar klatschen noch einige Krähen an Fenster und schwache CGI-Fliegen surren durch die Gegend, doch von brauchbaren Effekten ist man weit entfernt. Stattdessen zaubert man fürs Finale eine zuvor nicht eingeführte Gruppe von Helfern aus dem Ärmel, was für die Dramaturgie nicht von Vorteil ist. Entsprechend unkreativ und spannungsarm fällt der Showdown aus, auch wenn kurz vorm Abspann noch kleine Pyro-FX mitmischen.
Ashley Bell spielt immerhin durchweg überzeugend und mit vielen Nuancen, doch die Geschichte tritt spätestens zur Halbzeit nur noch auf der Stelle und dümpelt einfallslos vor sich hin.
Erzählte der Vorgänger eine runde Geschichte mit leichtem Augenzwinkern, wird man hier in eine halbwegs düstere Umgebung geworfen, in der es noch nicht einmal einen waschechten Exorzismus gibt. Aus einer Handvoll Jump Scares und einem im ersten Drittel gelungenen Drama mit mystischen Einschüben wird spätestens zum Finale ein enttäuschendes Kaspertheater.
3,5 von 10