Review

In jeder (Ver-)Fassung absolut sehenswert

Auch mit seinem "Hobbit" ist Jackson und Co. allen Unkenrufen zum Trotz wieder ein sehr guter Film gelungen. Teilweise ist der Produktion die Kollaboration mit Guillermo del Toro zwar anzumerken, das heißt ein wenig fehlt ihm die Leichtigkeit des ersten "Herr der Ringe"-Films und kommt hiermit ein immenser Kraftakt zum Vorschein, doch insgesamt ist es wieder einfach nur erstaunlich was hier alles geboten wird. Und dabei halte ich die alten "Herr der Ringe"-Filme für relativ schlecht gealtert. Doch die neue Farbgebung und wuchtigen Spezialeffekte können der Franchise hiermit wieder neues Leben einhauchen: so, dass es jedenfalls auch für aktuelle Sehgewohnheiten reichen sollte. Dass der Film dem hingegen jedoch keineswegs so gut angenommen wurde wie die alten "Herr der Ringe"-Filme zu ihrerzeit kann ich mir nur mit einem Zeitgeist erklären, welcher zunehmend skeptisch erscheint - und jetzt womöglich schon allergisch auf Anachronismen reagiert, denn zeitgemäß ist die Handlung des Films ja eigentlich nicht. Jackson's Interpretation des "Herrn der Ringe" war Ende der Neunziger etwas völlig Neues, eine Ernsthaftigkeit die zwischen pathetischen Lächerlichkeiten à la "Independence Day" und "Armageddon" damals einfach unerhört gewesen ist. Daneben haben erst "Matrix" und das erste "Star Wars"-Revival diesen Blockbuster-Zustand geändert - und der "Hobbit" ist nun eher ein Film mit dem die breite Öffentlichkeit nicht mehr an diese Zeit erinnert werden möchte. Nun ja: den wahren Fans wird diese Missgunst auch nicht stören, denn der "Hobbit" ist ein Film der in seiner Welt schwelgt - was auch erklärt wie aus so wenig Buch so viel Film werden konnte. Nein: es wird, vorausgesetzt darauf mag sich wie auf ein breit angelegtes Spiel eingelassen werden, nie langweilig in dem Film. Nur der finale Kampf ist ein wenig zu langatmig inszeniert und die bitter nötigen Musicalszenen kommen, obwohl vorhanden, zumindest in der zu diesem Zeitpunkt einzig vorliegenden Kinoversion immer noch viel zu kurz. Dabei besticht der "Hobbit" vor allem in seiner Vielfalt, wo ich dank Radagasts Integration erstmals bei Peter Jackson auch nicht das Gefühl hatte, dass Tom Bombadil fehlt. Diesem Drehbuch ist es wahrhaftig gelungen Bombadils Geist in Radagast zu verkörpern und dem Stoff seiner Weltschwere nicht zu berauben.
Einer eigentlichen Komödie: "The Hobbit" war nämlich immer schon nicht nur eine grausame Kindergeschichte, sondern auch ein beherztes Lustspiel. Ein Spiel mit dem Fernweh, der Lust auf Reise und Abenteuer. Und ähnlich wie Sam Raimi vergaß auch Jackson hier wieder nicht seine Splatter-Herkunft: diesmal in Form der menschenfressenden Trolle, die mich mehr als einmal an die "Feebles" erinnert haben. So leicht hätte hier auf Henderson zurückgegriffen werden könnte, doch Jackson's Trolle bleiben so völlig eigenständig und machen zusammen mit dem fulminanten Rest einen einfach tollen Film für jung und alt aus. Einen Film, der sich als Blockbuster einmal mehr kommerziellen Einordnungen vollständig entziehen kann: ich kann die Fortsetzungen jedenfalls kaum mehr erwarten -

Rating 9.5

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